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IG Bau-Tarifrunde beschließt Lohnentschädigung für die Wegzeit zu Baustellen

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Von: Daniel Wegscheider

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Bevor sie auf der Baustelle sind, haben Arbeiter schon viel Zeit auf dem Asphalt gelassen. Die Bau-Gewerkschaft hat erreicht, dass diese Fahrten jetzt abgerechnet werden.
Bevor sie auf der Baustelle sind, haben Arbeiter schon viel Zeit auf dem Asphalt gelassen. Die Bau-Gewerkschaft hat erreicht, dass diese Fahrten jetzt abgerechnet werden. © IG Bau

Landkreis - Lohnzettel: Zum ersten Mal bekommen Bauarbeiter eine Abrechnung, auf der die Kilometer eine Rolle spielen, die auf dem Weg zu den Baustellen zurückgelegt wurden.

„Das ist eine Premiere für den Bau: Endlich gibt es eine Entschädigung für die Fahrstrecken und damit vor allem für die vielen Stunden, die Maurer, Betonbauer, Kranführer und Co. Monat für Monat auf der Straße unterwegs sind“, berichtet Harald Wulf. „Denn die meisten Bauarbeiter haben ihre Zeit für die Fahrten zur Baustelle dem Chef einfach geschenkt.“

Für den Bezirksvorsitzenden der IG Bau Oberbayern ist die Entschädigung der Wegezeit „ein wichtiger Schritt nach vorn, um die Arbeit auf dem Bau vom Lohn her attraktiver und gleichzeitig auch gerechter zu machen“.

Neun von zehn Bauarbeitern sind an 200 Arbeitstagen unterwegs zu Baustellen

Die Bau-Gewerkschaft weiß, wovon sie spricht: Sie hat die Fahrstrecken beim Pestel-Institut (Hannover) untersuchen lassen. Demnach sind rund 1.890 Bauarbeiter – und damit neun von zehn Beschäftigten der Baubranche – im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen an 200 Arbeitstagen unterwegs, um zu Gebäuden, Straßen und Brücken zu kommen, die sie bauen und sanieren sollen.

Für die einfache Fahrt legen sie dabei im Schnitt 54 Kilometer zurück. Das Pestel-Institut errechnet dabei rund 40,7 Millionen „Baustellen-Kilometer“ im Jahr. „Rein rechnerisch fahren die Bauarbeiter aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen damit rund 1.016 Mal um die Erde“, betont Wulf weiter. „Klar, mal liegt die Baustelle um die Ecke, oft ist sie aber auch weit entfernt.“

„Wegezeit nichts anderes als für den Bau-Job investierte Lebenszeit“

Das Ergebnis macht deutlich, dass die Bauarbeiter viel „Extra-Zeit“ am Steuer verlieren. „Dabei ist die Wegezeit nichts anderes als für den Bau-Job investierte Lebenszeit“, sagt Carsten Burckhardt. Er ist im IG Bau-Bundesvorstand für die Bauwirtschaft zuständig. Trotzdem sei es ein „hartes Stück Arbeit“ gewesen, die Entschädigung der Wegezeit am Tariftisch durchzusetzen. „Die Arbeitgeber haben sich jahrelang dagegen gesträubt“.

Für Strecken zwischen Betrieb und Baustelle bekommen Bauarbeiter jetzt – je nach Kilometern – zwischen 6 und 8 Euro pro Tag. Wer nicht mit dem Baubulli fährt, sondern das eigene Auto nimmt, bekommt weiterhin zusätzlich Kilometergeld. Auch für Fahrten mit Bus und Bahn gibt es eine Erstattung. Wer auf Montage ist und nicht jeden Tag nach Hause fahren kann, bekommt laut Burckhardt, abhängig von der Strecke, zwischen 18 und 78 Euro pro Woche.

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