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Lawinenkommission hofft auf viel Schnee und wenig Einsätze

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Luftaufnahme Nordwesthang der Hocheisspitze, Auslöszone der Schneebrettlawine.
Der Lawinenwarndienst hat die Berge im Blick - wie hier den Nordwesthang der Hocheisspitze. © Gelbes Blatt (Symbolbild)

Landkreis – Es ist schon Tradition, dass sich die Lawinenkommissionen des Landkreises im Gasthof Reindlschmiede in Bad Heilbrunn treffen, um sich auf den Winter einzustimmen und Bilanz zu ziehen.


Kürzlich blickte man auf den Winter voraus, von dem bislang niemand weiß, wie viel Schnee oder Lawinengefahr er bringen wird. Allerdings: bereits am 27. September wurde nach einem unvermittelten Kälteeinbruch die Lawinenlage über 1.800 Meter Höhe erfasst.

Im Mittelpunkt stand der Bericht von Thomas Feistl, Chef der Lawinenwarnzentrale in München, bei dem alle Meldungen der Lawinenkommission im Südbayerischen Raum zusammenlaufen. Im hiesigen Landkreis gibt es die Lawinenkommissionen von Lenggries, wobei 16 Mitglieder unter Obmann Ralf Kirchgatterer den Bereich der beliebten Skiabfahrten am Brauneck überwachen. Klaus Bruckschlegl kümmert sich mit weiteren vier Männern um den Lawinenschutz im Bereich von Lenggries-Fall, vor allem entlang der Bundesstraße 307, aber auch um die Mautstraße Vorderriß.

Florian Streidl (l.) vom Tölzer Landratsamt und Thomas Feistl (Lawinenwarnzentrale in München).
Stimmten auf den Winter ein: Florian Streidl (l.) vom Tölzer Landratsamt und Thomas Feistl (Lawinenwarnzentrale in München). © Karl Bock

Ein großes Gebiet hat auch die Kochler Lawinenkommission mit Christian Held als Obmann zu betreuen, schließlich ist die Bundesstraße 11, die am Walchensee entlangführt, von Lawinen gefährdet, die bei entsprechender Schneelage am steilen Fahrenberg ausgelöst werden können. Auch der Bereich der Staatsstraße 2072 zwischen Urfeld und Sachenbach, der für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist, wird von den 14 Mitgliedern überwacht und notfalls mit Schranken dicht gemacht.

In diesem Zusammenhang erwähnte der für den hiesigen Bereich zuständige Abteilungsleiter Martin Herda vom Straßenbauamt Weilheim die Planungen für den bereits seit 2016 diskutierten Auffangdamm am sogenannten Krummen Graben. Da in diesem extremen Steilstück Aufforstungen nicht sinnvoll oder sogar unmöglich sind, hat man sich Gedanken über bauliche Maßnahmen am unteren Ende der Rinne gemacht. Denkbar wäre eine acht Meter hohe Mauer, die bis zu 10.000 Kubikmeter Schnee abfangen könnte, so dass die Bundesstraße nicht gefährdet wäre.

Lawinenkommission: Sicherheit auf dem Berg

Wenn in Bereichen, die nicht gesichert oder überdacht sind, Lawinenabgänge drohen, werden in Absprache zwischen Landratsamt und Gemeinden entsprechende Straßensperren vorgenommen, auch Pisten können dann gesperrt werden. Florian Streidl, zuständig für den Katastrophenschutz im Tölzer Landratsamt, wies dabei auf den Unterschied hin: „Straßensperren können bei Missachtung eine Strafe nach sich ziehen, was bei Skiabfahrten nicht der Fall ist, da es dort keine polizeiliche Überwachung gibt.“ Dennoch sollte man für die eigene Sicherheit entsprechende Sicherheitsmaßnahmen beachten.

Experten über Straßensperrungen, Lawinen und Skitouren-Geher

Erfreulich sei, erklärte Feistl, dass es im sogenannten überwachten Raum zwischen Bodensee und Berchtesgaden, der vom Lawinenwarndienst jeden Winter überwacht wird, noch keinen Lawinentoten gegeben hat. Außerhalb der Bereiche kam es aber sehr wohl zu Unglücksfällen, so beklagte man im vergangenen schneearmen Saison vier Todesopfer, die die Gefahrenlage in den Bergen falsch eingeschätzt hatten.

Streidl berichtete weiter, dass es aus Sicht des Tölzer Landratsamtes und der Lawinenkommissionen keinerlei Probleme durch das beliebter werdende Skitourengehen gebe. Bergbahnbetreiber klagen aber über uneinsichtige Bergsportler, die spät abends oder früh morgens unterwegs sind, ohne daran zu denken, dass Lebensgefahr durch den Einsatz der Pistenraupen bestehe.

In der Lawinenkommission sind Handy und Internet tagtägliches „Werkzeug“. Damit können aktuelle Daten übermittelt werden. Feistl: „Wir freuen uns über jede Meldung, auch wenn nichts los ist.“ Man hofft auf einen Winter mit viel Schnee und wenig Einsätzen. Karl Bock

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