Eine Entwicklung, die der Landrat mit ernster Miene betrachtet: Was die Schülerzahlen betrifft, komme der Kreis an seine Grenzen. „Irgendwann wird es hier um neue Schulstandorte gehen.“ Ein politisches Thema – denn die Frage, wo diese entstehen sollen, „artet oft in emotionalen Diskussionen aus“.
Fakt ist: „Wir können das Problem der Schülerströme nur gemeinsam lösen“, sagte Niedermaier weiter. Das sieht auch FW-Kreisrat und Münsings Bürgermeister Michael Grasl so: „Wir müssen über die Grenzen hinaus planen, weil sonst die Plätze irgendwann nicht mehr ausreichen.“ So berechnete die SAGS-Studie etwa 100 zusätzliche Schüler in Icking für das Schuljahr 2025/26.
Wir brauchen nicht den zigsten Gymnasiasten und die Handwerksbetriebe haben keine Leute mehr.
Während die Gymnasien überlaufen, sieht es an den Mittelschulen anders aus. „Dort laufen die Schüler weg, die Häuser stehen leer“, mahnte CSU-Kreisrat und Gaißachs Bürgermeister Stefan Fadinger. „Wir brauchen nicht den zigsten Gymnasiasten und die Handwerksbetriebe haben keine Leute mehr.“
Wie das erste Zwischenergebnis der Schulbedarfsanalyse für den Landkreis ergab, wird es eng an den weiterführenden Schulen im Landkreis – insbesondere an den Gymnasien. Dagegen nimmt die Schülerzahl an den Mittelschulen stetig ab.
Kreisrat (FW) und Bürgermeister Stefan Fadinger warb im jüngsten Kreis-Schulausschuss für eben diese Bildungsinstitution: „Es gibt zig Aufstiegsmöglichkeiten für Handwerker“, betonte er, und weiter: „Es ist ein gesellschaftliches Problem, dass viele Eltern meinen, ihr Kind müsse mindestens auf die Realschule gehen“.
Diesem Trend gilt es laut Fadinger entgegenzuwirken: „‚Wir müssen das Schulamt mit ins Boot holen, um gemeinsam Lösungen dafür zu finden.“ Zudem möchte er mit hiesigen Handwerksmeistern sprechen, um für ihre Zunft zu werben – etwa bei Elternabenden oder in den ersten beiden Jahrgangsstufen. „Sonst geht bald kein Schüler mehr in die Mittelschule.“
Landrat Josef Niedermaier teilt Fadingers Meinung: Aber die Fakten über die Zukunft der Mittelschule würden etwas anderes wiedergeben, sagte er. Niedermaier tagte vor Kurzem beim Deutschen Landkreistag zusammen mit Vertretern aus allen Bundesländern.
„Die reden bereits vom zweigliedrigen Schulsystem.“ Niedermaier erhob Einspruch und entgegnete, „bei uns hat die Mittelschule noch einen gewissen Stellenwert“, berichtete der Landrat. „Da lächeln die anderen Kollegen nur noch. Das Thema ist leider durch.“
Niedermaier schmerzt das: „Weil die Mittelschule sehr viel kann und gerade im handwerklichen Bereich gut aufgestellt ist“, sagte er gegenüber dem Kreisgremium. Er zweifelt jedoch stark daran, dass sich das gesellschaftliche Problem irgendwie lösen lasse.
Ein weiteres Problem neben dem Schülerrückgang an den Mittelschulen und der steigenden Nachfrage an den Gymnasien ist auch der wachsende Bedarf an den hiesigen Sportstätten, wie Hauptamtsleiter René Beysel erklärte. In Icking unterhält der Landkreis eine Zweifachturnhalle am Gymnasium. Durch das eingeführte G9 benötige es aber auch mehr Sportstunden.
„Ein massives Problem“, sagte Beysel. Bereits jetzt buche die Schule zusätzliche Stunden in der Grundschulturnhalle der Gemeinde. Daher überlege die kommunale Verwaltung auch, die Turnhalle der Grundschule neu und größer zu bauen, damit alle Schüler ihren Sportunterricht dort betreiben können. Gespräche darüber laufen bereits (Bericht folgt).