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Alzheimer Gesellschaft diskutiert mit Bundestagsabgeordneten Radwan

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Von: Peter Herrmann

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Gerlinde Berchtold und Dieter Käufer (r.) von der Alzheimer Gesellschaft sitzen an einem Tisch und diskutieren über ein Entlastungsbudget.
Wünschen sich ein flexibel einsetzbares Entlastungsbudget für Angehörige von Demenzkranken: Gerlinde Berchtold und Dieter Käufer (r.) von der Alzheimer Gesellschaft zählen auf die Unterstützung des Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan. © Peter Herrmann

Landkreis/Waldram – Rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz leben derzeit in Deutschland – im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind es rund 2.700.

Aufgrund des demografischen Wandels werden diese Zahlen weiter steigen. Grund für die Alzheimer Gesellschaft Isar-Loisach mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan über eine Verbesserung der Pflegesituation zu diskutieren. Der Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Isar-Loisachtal Dieter Käufer verwies darauf, dass sich die ohnehin schon angespannte Situation seit Beginn der Corona-Pandemie weiter verschlechtert hat. So tun sich betroffene Familien schwer, ambulante Pflegedienste zu finden. Zudem mangle es an Angeboten der Tagespflege und Plätzen in der Kurzzeitpflegeeinrichtungen, die Angehörige zumindest vorübergehend entlasten.

Angehörige betreuen Demenzerkrankte häufig

„Nach wie vor sind es vor allem die Angehörigen, die über lange Jahre rund um die Uhr die Versorgung und Betreuung von Demenzerkrankten gewährleisten“, erklärte Käufer. Die alleinige Versorgung in Krankenhäusern reiche bei weitem nicht aus. „Seit 2020 häufen sich bei uns die Berichte über Fälle, in denen Menschen mit einer Demenz im Krankenhaus nicht ausreichend pflegerisch versorgt werden und dann stark sediert, in unterernährtem Zustand und mit Druckgeschwüren wieder entlassen werden“, kritisierte er.

Alexander Radwan nahm die Ausführungen besorgt zur Kenntnis. Der 58-Jährige folgte als einziger der von der Alzheimer Gesellschaft angeschriebenen Politiker der Einladung zu einer Gesprächsrunde, um sich dabei zu informieren.

Radwan hat in seiner Familie keine Erfahrung mit Demenz gemacht, jedoch seinen pflegebedürftigen Vater versorgt. Der Bundestagsabgeordnete befürwortet die kurzfristige Umsetzung der im Koalitionsvertrag angekündigten Pflegereform, die eine Stärkung der häuslichen Pflege per Pflegegeld und die Einführung eines flexibel einsetzbaren Entlastungsbudgets erreichen will. „Es geht um eine Priorisierung von Leistungen“, stellte Radwan klar.

Alzheimer Gesellschaft fordert Pflegeausbau


Bundestagsabgeordneter Alexander Radwan gefällt, dass die Alzheimer Gesellschaft Isar-Loisach nicht pauschal mehr Geld für Pflegeeinrichtungen fordert, sondern konkrete Verwendungsziele benennt. „Die Familien von Demenzkranken brauchen ein allgemeines Pflegebudget, um nicht jede Leistung einzeln beantragen zu müssen“, forderte der Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Isar-Loisachtal, Dieter Käufer beim gemeinsamen Pressegespärch.

„Für uns geht es nicht um eine Erhöhung der Gesamtleistung, sondern um eine gezieltere Verteilung“, ergänzte Gerlinde Berchtold, Wolfratshauser SPD-Stadträtin und Vorsitzende des AWO-Ortsverbandes. Käufer forderte den Ausbau von Pflegestützpunkten im Landkreis. „Sie könnten Ansprechpartner für Familien sein, die Leistungen beantragen“, hofft der ehemalige Leiter des AWO-Demenzentrums in Wolfratshausen.

Zudem wünscht sich Käufer eine neurologische Ambulanz im Landkreis und Einrichtungen für Menschen, die schon im jüngeren Alter von 40 bis 60 Jahren an Demenz erkranken. „Sie sind schwer in Heime mit vorwiegend älteren Bewohnern zu integrieren“, weiß Käufer aus Erfahrung. Radwan zeigte sich hier reserviert: „Das widerspricht dem Grundsatz der Inklusion.“

Die Unterbringung in einem Heim ist für Käufer ohnehin nur das letzte Mittel, um den „Kollaps des Familienverbands“ zu verhindern.

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