Die Schweizerin hatte in Wolfratshausen die längste Filzschnur der Welt angefertigt und damit für die Stadt etwas Außergewöhnliches geleistet. Dieses Kriterium erfüllt nach Ansicht von Bürgermeister Klaus Heilinglechner auch der Badehaus-Verein. „Das Badehaus ist ein Ort, der die persönliche Wahrnehmung beeinflusst“, stellte der Rathauschef fest. Er räumte ein, dass er dem Begegnungs- und Dokumentationszentrum am Kolpingplatz zunächst etwas reserviert gegenübergestanden ist. Nach mehreren Besuchen kam Heilinglechner jedoch zu der Erkenntnis, dass der Verein „etwas sehr Wertvolles für die Stadt geschaffen habe“. Deshalb regte er eine Kooperation mit dem demnächst eröffnenden „Museum Wolfratshausen“ an.
Edmund Stoiber, dessen Name ebenfalls auf einem Messingschild vor der Loisachhalle steht, würdigte in seiner anschließenden Laudatio zunächst die Badehaus-Vorsitzende. „Das Kraftfeld für den Erinnerungsort ist die hochangesehene promovierte Historikerin Frau Dr. Krafft“, lobte er. Im Zeitraffer erinnerte Stoiber an die Geschichte des ehemaligen Lager Föhrenwalds, in dem während der Zeit des Nationalsozialismus Zwangsarbeiter und nach dem Zweiten Weltkrieg jüdische Flüchtlinge -so genannte DPs (Displaced Persons) – lebten. Bei seinen drei Besuchen erlebte er, wie in dem Museum diese Geschichte anschaulich vermittelt wird.
Dafür gab es mittlerweile bundesweit Anerkennung und Preise. „Die Erinnerungskultur strahlt von Wolfratshausen weit hinaus ins Land“, betonte der CSU-Politiker. Krafft bedankte sich abschließend bei ihm dafür, dass er beim bayerischen Kultusministerium ein gutes Wort fürs Badehaus eingelegt und damit den Grundstein für dringend benötigte Fördermittel gelegt hat. Die „Walk of Fame“-Auszeichnung nahm sie stellvertretend für die mittlerweile 556 Vereinsmitglieder und das 35-köpfige aktive Team entgegen. Angesichts von etwa 550 durchgeführten Führungen in drei Sprachen und über 10.000 Besuchern sei das Engagement längst kein „Privatvergnügen“ mehr.
Das zehnjährige Bestehen des Vereins feierten die Mitglieder dann einen Tag später mit zahlreichen Ehrengästen am Kolpingplatz. Dabei stellte Florian Streibl, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im bayerischen Landtag, eine hohe Fördersumme in Aussicht.