09.13 Uhr: „Wir haben einige Bereiche evakuieren müssen“, berichtet Landrat Bernhard Kern zu den hochwasserbedingten Einsätzen. Diese seien sehr geordnet abgelaufen. Die Bayerische Bereitschaftspolizei sei angefordert worden, um den Landkreis zu unterstützen. Rund 890 Einsatzkräfte seien derzeit im Einsatz. Der Katastrophenfall wurde gegen 22.22 Uhr ausgerufen, noch steht nicht fest, wie lange er „aufrechterhalten werden muss.“ Innenminister Joachim Herrmann hat sich telefonisch ein Bild der Lage verschafft, berichtet Kern weiter.
Anton Brandner, örtlicher Einsatzleiter, spricht als Nächstes. „Es war sehr schnell klar, dass es erforderlich sein wird, dass Ganze stabsmäßig zu führen“, berichtet er. Es laufe mittlerweile in Richtung 500 Einsätze, „das ist viel, aber nicht so ungewöhnlich.“ Was ungewohnt gewesen sei war, dass in kurzer Zeit sehr dramatische Meldungen kamen, bei denen Menschenleben in Gefahr waren. Beispielsweise wurden Fahrzeuge auf Straßen „zum Spielball der Wassermassen“, Häuser waren einsturzgefährdet, Menschen mussten gerettet werden.
In Schönau am Königssee musste eine Siedlung mit rund 80 Personen vorsorglich evakuiert werden, berichtet Landrat Kern auf Nachfrage. Auch anderenorts habe es einzelne Evakuierungen gegeben. Brandner ergänzt: Der Fokus lag auf den Gebieten am Königssee. Rund 130 Personen mussten „anderweitig untergebracht werden.“
09.03 Uhr: Die Pressekonferenz beginnt. Landrat Bernhard Kern (CSU) hat das Wort. „Für uns fast unvorstellbar,“ dass man den Katastrophenfall habe ausrufen müssen, erklärt er. Die Hilfskräfte seien im „Dauereinsatz.“ „Fast pünktlich um 3 Uhr ist der nächste Regenschauer in das Berchtesgadener Land gezogen.“ Eine weitere Front komme wohl auf den Kreis zu. Königssee, Berchtesgaden, Marktschellenberg und Bischofswiesen „sind äußert betroffen,“ so der Landrat Das Ausmaß sehe man erst bei Tageslicht.
Der entscheidende Punkt sei, „dass wir zwei Verstorbene haben.“ Einer habe eine natürlich Todesursache, möglicherweise hänge es aber auch mit dem Unwetter zusammen. „Die Realität hat uns eingeholt“, so Kern. Man sei gut vorbereitet gewesen, sagt er mit Blick auf Feuerwehren, Retter und BRK. Alle hätten sich entsprechend vorbereitet und die ersten Vorkehrungen getroffen. Die Bäche seien über das Niveau von 2013 angestiegen.
Fazit: Rund 890 Hilfskräfte seien derzeit im Berchtesgadener Land im Einsatz. Hilfskräfte mit schwerem Gerät seien in den Landkreis geschickt worden, wofür Kern sich bedankt. Die Bergwacht, die Wasserwacht, BRK und freiwillige Feuerwehren seien im Einsatz. „Wir sind leidgeprüft im Berchtesgadener Land“, so der Landrat. Er dankt den Helfern und auch den Behörden für die gute Arbeit.
Update vom 18. Juli, 8.40 Uhr: Nach dem Hochwasser in Oberbayern laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Einsatzkräfte entfernen Schutt und Schlamm und pumpen Keller leer. Der Landkreis Berchtesgadener Land will am Sonntag um neun Uhr über die aktuelle Lage und die Folgen informieren. Sintflutartige Regenfälle hatten am Samstag in mehreren Orten den Fluss Ache sprunghaft ansteigen lassen und für Erdrutsche gesorgt. Einzelne Häuser mussten geräumt werden. Zwei Menschen starben - in einem Fall ist noch unklar, ob ein Zusammenhang mit dem Hochwasser besteht. Das Landratsamt rief den Katastrophenfall aus.
Update vom 18. Juli, 6.40 Uhr: Nach sintflutartigen Regenfällen war die Feuerwehr im Berchtesgadener Land seit Samstagabend mit rund 500 Kräften im Einsatz. Der Landkreis hatte noch am Abend den Katastrophenfall ausgerufen. Zwei Menschen starben in dem Hochwassergebiet. Es sei bei einem Todesfall aber noch unklar, ob der dieser in Zusammenhang mit dem Hochwasser stehe, sagte die Sprecherin des Landratsamt Berchtesgadener Land, Alexandra Rothenbuchner.
Die Lage sei dramatisch, wie ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Traunstein sagte. Das Wasser schieße aus den Bergen, gleichzeitig stiegen die Pegelstände des Flusses Ache an. Betroffen waren vor allem die Orte Berchtesgaden, Bischofswiesen, Schönau am Königssee, Marktschellenberg und Ramsau im äußersten Südosten Bayerns. Dort trat das Wasser stellenweise über die Ufer und überflutete Straßen. Hänge rutschten ab. Einzelne Häuser mussten deshalb geräumt werden, sagte Rothenbuchner. „Es kommen ständig Notrufe rein“, sagte ein Polizeisprecher in Rosenheim.
Medien berichteten derweil von Rekord-Pegelständen an der Ache - bis 22 Uhr lagen sie schon bei etwa 3,75 Metern. Bilder zeigen Straßen, die sich in reißende Bäche verwandeln. Menschen waten knietief im Wasser. Alle paar Hundert Meter sei die Feuerwehr im Einsatz, berichtet ein Augenzeuge. Traktoren räumten Schutt beiseite. Zum Teil stehe das Wasser bis zu 50 Zentimeter hoch.
Update vom 17. Juli, 23.40 Uhr: Nach heftigen Regenfällen sind Teile der Altstadt von Hallein bei Salzburg überflutet worden. Ein Bach hatte sich am Abend zu einem reißenden Strom entwickelt, das bestätigte die Polizei am Samstag. Nach Angaben der Feuerwehr lagen am späten Abend keine Meldungen über Vermisste, Verletzte oder gar Tote vor.
In Häusern eingeschlossene Menschen wurden mit Hilfe von Booten oder Lastwagen geborgen, sagte Landesfeuerwehr-Kommandant Günter Trinker. Das Wasser floss laut Behörden am späten Abend teilweise wieder ab. Dennoch bleibe die Lage in der 22.000-Einwohner-Stadt angespannt. Neue Regenfälle sind nicht ausgeschlossen
Halleins Bürgermeister Alexander Stangassinger sprach gegenüber den Salzburger Nachrichten von einer Katastrophe. In einer Schule sei eine Notunterkunft eingerichtet worden für jene, deren Wohnungen nicht erreichbar seien.
In Bayern hat die Berchtesgadener Ache den Pegelstand des letzten Hochwassers von 2013 deutlich überschritten, wie BGL24.de berichtet. Damals hatte die Ache laut Hochwassernachrichtendienst einen Höchststand von 312 Zentimeter. Heute erreichte der Fluss 383 Zentimeter, also 71 Zentimeter höher.
Update vom 17. Juli, 23.00 Uhr: Wie das Landratsamt Berchtesgadener Land in einer Pressemitteilung bekannt gab, ist um 22.22 Uhr aufgrund der Unwetterlage der Katastrophenfall ausgerufen worden.
Häuser mussten evakuiert werden, zudem gibt es mehrere Erdrutsche, überflutete Straßen und voll gelaufene Keller. In Oberbayern ist die Feuerwehr nach starkem Regen seit Samstagabend im Dauereinsatz. Die Lage sei dramatisch, sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Traunstein.
Betroffen sind vor allem die Orte Berchtesgaden und Bischofswiesen. Dort schieße das Wasser aus den Bergen, gleichzeitig stiegen die Pegelstände des Flusses Ache an. Wegen abrutschender Hänge seien schon einzelne Häuser geräumt worden. Der Landkreis koordiniere ab sofort den Einsatz. Die Menschen in den Orten seien dazu aufgerufen worden, ihre Keller nicht mehr zu betreten.
„Es kommen ständig Notrufe rein“, sagte ein Polizeisprecher in Rosenheim. Im Landkreis Berchtesgadener Land seien sämtliche Feuerwehren gefordert. „Die Lage ist unübersichtlich“, sagte der Sprecher. „Es regnet stark.“ Bundesstraßen seien überflutet oder wegen Murenabgängen gesperrt worden.
Erstmeldung vom 17. Juli 2021:
München - Nicht nur in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist Land unter: Nun kommt es auch in Bayern zur Flut. Im Südosten des Freistaats, im Berchtesgadener Land* und in Traunstein*, haben Unwetter zu Überflutungen geführt.
Laut dem Hochwassernachrichtendienst ist der Pegel der Berchtesgadener Ache in am Samstagabend massiv in die Höhe geschossen. Auch in der Traun und der Tiroler Achen soll es zu einer Flutwelle kommen. Wie BGL24.de berichtet, stehen zahlreiche Keller unter Wasser, die Feuerwehr sei im Dauereinsatz und aktuell regne es noch immer. Von den Hängen kämen überall Bäche in die Täler herunter. Einsatzschwerpunkt im Landkreis sei aktuell Bischofswiesen. Aber auch in Berchtesgaden und Marktschellenberg würden 200-300 Einsätze laufen, erklärte die Integrierte Leitstelle Traunstein.
Auch in Reit im Winkl seien mehrere einzelne Gebäude überschwemmt worden, erklärte die Traunsteiner Einsatzzentrale. Hier seien ebenfalls mehrere Feuerwehren im Einsatz und versuchen, die Straßen freizuräumen und die Gebäude zu schützen und Keller auszupumpen. Die Integrierte Leitstelle Traunstein hat eine Gefahrenmeldung über Katwarn herausgegeben. Aus österreichischen* Grenzstadt Hallein (Bundesland Salzburg, angrenzend an das Berchtesgadener Land) kursieren erschreckende Videos, die ebenfalls an NRW und Rheinland-Pfalz erinnern.
Somit haben sich ursprüngliche Hochwasserprognosen nicht bewahrheitet, denn erst am Nachmittag waren diese nach unten korrigiert worden. Der Hochwassernachrichtendienst Bayern (HND) hat am Samstagabend für die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land eine „Warnung vor Ausuferungen und Überschwemmungen“ ausgegeben. Die gleiche Warnung gilt auch für die Iller und die Donau in den Landkreisen Donauwörth, Neu-Ulm, Günzburg, Donau-Ries und Dillingen an der Donau. Auch in Ingolstadt, im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sowie im Landkreis Kelheim kann es zu Überschwemmungen kommen.
Aus einer harmlos scheinenden Vorabinformation des Deutschen Wetterdienstes ist eine Unwetterwarnung der Stufe drei geworden. Die Behörde warnt fast in der gesamten Region das ganze Wochenende lang vor ergiebigem Dauerregen. Die Flut wird also wohl noch weiter anschwellen. cg - *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.