Ein Betriebsrat müsse versuchen, zwischen all diesen Blöcken zu vermitteln. „Da braucht man sehr viel Sozialkompetenz“, erklärte Hollerer. „Wenn man die nicht hat, ist man als Betriebsrat fehl am Platz.“ Eines sei klar: „Man ist als Betriebsrat nicht der Heiland der Welt. Man kann nur versuchen, mit zu gestalten.“
Ähnlich sieht es Stefan Hartl von Sitec Aerospace in Bad Tölz. „Empathie ist ganz wichtig, man muss verstehen, was die Kollegen am Herzen haben.“ Manchmal seien die Meinungen aber nicht ganz verständlich: „Da muss man dann auch mal sagen: Meiner Meinung nach ist das ein totaler Schmarrn, den du da erzählst.“ Oft stehe man zwischen den Fronten: Auch Hartl betont: „Da braucht man ein dickes Fell, man muss die Dinge abperlen lassen, sonst macht man sich sein Leben kaputt.“
Auch Dietmar Garreis von Weber Schraubautomaten in Wolfratshausen bestätigt die teils schwierige Arbeit als Betriebsrat: „Man darf nicht alles persönlich nehmen. Manche verpacken ihre Kritik gut, aber andere hauen sie dir rechts und links rein, dass es nur so pfeift.“ Eigentlich sei seine Firma ein „Kuschelbetrieb, aber es gibt halt ein paar Berufsmotzer“.
Im Umgang mit der Führungsetage habe sich viel geändert, berichtete Peter Hollerer, Betriebsrat bei Eagle Burgmann aus Wolfratshausen: „1988 hatte ich noch ein fast persönliches Verhältnis zur Geschäftsleitung. Heute sitzen da junge Manager, die ihre Berufskarriere noch vor sich haben – da pfeift ein anderer Wind.“
Empathie und „ein bisserl selbstbewusstes Auftreten gegenüber den Managern“ sind nach Ansicht von Petra Bierwerth von Bauer Kompressoren in Geretsried der Schlüssel zum Erfolg. Die Arbeit bringe viele positive Effekte mit sich: „Wenn man jahrelang Betriebsrat ist, wird man stärker. Mit 60 Jahren löse ich einen Disput anders als ich es mit 35 Jahren gemacht hätte.“
Um kompetente Leute zu finden, die bereit sind, für den Betriebsrat zu kandidieren, müsse man schon „gewaltig die Trommel rühren“, sagt Bierwerth. „Bei vielen schwingt Angst mit.“ Sie versuche, den Kandidaten diese Angst zu nehmen, „denn die Arbeit hat ja auch viel Gutes. Man ist die Schnittstelle zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Die Mitarbeiter schätzen das sehr. Und man ist ja nicht immer auf Krawall gebürstet – auch wenn viel kritisch hinterfragt werden muss.“ Wichtig sei, dass der Betriebsrat als Einheit auftritt, „so dass keiner einen Keil reinhauen kann“.
Helmut Dinter (IG Metall) ergänzte, dass es im Landkreis noch viele Firmen ohne Betriebsrat gebe. Oft höre er, dass Angst vor dem Unternehmen der Grund dafür sei: „Unsere Aufgabe ist, den Beschäftigten diese Angst zu nehmen.“ So sei das Betriebsverfassungsgesetz in den vergangenen Jahren geändert worden. Mitarbeiter, die sich für eine Betriebsratswahl stark machen, würden nun gut geschützt: „Da kann einem nichts passieren.“
Neuerdings dürften auch schon 16-Jährige wählen. Betriebsräte seien in allen Firmen, ab fünf Beschäftigten zu bestimmen. Bis zu einer Größe von 20 Beschäftigten seien die Rechte des Gremiums eingeschränkt. „Aber ab 20 Beschäftigten wird’s spannend.“
Betriebsräte hätten viele Rechte. So könnten sich über wirtschaftliche Angelegenheiten informieren lassen. Sie haben ein Mitwirkungsrecht in allen Personalangelegenheiten. Sogar ein Mitbestimmungsrecht gibt es in sozialen Angelegenheiten. Dazu zählt beispielsweise die Frage, ob Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten dürfen oder, ob sie in dem Betrieb anwesend sein müssen. In Betrieben mit über 200 Angestellten gibt es von der Arbeit freigestellte Betriebsräte. Patrick Staar