Notfalls mit der Kette an den Baum
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„So kann man mit den Anwohnern nicht umspringen. Hier geht’s ja zu wie im Wilden Westen.“ Dr. Manfred Fleischer, der Sprecher der CSU-Fraktion im Stadtrat, war ebenso fassungslos, wie die vor dem Anwesen versammelten Mieter des Wohnblocks an der Anemonenstraße 7. Kurzerhand sägten Holzfäller dort zahlreiche Bäume um.
Ohne Ankündigung rückte am Mittwochvormittag gegen 10.30 Uhr ein Trupp von Holzfällern mit großen Motorsägen und Kränen an, um acht etwa 20 Meter hohe Föhren und fünf kleinere Bäume zu fällen. Den Auftrag gab der Geschäftsführer der gemeinnützigen Oberbayerischen Heimstätte GmbH, Michael Zaigler, der Platz für den Bau von Eigentumswohnungen schaffen will. Dabei lehnte der Bauausschuss des Stadtrats vorige Woche noch eine Bauvoranfrage für das Grundstück ab (siehe Bericht Seite 7). Der studierte Forstwirt Dr. Fleischer, der zusammen mit seinen Stadtratskollegen Richard Kugler, Alfred Fraas und Josef Praller umgehend den „Tatort“ besichtigte, verhinderte schon 2007 die Abholzung der gesunden Bäume, indem er sich direkt an den Bezirkstagpräsidenten Franz Jungwirth wandte. Noch am Vormittag bat Bürgermeister Helmut Forster den in München ansässigen Michael Zaigler telefonisch darum, die Aktion sofort abzubrechen. Vergeblich, denn „auf Privatgrund hat die Stadt ohne Baumschutzverordnung keine rechtliche Handhabe“. Die Wolfratshauser CSU will nun beim Bezirkstag eine Klage gegen Zaigler einreichen und fordert dessen sofortige Enthebung aus seinem Amt. In der Zwischenzeit wollen sich die Stadträte dafür einsetzen, eine Veränderungssperre für das Grundstück durchzusetzen. Anwohner Michael Röttig kündigte an, sich im Wiederholungsfall notfalls auch an einen der wenigen noch verbleibenden Bäume zu ketten. „Das ist eine Riesensauerei. Man raubt uns hier ein Stück Lebensqualität. Jetzt haben wir im Sommer keinen Schatten mehr.“