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Schockanrufe - Wie Betrüger ihre Opfer manipulieren

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Von: Franca Winkler

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Ein Mann mit Kapuze tippt etwas in sein Handy
Skrupellose Betrüger spielen mit der Angst, um an Geld zu kommen. (Symbolbild) © panthermedia/Brian Jackson

Landkreis – Die perfiden Methoden der Betrüger nehmen kein Ende. Mit sogenannten Schockanrufen haben es meist Banden auf Erspartes abgesehen, und zwar bei Jung und Alt.

Das Telefonat beginnt mit verzweifelten Schreien. Man habe jemanden totgefahren. Wieder folgt hysterisches Weinen. Der Angerufene erschreckt sich derart, dass der Kopf aussetzt und die Angst jegliche Reaktionen übernimmt. „Bei dem Angerufenen bleibt gefühlt das Herz stehen“, berichtet Kriminalhauptkommissar Simon Bräutigam, Fachberater für solche Fälle.

Im Schock geben Menschen alles preis - Betrüger profitieren davon

In der Schock-Situation werden oft Informationen preisgegeben, wie zum Beispiel der Name des vermeintlichen Sohnes oder der Tochter. Fakten wie diese machen sich die skrupellosen Betrüger zunutze und bauen das in ihre perfide Betrugsmasche ein, wodurch die Situation für das attackierte Opfer realistisch erscheint. Meist will beim Telefonat ein Polizist oder Staatsanwalt eine Kaution, damit das Familienmitglied nach Hause dürfe.

Emotionen ausgenutzt - Vorhang auf zur Hypnose-Show

Bräutigam macht es wütend, dass emotionale Bindungen dieser Art ausgenutzt werden und vergleicht den Zustand, in den das Opfer versetzt wird, mit einer Hypnose-Show. Denn natürlich möchte man die „Herzenstochter retten“, die gerade angeblich einen jungen Vater von zwei kleinen Kindern überfahren habe.

„Es kann alle treffen“, betont der Fachberater immer wieder. Zu Hause fühle man sich sicher, das eigene „Schutzschild“ ist niedriger. Dieser „instabile Moment wird ausgenutzt. Der Moment, in dem ich nicht misstrauisch bin“, beschreibt Bräutigam die Situation.

zwei Bündel 100-Euro-Scheine in Briefumschlägen
In Schwaben kam es nach intensiven Fahndungen zu einer Festnahme. Dabei konnte unter anderem Bargeld sichergestellt werden. © Polizeipräsidium Oberbayern Süd

Polizei empfiehlt eine Warn-Notiz neben dem Telefon

Und dann schlägt die Urangst zu: einem nahen Angehörigen ist etwas passiert, was ein Betrüger durch panische Schreie am Telefon zu verdeutlichen versucht. Der Hauptkommissar empfiehlt eine Warn-Notiz direkt neben dem Telefon: Greift der Angerufene zum Hörer, fällt zumindest ein kurzer Blick auf die Notiz und „der Schutzschirm wird hochgefahren“.

Bargeld, Goldmünzen und Schmuck
Bei der Festnahme in Mittenwald konnte die Polizei neben Bargeld auch Gold-Münzen und Schmuck sicherstellen © Polizeipräsidium Oberbayern Süd

Im ersten Quartal 2022 verzeichnete das Polizeipräsidium Oberbayern Süd knapp 500 Betrugsversuche dieser Art, was der Gesamtanzahl des Vorjahres entspreche. Daher warnen die Polizeibeamten unermüdlich davor, sich am Telefon unter Druck setzen zu lassen. Auch werde weder Polizei noch Staatsanwaltschaft Wertgegenstände oder Geld verlangen.

Drei Schockanruf-Betrüger erbeuten über 220.000 Euro Bargeld in Oberbayern

Durch intensive Fahndungsmaßnahmen konnten in Oberbayern kürzlich drei polnische Staatsangehörige direkt nach der Übergabe von Wertgegenständen verhaftet werden. Insgesamt wurden über 220.000 Euro Bargeld, etwa 1,5 Kilogramm Goldmünzen und Goldschmuck sichergestellt.

Bräutigam will anderen helfen, sich selbst zu helfen. Seine Vortragsreihe startet im Landkreis wieder ab Februar. Die Rundschau gibt die Termine bekannt.

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