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Gleich vier Vorrangflächen in Dietramszell

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Wo Windräder im Landkreis entstehen dürfen, steht jetzt fest: Vorranggebiete finden sich vor allem im Gemeindebereich Dietramszell. © BWE

Landkreis – Das Warten hat ein Ende, jetzt herrscht Gewissheit, wo im Landkreis Windkraftanlagen errichtet werden können. Der gesamte Süden ist demnach nicht geeignet, wohl aber das Gemeindegebiet in Dietramszell.

Hier gibt es gleich vier von neun Vorranggebieten, die sich im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen finden – was nicht unbedingt auf Freude stößt. Im Kloster Benediktbeuern präsentierte am Mittwoch Cornelia Kübler als zuständige Regionsbeauftragte der Regierung von Oberbayern die lange und mit Spannung erwartete Karte, auf der Vorrangflächen ausgewiesen sind. Immer wieder wurde der Termin der Präsentation verschoben, was auch mit dem komplexen Sachverhalt zu tun hat. Denn es galt, das Einzugsgebiet der „Region 17“ – sie umfasst die Landkreise Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach – auf unterschiedlichste Kriterien wie Windpotenzial, Naturschutzgebiete, Tiefflugzonen, Wiesenbrüter- oder FFH-Gebiete hin zu prüfen.

Nach langer Diskussion stimmte der Planungsausschuss der Region Oberland am Mittwoch bei seiner jüngsten Tagung im Kloster Benediktbeuern dem Entwurf für die Fortschreibung des Regionalplans zur Windkraft zu. Regierungsrätin Cornelia Kübler hatte dem Gremium, dem Bürgermeister und Landräte der Landkreise Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach ange- hören, das Prozedere für die Festlegung der Windkraftnutzung präsentiert. Eine Gegenstimme gab es: Otterfings Rat- hauschef Jakob Egsleder lehnte den Entwurf ab. Im Rahmen des Suchverfahrens und des Kriterienkatalogs, welche Gemeinden und Städte von Windkraftanlagen betroffen sein könnten, habe es bislang Beschwerden von zwei Kommunen gegeben, erklärte Cornelia Kübler. Zum einen wollte die Verwaltungsgemeinschaft Altenstadt und Burggen (Weilheim-Schongau) Windkraftflächen geändert haben, zum anderen die Gemeinde Dietramszell (Bad Tölz-Wolfratshausen). Der Ort im Nordosten des Landkreises gehört zu den am meisten betroffenen Kommunen. Vier von neun Vorranggebieten in Bad Tölz-Wolfratshausen befinden sich im Ge- meindebereich von Dietramszell. Partei für den Ort ergriff sogleich Jakob Eglseder, Bürgermeister der in direkter Nachbarschaft liegenden Gemeinde Otterfing (Landkreis Miesbach). „Ich stehe der Energiewende positiv gegenüber, aber nicht alles in unserer Region“, polterte der Rathauschef. Es dürfe nicht sein, dass die baulichen Richtlinien der Gemeinde durch Windkraftnutzung negativ beinflusst werden. Die Bevölkerung in den Gemeinden Dietramszell, Otterfing und Valley werde übermäßig durch die drohenden Windkraftanlagen beeinträchtigt. „Es kann nicht sein, dass alles auf unserem Rücken ausgetragen wird“, schimpfte Eglseder und verwies auf einen Bereich der Leonhardi-Kapelle bei Dietramszell, die ebenfalls für Windnutzung vorgesehen war. Eglseder: „Es gibt nicht nur die Wieskirche.“ Für diese Äußerung gab es einen bitterbösen Rüffler von Weilheim-Schongaus Landrat Friedrich Zeller, der die Wieskirche als Unesco-Weltkulturerbe pries. „Man kann doch nicht jede Kapelle mit der Wieskirche vergleichen“, echauffierte sich Zeller. Werner Weindl, Vize-Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen beklagte, es gebe ohnehin erhebliche Vorbehalte gegen Windkraft in der Bevölkerung. Er forderte, den Entwurf zu ändern und zwei Vorranggebiete im Bereich Dietramszell zu eliminieren und einen anderen Bereich zu erweitern. Cornelia Kübler stellte jedoch prompt klar: Eine Erweiterung des einen Gebiets sei rechtlich gar nicht möglich, auch der Artenschutz stehe dem entgegen. Die Region Penzberg bleibt von der Windkraftnutzung verschont, wenngleich Bürgermeister Hans Mummert bedauerte, dass nicht so viele Flächen übrig geblieben seien wie erhofft. Guido Kamp, der Geschäftsführer des Planungsverbands, erklärte, im Bereich Habach, Sindelsdorf, Schlehdorf, Benediktbeuern und Kochel seien keine Vorranggebiete vorgesehen. Wie Regierungsrätin Kübler vortrug, seien im Entwurf zur Windkraftnutzung knapp 99 Prozent der vier Landkreise Ausschlussflächen - hier ist keine Windkraftnutzung aus verschiedensten Gründen möglich. Knapp ein Prozent der Fläche sei Vorranggebiet, das sich ausschließlich im Norden des Planungsverbands befindet - 25 solcher Vor- ranggebiete sieht der Entwurf vor. Für 0,3 Prozent des Gesamtgebiets, der sogenannten weißen Fläche, „gibt es keine regionalplanerische Regelung“, sagt Cornelia Kübler, „die sind privilegiert nach Baurecht“. Hans Mummert wagte einen Vorstoß in die ferne Zukunft. Ziel der Regierung sei es doch, so der Penzberger Bürgermeister, bis 2012 sechs Prozent des Stromverbrauchs aus Windkraft zu erzeugen. Er habe nachgerechnet und kam auf 46 Windkraftanlagen, die demzufolge im Oberland aufzustellen seien, sagte Mummert. „Das ist mit diesem Entwurf sicherlich möglich“, entgegnete ihm Cornelia Kübler. Die Regierungsrätin hatte zuvor den Bürgermeistern und Landräten das Vorgehen für die Erstellung der Tekturkarte Windkraft erklärt. Im räumlichen Gesamtkonzept seien ausreichend Vorranggebiete auszuweisen: Konfliktarme Bereiche mit hoher Windkraft, Abstandsflächen zu Siedlungen, Naturschutzgebieten und FFH-Flächen wurden berücksichtigt. Einfluss nahmen auch der Windatlas und das Landschaftsbild. Nachdem der Ausschuss den Entwurf billigte, können im Anhörungsverfahren die Gemeinden und Behörden ihre Beschwerden vorbringen. Im Frühjahr folgt dann die nächste Sitzung.

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