Lieber passieren die Fehler in der Übung. Im echten Leben habe ich keine zweite Chance
Ziel der Übungen solcher Art sei es Mechanismen zu üben, die bei Notfallsituationen solcher Größenordnung notwendig sind. Auch das Zusammenspiel der verschiedenen Einheiten sei dabei wichtig. Planspiele auf dem Papier gebe es zwar auch, erläutert Schreiter, aber das habe nicht den Effekt wie bei einer echten Übung. In diesem geschützten Raum, „dürfen Fehler auch gemacht werden“, sagt der Notfallsanitäter. „Lieber passieren die Fehler in der Übung. Im echten Leben habe ich keine zweite Chance.“
Allerdings haben die Organisatoren bei den Inszenierungen darauf geachtet, dass die Fälle auch lösbar seien. Eingegriffen in die Handlung wurde aber weitestgehend nicht. „Was die Einsatzleiter bei der Rettung machen, obliege ihnen selbst, gab Schreiter an.
Das erste Szenario der Katastrophenschutz-Übung des BRK-Kreisverbandes spielte sich auf dem Kirchsee bei Sachsenkam ab: Auf einem Floß auf dem See feiern einige Personen und grillen. Die Situation wird gefährlich, als einer der Gäste einen Brandbeschleuniger ins Feuer kippt und es zu einer Explosion kommt.
Da einige der Verletzten-Darsteller von Bord gesprungen seien, habe sich den Einsatzkräften ein Chaos geboten, berichtet Organisator Christian Ikker, Technischer Leiter der Wasserwacht des BRK. Da das Gelände weitläufig sei, mussten die betreffenden Personen zunächst gefunden werden.
Bei dem zweiten Übungseinsatz galt es, mit einem sogenannten second hit - also einem zweiten Ereignis - umzugehen. In Beuerberg war eine Party in vollem Gange, als ein Autorennen außer Kontrolle geriet: Ein Pkw überschlägt sich und ein weiterer rast durch die tanzende Menge und kracht an einen Betonpfeiler. Als dann die Einsatzkräfte vor Ort mit der Rettung der Verletzen-Darsteller beschäftigt sind, eskaliert die Situation durch einen um sich schießenden Amokläufer.
Dabei werden auch Einsatzkräfte angegriffen. „Ein Einsatz ist per se stressig, da vergisst man das drum herum“, sagt Notfallsanitäter und Organisator der Katastrophen-Übungen Benno Schreiter. Daher sei die Übung besonders gewesen, denn es galt sich darauf einzustellen „was passiert, wenn eine neue Situation eintritt, die auch meine eigene Gesundheit angreift“. Die Hürde lag in der Komplexität der Situation, bei der es „anhand eines Punktesystems herauszufinden gilt, wer ist stark verletzt, wer nur wenig“.
In der Nacht folgte dann die dritte inszenierte Katastrophe in Benediktbeuern. Am Bahnübergang kommt es zu einem folgenschweren Unfall, als ein vollbesetzter Bus in einen Zug krachte. Hier galt es 30 Verletzten-Darsteller zu bergen, wobei die Einsatzkräfte sich nur über das Heck, Zugang zu den Personen verschaffen konnten. „Übungen nachts sind nicht erstrebenswert“, gibt Schreiter an. Aber das gehe natürlich nur außerhalb der regulären Fahrzeiten, da Gleise länger blockiert werden.
In Trainings dieser Größenordnung und mit nicht alltäglichen Einsätzen gehe es darum, schwierige Hürden zu lösen, berichtet Schreiter. Das erste Mal wurde 2017 geprobt, heuer zum dritten Mal. Ziel sei es, jedes Jahr den Ernstfall zu proben.
Organisator Schreiter ist den Helfern dankbar. Der Regionalverkehr Oberbayern, Abschleppunternehmen Söldner und Schwan, die Deutsche Bahn als auch „das Landeskriminalamt mit einem Sondereinsatzkommando haben uns unterstützt, dass diese Übungen stattfinden konnten“, zeigt sich Schreiter glücklich.