Das Großprojekt wird schon seit gut drei Jahrzehnten geplant, zum Planfeststellungsbeschluss kam es vor knapp vier Jahren. Seit Ende 2020 liegt offiziell Baurecht vor. Während die notwendigen Rodungsarbeiten bis Ende Februar abgeschlossen sein sollen, müsse man sich das ganze Jahr über noch um Altlasten kümmern, teilt das Staatliche Bauamt mit. Problem: der Baugrund sei geologisch und hydrologisch schwierig.bo
Die Ergebnisse aus den zusätzlich erforderlichen Untersuchungen zur Tölzer Nordspange fließen auch in die Ausschreibung für die eigentlichen Bauarbeiten ein, die vermutlich an ein Firmenkonsortium vergeben werden. Außerdem sollen mögliche Auswirkungen von Bauvibrationen auf sensible Gebäude und Anlagen der Firma Sitec Aerospace GmbH untersucht werden.
Dazu werde heuer in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München ein Testfeld eingerichtet, erklärt Manfred Herda vom Staatlichen Bauamt Weilheim: „Hier werden Bauvibrationen simuliert und genauer analysiert werden. Wir wollen auf Nummer sicher gehen.“
Baugrunduntersuchungen werden schon seit Jahren durchgeführt. Mit sogenannten Rammkernsondierungen hat man in Erfahrung gebracht, wie stabil das Erdreich an der jeweiligen Stelle ist, welches Material vorkommt und auch, ob Altlasten vorhanden sind. Dies ist eine vergleichsweise einfache Methode: Dabei wird, so Herda, der das Projekt seit Jahren betreut, ein Eisenstab tief in den Boden getrieben, wobei die Anzahl der Schläge zeigt, wie weich oder fest der Untergrund ist.
Der Boden unter den künftigen Fahrbahnen muss stabil aufgefüllt und im Rüttelplattenverfahren verdichtet werden. Ansonsten kann es im Laufe der Jahre zu Setzungen kommen, wie man sie beispielsweise vom Moorgebiet zwischen Kochel und Schlehdorf kennt.
Zwischen der Sachsenkamer Straße und der Allgaustraße wird der Untergrund auch noch auf zivile und militärische Altlasten untersucht. Die US-Armee war bis in die Neunzigerjahre in Tölz stationiert, vor 1945 betrieb die SS dort eine Junkerschule. Aber auch, ob ein Teil des Bodens durch die zivile Nutzung als Standort für Schrebergärten belastet ist und entsorgt werden muss, wird untersucht.
Durch die einjährige Verzögerung dürfte sich das Großprojekt, das bislang mit rund 50 Millionen Euro veranschlagt wurde, erheblich verteuern. Die genauen Zahlen werden aber erst die europaweiten Ausschreibungen ergeben. Karl Bock