Die 1989 in Israel geborene und seit 14 Jahren in München lebende Theaterregisseurin Sapir Heller kennt diese Anfeindungen aus eigener Erfahrung. „Ich konnte schwer damit umgehen, dass Kollegen weggeschaut und nichts getan haben“, berichtete sie. Irritiert habe sie auch die Empfehlung einer Freundin, ihren beiden Kindern keinen jüdischen Vornamen zu geben, um ihnen spätere Diskriminierungen zu ersparen. „Es ist wichtig, den Kindern frühzeitig Wissen über jüdisches Leben zu vermitteln“, betonte Ludwig Spaenle.
Der Antisemitismus-Beauftragte verwies auf Bildungsprogramme der bayerischen Regierung, die freilich nicht ausreichen. So wurde jüngst im Strafgesetzbuch ein Paragraph verändert, um antisemitische Vergehen noch härter zu ahnden. Dazu gehören beispielsweise das auf einigen Corona-Querdenker-Demonstrationen zu sehende Tragen eines gelben Judensterns mit der Aufschrift „Ungeimpft“ und die Verfolgung von Hasskommentaren in sozialen Netzwerken wie Facebook.
Moderatorin und BR-Journalistin Ilanit Spinner erkundigte sich bei der Badehaus-Vorsitzenden Sybille Krafft, welche Tendenzen vor Ort zu erkennen sein. „So ganz heile Welt ist das hier in Wolfratshausen auch nicht“, antworte sie. Sie erkenne zwar keinen offenen Antisemitismus, aber doch unterschwellige Vorbehalte beim Stellen von Förderanträgen. „Da kommt manchmal die Frage, ob es denn von den Juden kein Geld gäbe“, ärgerte sie sich. Nach der Diskussion und einer anschließenden Fragerunde mit den rund 60 Zuhörern wurde jedem klar, dass Begegnungsstätten wie das Badehaus zum Abbau von Vorurteilen beitragen.