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Starkbierfest Wolfratshausen: Satirische Abrechnung an der Kommunalpolitik

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Von: Peter Herrmann

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Drei Schläge benötigte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (vorne l.) benötigte zum Anzapfen.
Drei Schläge benötigte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (vorne l.) benötigte zum Anzapfen. © Peter Herrmann

Wolfratshausen - Ein satirisches Theaterstück sowie die Auftritte der Stadtkapelle und der Oktoberfestband Münchner Zwietracht prägten das diesjährige Starkbierfest in der ausverkauften Loisachhalle.

Bevor Bürgermeister Klaus Heilinglechner mit drei Schlägen das erste Bierfass anzapfte, empfahl Hofbräuhaus-Traunstein-Geschäftsführer Maximilian Sailer den Genuss des Fastenbocks. „Er enthält 7,9 Prozent Alkohol und 19 Prozent Stammwürze“, berichtete er. Moderator Ludwig Gollwitzer begrüßte danach Bürgermeister aus den umliegenden Gemeinden und die zahlreich vertretene Politprominenz – darunter die stellvertretenden Landräte Thomas Holz und Klaus Koch – sowie die Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber und Florian Streibl. Selbst die bayerische Bierkönigin Sarah Jäger wollte sich das Spektakel in der Loisachhalle nicht entgehen lassen und lachte über den Auftritt der Loisachtaler Bauernbühne.

Der Marienbrunnen liegt in „Verhinderungshausen“ - Dilemma der Wolfratshauser Kommunalpolitik

„Dieses Stück ist Satire“, schickte Ludwig Gollwitzer im Prolog voraus. Es solle als Ermahnung dienen und die Stadträte samt Bürgermeister aufrütteln. Schon die erste Szene verdeutlichte das Dilemma der Wolfratshauser Kommunalpolitik. Am Tisch vor der Gaststätte Humplbräu und neben dem unverschiebbaren Marienbrunnen unterhielt sich eine Kellnerin (Melissa Demmel) mit vier Bauarbeitern (Max Prestel, Eva Zinneker, Tobias Zengerle und Markus Auer) und dem Bauleiter (Michael Hanak). „Die müssen die Zeit wieder aufholen, die mit Gutachten und sinnlosen Gegengutachten verplempert worden ist. Ganz zu schweigen von den Kosten für Bürgerentscheide und Ausgleichszahlungen, da in Verhinderungshausen“, schimpfte sie.

Als Running Gag schwebte Regisseurin Monika Schwenger im weißen Kostüm mit Eurozeichen auf die Bühne. „Und sind die Kosten auch noch so groß - es macht ja nichts - die planen bloß“, säuselte sie.

Satirische Abrechnungen mit den Corona-Lockdowns und Landrat Josef Niedermaier

Es folgten satirische Abrechnungen mit den Verwirrungen während den Corona-Lockdowns. Begleitet von der Titelmelodie der TV-Serie „Schwarzwaldklinik“ marschierte ein mobiles Impfteam mit Chefarzt (Kurt Züge), Krankenschwester (Michaela Schelshorn) und Pfleger (Julian Demmel) auf. Vor der Impfung eines widerwilligen Bauarbeiters kritisierten sie Landrat Josef Niedermaier scharf: „Beinahe wäre der heimtückische Plan von Landrat Niedermaier aufgegangen“, erklärte die Krankenschwester. Lediglich den Demos der Klinikmitarbeiter sei es zu verdanken, dass der Fortbestand der Wolfratshauser Kreisklinik gesichert wurde. Hans Ketelhut sang dazu den umgetexteten Comedian-Harmonists-Schlager „Mein kleines Wolfratshausen“ und kurz darauf die Bauernbühnen-Version des Abba-Hits „Money, Money, Money“.

Auch die Bürger der Nachbarstadt Geretsried blieben nicht verschont und wurden als „größenwahnsinnige „Krämmelsrieder“ bezeichnet

Die Bewohner der Nachbarstadt Geretsried wurden für ihren vermeintlichen Bauwahn als „Krämmelsrieder“ derbleckt. „Da bauen‘s in einem Größenwahn, ohne ans Straßennetz und den Zuzug der Neubürger mit ihren Fahrzeugen zu denken“, wetterte die Bedienung. Ein Arbeiter schlug daraufhin die Errichtung einer Wolfratshauser Mautstelle vor. Schließlich brauche die Stadt das Geld für ihre eigenen Millionenprojekte wie etwa die Erweiterung der Hammerschmiedschule oder die kostspielige Aufwertung der Altstadt.

Laute Lacher gab‘s zudem für den zweckentfremdeten Tiny-House-Anhänger des Bauleiters, der neben dem geruchsintensiven Wertstoffhof gut aufgehoben wäre. Putzig wirkten die in Schürzen und Zipfelmützen aufmarschierenden Vertreter der „grünen Verbotspartei“ (Tom Janoschi, Ramona Funke und Lenny Lisy). Die Mandatsträger der konservativen Wolfratshauser Liste erwischte es noch schlimmer. Sie wurden als „alte Mottenkugeln“ bezeichnet. Nach dem Theaterstück präsentierte die Band Münchner Zwietracht noch jede Menge Stimmungshits, zu der die Besucher tanzten.

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