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Bad Tölz-Wolfratshausen: Zum Fahrplanwechsel ab 10. Dezember einheitlicher Tarif

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Von: Daniel Wegscheider

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MVV-Bus in Bad Tölz
„Meilenstein für die Mobilitätswende“: Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wird ab Dezember komplett dem MVV-Tarifverbund angehören. © Daniel Wegscheider

Landkreis - Der Beschluss im Kreisausschuss ist wegbereitend: Für den gesamten Landkreis wird das Bus- und Bahnfahren ab Mitte Dezember durch den Beitritt beim Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) einfacher und günstiger.

Für Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) ist es ganz klar: „Für uns ist es der Weg in die Zukunft und was wir schon sehr lange wollen“, sagte er am Montagnachmittag im Kreisausschuss, als der Beschluss zur MVV-Verbundraumerweiterung anstand. Damit fand ein umfangreiches Thema seinen Abschluss, den Norden sowie den Süden per einheitlichen Tarif im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu vereinen. Seit den 1990er-Jahren ist die Hälfte beim MVV – der Süden war bis dato nicht integriert. Das wird sich nun ändern.

„Bis zuletzt haben Verhandlungen mit dem Freistaat stattgefunden“, erklärte Matthias Schmid, der ÖPNV-Experte am Landratsamt. Mehr als 25 Jahre nach Unterzeichnung des Gesellschaftsvertrages hat sich der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen seit Ende 2018 in einem sehr zeitaufwändigen Prozess mit zahlreichen Abstimmungsrunden, die allesamt dem Ziel folgten, auch den südlichen Teil in den MVV zu integrieren. Dort betreibt die Regionalverkehr Oberbayern (RVO) die Buslinien.

MVV-Zonen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen

Zukünftig soll sich das MVV-Tarifgebiet innerhalb des Landkreises von Zone 2 bis 9 bewegen. Der nördliche Teil liegt bereits in den Zonen 2 bis 5/6, die auch unverändert bleibt. Nach der Verbundraumerweiterung geht es im Süden weiter bis Zone 9, in der etwa die Gemeinde Kochel sowie der Walchensee liegt. „Alle MVV-Tickets, wie wir sie bereits kennen, kommen dann auch für den Süden“, erklärte Schmid weiter. Also Einzelfahr-, Steifen- und Tageskarten sowie die Isar-Card-Wochen- und -Monatskarten.

Kurzstrecken innerhalb einer Gemeinde kosten 1,90 Euro

Was der Bürger damit einspart, erklärte Schmid anhand konkreter Beispiele: Wer derzeit von Walchensee nach Kochel per Bus reist, zahlt 5,50 Euro. Künftig zählt dies als Kurzstrecke und kostet 1,90 Euro. Bekanntermaßen können damit bis zu vier Haltestellen, wovon maximal zwei auf der Schiene, zurückgelegt werden. Außerdem können Einzelfahrten im ÖPNV innerhalb einer Gemeinde auch dann als Kurzstrecke bestritten werden, wenn die Haltestellen auf mehren Zonen aufgeteilt sind.

Für das südliche Oberland sei der MVV-Beitritt ein Gewinn, da sich gerade dort größere Kommunen wie Lenggries und Jachenau befinden. „Ein attraktives Angebot“, findet Schmid und legte noch ein Beispiel nach: Fahrgäste der BRB von Bad Tölz nach München löhnen im günstigsten Tarif derzeit für das „Bayernticket“ 27 Euro. 11 Euro weniger kostet die MVV-Tageskarte mit 16 Euro.

Kochelseebahn ist im Tarif mit dabei auch wenn der Landkreis Weilheim-Schongau nicht beitritt

Bei all der Vorfreude zeigte sich Kochels Bürgermeister Thomas Holz (CSU) besorgt mit Blick auf die Kochelseebahn. Grund: Diese durchfährt auf ihrer 35,47 Kilometer langen Strecke nach Tutzing den Landkreis Weilheim-Schongau – der erst in einem Jahr dem MVV-Verbund beitreten will. „Profitieren wir bis dahin nicht davon?“, fragte Holz den ÖPNV-Experten, der bestätigte: „Auch wenn Weilheim nicht beitritt, ist die Kochelseebahn im Tarif dabei.“ Dies habe der Freistaat zugesichert. Niedermaier nannte als Beispiel die Marktgemeinde Holzkirchen im Landkreis Miesbach. „Holzkirchen ist auch nicht dabei, trotzdem befindet sich dort die MVV-Endstation.“

Übertragung der Gästekarte eine Bedingung für den MVV-Beitritt

Eine Frage, die sich viele Touristiker stellten, war auch das Thema Gästekarte. „Von Anfang an war die Übertragung ins MVV-Tarifsystem eine ausschlaggebende Bedingung für den Beitritt“, bestätigte Schmid. „Es war uns wichtig, dass das nicht untergeht.“ Dabei habe man in den teils hitzigen Tarifverhandlungen einen gangbaren Weg gefunden.

Vorgesehen ist nun: Den Bestellern, also Gemeinden, je nach Gästeaufkommen einen Rabatt auf den regulären Preis der „IsarCard Woche“ zu gewähren. Zudem müssen sie auswählen, wie viele Zonen die Gästekarteninhaber kostenlos nutzen können. „Das müssen die jeweiligen Gemeinderäte entscheiden.“ Details zur Kontrolle und Abrechnung werden im Laufe des Jahres zusammen mit den betroffenen Kommunen und Städten besprochen.

365-Euro-Ticket nun auch für Schüler aus dem Südlandkreis nutzbar

Freuen dürfen sich ab Dezember nun auch die Schüler des Südlandkreises. Jetzt dürfen sie, wie bereits die Schüler aus dem Nordlandkreis das 365-Euro-Ticket im gesamten MVV-Verbundgebiet nutzen. „Das ganze Jahr und nicht nur auf dem Schulweg“, betonte Schmid. „So können sie damit auch ins Fußballstadion oder zum Flughafen fahren.“

Bei den Gesamtkosten von einer halben Million zeigt sich der Freistaat Bayern spendabel – fördert die Summe mit einer Quote von 90 Prozent. Daher entfallen auf den Landkreis einmalig Investitionskosten von 50.000 Euro etwa für Fahrkarten-Entwerter am Bahnsteig. „Damit sind wir gut weggekommen“, bestätigte Schmid.

Kosten für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen - Freistaat Bayern bei Förderung spendabel

Dauerhafte Kosten muss der Kreis im Etat ab 2024 für den ÖPNV einplanen – für den er allein zuständig ist. Gerechnet wird mit 240.000 Euro pro Jahr. Die Summe wird sich Schmid zufolge aber bis 2029 verringern, wenn Linien neu vergeben werden. Beim Schienenverkehr greift wieder das Förderprogramm des Freistaates (90 Prozent). Statt der angesetzten 1,3 Millionen Euro im Jahr trägt Bad Tölz-Wolfratshausen die Restkosten von 128.000 Euro. Obendrauf jährliche MVV-Regiekosten (200.000 Euro), die unter anderem die Linien ausschreibt. Niedermaier dazu: „Es ist aber nicht so, dass der MVV uns vorgibt, welche Busse fahren.“ Die Hoheit darüber habe der Kreis.

Am Ende votierte der Kreistag einstimmig für den MVV-Beitritt. Niedermaier: „Wir haben einen Meilenstein der Mobilitätswende auf den Weg gebracht.“ Das letzte Wort wird der Kreistag bei seiner Sitzung am 27. Februar haben – doch die Entscheidung dürfte eindeutig sein.

Bis jetzt haben noch nicht alle Landkreise und kreisfreien Städte den MVV-Beitritt beschlossen. Die Entscheidungen aus Miesbach, Rosenheim und Garmisch-Partenkirchen sollen noch in diesem Jahr gefällt werden, 2024 im Kreis Weilheim-Schongau.

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