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Fachkräftemangel, Energiepreise und Inflation bedrohen Kliniken im Tölzer Land

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Von: Franca Winkler

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Kreisklinik Wolfratshausen Haupteingang
Die aktuelle Lage machen der Kreisklinik Wolfratshausen als auch der Asklepios Stadtklinik zu schaffen. © Daniel Wegscheider

Landkreis – Erst hat die Pandemie für Belastungen der Krankenhäuser gesorgt. Nun folgen steigende Energiekosten und die Inflation, die Krankenhäuser in existentielle Nöte bringen.

Der Ausschuss für Gesundheit und Soziales beim Bayerischen Landkreistag hat kürzlich in seiner Sitzung einen einstimmigen Appell an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gerichtet: „Die Situation unserer Krankenhäuser ist dramatisch“, sagt der Vorsitzende des Ausschusses Thomas Eichinger, Landrat in Landsberg am Lech.

Die lange Belastung durch die Corona-Pandemie, die damit verbundenen Erlösausfälle, die durch den Ukraine-Krieg drastisch gestiegenen Energiekosten sowie die durch die Inflation erheblich verteuerten Waren und Dienstleistungen bringen existenzielle Nöte, setzt Eichinger fort. Viele Krankenhäuser kommen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Eine schnelle und solide Unterstützung durch den Bund für die Aufrechterhaltung der medizinischen Grund- und Regelversorgung sei nötig.

Kreisklinik Wolfratshausen blickt mit Sorge in die Zukunft

Auch die Kreisklinik in Wolfratshausen blickt mit Sorge in die Zukunft, berichtet Geschäftsführer Ingo Kühn. Felix Rauschek, Geschäftsführer der Asklepios Stadtklinik klagt: „Parallel zu den Belastungen und Folgen der Corona-Pandemie trifft die Krankenhäuser nun die Inflation und insbesondere die extrem gestiegenen Energiepreise“.

Laut Eichinger habe Bundesgesundheitsminister Lauterbach signalisiert, die Kliniken aufgrund ihrer schwierigen Situation nicht im Stich lassen zu wollen. „Aus Signalen müssen nun Taten folgen“, fordert Eichinger. Über Jahre stand man wegen fehlender Bundes-Finanzierung vor immensen Problemen, die letztlich durch kommunale Gelder gelöst wurden.

Doch nun seien die Kliniken durch Fachkräftemangel und Energiekosten in einer prekären Lage. Roland Englhausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, startete aus diesem Grund kürzlich die Kampagne „Alarmstufe Rot“.

Kliniken fordern eine weiterentwickelte Krankenhausplanung des Bundes

Krankenhäuser kommen zunehmend in Not: Die lange Belastung der Pandemie, Fachkräftemangel und nun die Energiekrise. Dabei werden Kliniken gebraucht, „um die medizinische Grund- und Regelversorgung der Bevölkerung gewährleisten zu können“, mahnt Thomas Eichinger, Zuständiger im Ausschuss für Gesundheit und Soziales beim Bayerischen Landkreistag.

Man habe bereits über Jahre hinweg wegen „einer fehlenden auskömmlichen Bundes-Finanzierung unserer Betriebs- und Investitionskosten vor immensen Problemen“ gestanden, setzt Eichinger seinen Appell an Gesundheitsminister Karl Lauterbach fort. Vieles habe man abfedern können, doch jetzt seien die Kliniken „in einer prekären Lage, die unmittelbare Hilfe durch den Bundesgesundheitsminister braucht“.

Neben ausreichenden Investitionsmitteln bedürfe es „eine weiterentwickelte Krankenhausplanung durch den Freistaat Bayern“, fordert er. Aus diesem Grund wurde jüngst durch Roland Engehausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft die Kampagne „Alarmstufe Rot“ gestartet.

Ingo Kühn, Geschäftsleiter der Kreisklinik Wolfratshausen zur Situation: „Kliniken schreiben rote Zahlen“

Geschäftsführer Ingo Kühn
Geschäftsführer Ingo Kühn von der Kreisklinik Wolfratshausen © Kreisklinik Wolfratshausen

Ingo Kühn, Geschäftsleiter der Kreisklinik in Wolfratshausen zur Situation: „Krankenhäuser sind eine tragende Säule der Gesundheitsversorgung für die Bürgerinnen und Bürger in ganz Bayern. Nach der Corona-Krise, die die Kliniken stemmen mussten, rollt nun die Energiekrise auf die Kliniken zu. Circa 70 Prozent der Kliniken in Deutschland schreiben bereits vor der Energiekrise rote Zahlen. Auch die Kreisklinik Wolfratshausen schreibt Defizite.“ Man blicke mit Sorge in die Zukunft, „sollten die Preise weiter steigen und die Gegenfinanzierung durch den Bund oder durch die Kostenträger ausbleiben“.

Der Fachkräftemangel, insbesondere im Pflegebereich, sei ein großes Problem, Kühn vermutet aber, dass dieses erst am Anfang steht. Die Kreisklinik unternehme große Anstrengungen, um Personal zu gewinnen, Fachkräfte auszubilden, als auch das vorhandene Personal zu binden. Eine Refinanzierung der Kosten bleibe meist aus, sagt der Geschäftsführer der Wolfratshauser Klinik zur unzureichenden Finanzierung. Die Klinik prüfe stets wie zu einer verbesserten wirtschaftlichen Situation der Klinik beigetragen werden kann.

Felix Rauschek, Geschäftsführer der Tölzer Asklepiosklinik, warnt vor einer „ökonomische Abwärtsspirale“ für die Krankenhäuser

Geschäftsführer Felix Rauschek
Geschäftsführer Felix Rauschek von Asklepios Stadtklinik Bad Tölz © Asklepios Bad Tölz

Auch Felix Rauschek, Geschäftsführer der Asklepiosklinik in Bad Tölz, sieht die aktuelle Lage kritisch, zumal im Sommer auch alle Corona-Hilfen für Kliniken ausgelaufen seien und schließt sich dem Appell an. „Die Krankenhäuser können die inflationsbedingten Preissteigerungen, unabhängig davon, ob Sie in kommunaler, privater oder freigemeinnütziger Trägerschaft stehen, nicht dem laufenden Betrieb ausgleichen“, betont Rauschek.

Rauschek fordert eine tiefgreifende strukturelle Reform. „Sonst laufen wir Gefahr, Deutschlands Krankenhäuser in eine gefährliche ökonomische Abwärtsspirale zu katapultieren.“ Die Beschäftigten in den Krankenhäusern müssten zudem„ von Bürokratie befreit werden, statt sie mit immer mehr Anforderungen zu konfrontieren. Zum anderen braucht es von der Politik Konzepte zur Lösung des bundesweiten Fachkräftemangels im Gesundheitswesen“, fordert Rauschek.

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