Alexander Radwan nahm die Ausführungen besorgt zur Kenntnis. Der 58-Jährige folgte als einziger der von der Alzheimer Gesellschaft angeschriebenen Politiker der Einladung zu einer Gesprächsrunde, um sich dabei zu informieren.
Radwan hat in seiner Familie keine Erfahrung mit Demenz gemacht, jedoch seinen pflegebedürftigen Vater versorgt. Der Bundestagsabgeordnete befürwortet die kurzfristige Umsetzung der im Koalitionsvertrag angekündigten Pflegereform, die eine Stärkung der häuslichen Pflege per Pflegegeld und die Einführung eines flexibel einsetzbaren Entlastungsbudgets erreichen will. „Es geht um eine Priorisierung von Leistungen“, stellte Radwan klar.
Bundestagsabgeordneter Alexander Radwan gefällt, dass die Alzheimer Gesellschaft Isar-Loisach nicht pauschal mehr Geld für Pflegeeinrichtungen fordert, sondern konkrete Verwendungsziele benennt. „Die Familien von Demenzkranken brauchen ein allgemeines Pflegebudget, um nicht jede Leistung einzeln beantragen zu müssen“, forderte der Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Isar-Loisachtal, Dieter Käufer beim gemeinsamen Pressegespärch.
„Für uns geht es nicht um eine Erhöhung der Gesamtleistung, sondern um eine gezieltere Verteilung“, ergänzte Gerlinde Berchtold, Wolfratshauser SPD-Stadträtin und Vorsitzende des AWO-Ortsverbandes. Käufer forderte den Ausbau von Pflegestützpunkten im Landkreis. „Sie könnten Ansprechpartner für Familien sein, die Leistungen beantragen“, hofft der ehemalige Leiter des AWO-Demenzentrums in Wolfratshausen.
Zudem wünscht sich Käufer eine neurologische Ambulanz im Landkreis und Einrichtungen für Menschen, die schon im jüngeren Alter von 40 bis 60 Jahren an Demenz erkranken. „Sie sind schwer in Heime mit vorwiegend älteren Bewohnern zu integrieren“, weiß Käufer aus Erfahrung. Radwan zeigte sich hier reserviert: „Das widerspricht dem Grundsatz der Inklusion.“
Die Unterbringung in einem Heim ist für Käufer ohnehin nur das letzte Mittel, um den „Kollaps des Familienverbands“ zu verhindern.