„Enorme Aufbauleistung der Vertriebenen“
Das „Selbstbewusstsein der Stadt“ will der Arbeitskreis Historisches Geretsried (AK) zum Jubiläumsjahr stärken. Und zwar mit vier Veranstaltungen, die Wolfgang Pintgen, Werner Sebb, Arthur Zimprich und Friedrich Schumacher am vergangenen Donnerstag im Gasthof Geiger im Rahmen einer Pressekonferenz vorstellten. Es geht darum, „die Besonderheiten und kulturelle Vielfalt Geretsrieds darzustellen“, lässt Wolfgang Pintgen verlauten.
Geretsried feiert heuer sowohl 60 Jahre Gemeindegründung als auch 40 Jahre Stadterhebung. Als Ergänzung zum offizielen Festkalender der Stadt plant der AK zusätzlich vier wegweisende Veranstaltungen, die die außergewöhnliche und einzigartige Geschichte der Stadt lebendig werden lassen. Pintgen: „Wir haben zwar keine Pestkapelle wie in Bad Tölz und auch keine Wolfratshauser Burg, aber wir haben die enorme Aufbauleistung der Vertriebenen, auf die wir sehr stolz sein können.“ Der erste Meilenstein in der historischen Aufarbeitung findet am Samstag, 24. April, um 15 Uhr im Pfarrheim Gelting statt: „Aufnahme in der Fremde – Die Unterbringung von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg am Beispiel Geltings.“ Unter Moderation von Arthur Zimprich berichten in dieser Gesprächsrunde Vertriebene und Geltinger Bauern über die Phase der Einquartierung nach den Wirren der letzten Kriegsjahre. „In Gelting hat das hervorragend geklappt. Bis heute existieren die Freundschaften zwischen Bauern und Vertriebenen“, betont Pintgen. Ehrgeizige Vision von Zimprich ist die architektonische Verewigung als Zeichen der Dankbarkeit für die herzliche Aufnahme der Vertriebenen – so schlug er der Stadt vor, auf dem Dorfplatz in Gelting einen Obelisken zu errichten. Am Samstag, 26. Juni, kehrt der AK an einen denkwürdigen Erinnerungsort zurück: In die Lagerhalle der Firma Speck (Elbestraße 39) – seinerzeit Werk- und Montagehalle des Fahrzeugbauers Alpenland und Ort des Festakts zur Gemeindegründung am 24. Juni 1950. Dann werden Martin Walter und Werner Sebb unter dem Titel „Geretsried – Eine Erfolgsgeschichte“ die beachtliche Entwicklung Geretsrieds von 1946 bis in die Gegenwart darstellen. Zudem werden die äußerst problematischen Rahmenbedingungen der Gründerjahre beim Aufbau der Industriebetriebe und das damals schwierige soziale und wirtschaftliche Umfeld Gegenstand der Betrachtung. Passend hierzu erfolgt die Präsentation des 80-seitigen Geretsrieder Heftes „Industriepioniere in Geretsried“. Darin werden 20 Unternehmen aus der Gründerzeit ausführlich portraitiert. Darüber hinaus bietet der AK zwei Stadtführungen vor dem thematischen Hintergrund „Lebenssituation in den Anfängen“ an: Vom Rathaus aus führt am Samstag, 12. Juni, um 15 Uhr Werner Sebb durch den Norden der Stadt. Und Arthur Zimprich begeht am Samstag, 19. Juni, um 15 Uhr vom Café Waldmann (Sudetenstraße 3) aus den Stadt-Süden. Letztendlich steuert der AK am Mittwoch, 25. August, mit einer von Martin Bruckner organisierten Führung einen Beitrag zum Ferienpassprogramm: „Weg der Geschichte“ ist dann das Motto der „Geschichtswanderung“. Und den Schulen werden darüberhinaus Quiz-Fragen zum Historie Geretsrieds zur Verfügung. Mit Blick auf die Zukunft stellt Friedrich Schumacher weitere ehrgeizige und dringend notwendige Projekte in Aussicht: „Unsere kurze Geschichte birgt noch soviel an Schätzen, die es aufzuarbeiten gilt.“