Um so wichtiger sei die seit Dezember 2021 von dort abfahrende Expressbuslinie X970, die in den beiden Landkreisen Starnberg und Bad-Tölz-Wolfratshausen rund 1,4 Millionen Kilometer pro Jahr zurücklegt. Die jährlichen Betriebskosten belaufen sich auf 2,17 Millionen Euro, 65 Prozent davon zahlt der Freistaat Bayern im ersten Jahr.
Der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner führte die 20 Busfahrer zunächst zum nahegelegenen Stadtarchiv. Dort präsentierte Stadtarchivar Simon Kalleder historische Urkunden wie beispielsweise eine Floßordnung aus dem Jahre 1674 und eine 1701 erstellte Mautrechnung für die Nutzung des Floßkanals. Für Erheiterung sorgte aber vor allem ein 1912 erstellter Sitzungsbericht aus dem Marktrat, der Studenten das Nacktbaden während Vergnügungsfloßfahrten untersagte.Peter Herrmann
Das Konzept der Flößer, auf dem Wasserweg Handelswaren zu transportieren und anschließend die zusammengebundenen Holzstämme des Gefährts zu verkauften, beeindruckte auch Bürgermeister Klaus Heilinglechner. „Vielleicht sollten wir in Tölz den Expressbus ausschlachten und dann die Teile verkaufen“, scherzte er.
Nach einer kurzen Mittagspause in der Gaststätte „Flößerei“ marschierte die Reisegruppe zur Expressbushaltestelle und erreichte am frühen Nachmittag Geretsried. Bürgermeister Michael Müller, der schon von Beginn an in Starnberg mit dabei war, erklärte dabei wortreich die Geschichte der jungen Stadt und den aufwendigen Umgestaltungsprozess des modernen Zentrums. „Wir investieren derzeit in sieben große Projekte“, berichtete er. Nichtsdestotrotz sollen Grünflächen erhalten bleiben und die Tradition der Heimatvertriebenen gepflegt werden. Kulturamtsleiterin Anita Zwicknagl führte die Gruppe durchs Museum an der Graslitzer Straße und zeigte vor einer Landkarte die Fluchtwege der einzelnen Volksgruppen auf. Im Garten servierten Ingrid Hammerschmied und Marlies Effenberger Egerländer Gebäck. Gut gesättigt setzte der Tross dann seine Fahrt zur Endstation in Bad Tölz fort.
Dort erzählte Tölz´ Bürgermeister Ingo Mehner (CSU), dass er selbst häufig den Bus nutzt: „Es ist einfach angenehm und bringt viele Vorteile mit sich. Ich spare mir etwas Zeit, da ich während der Fahrt am Laptop arbeiten kann und um den Verkehr muss ich mich auch nicht kümmern.“ Auch für Freizeit Fahrten dürfe man den Bus ruhig nutzen. „Wir leben in einer wunderschönen Gegend und an jedem Ort gibt es etwas besonderes zu entdecken.“ Aber es gibt auch beim Thema Bus zwei Seiten. Das Problem: „Im ländlichen Raum haben wir relativ wenige Leute auf einer sehr großen Fläche verteilt. In einer Großstadt ist es viel einfacher, eine Buslinie zu etablieren, weil dort die Nachfrage höher ist.“ Deshalb sei es wichtig, dass die Menschen das Angebot auch wahrnehmen, erklärte Mehner. Nur dann werde der Ausbau der Busstrecken funktionieren. Peter Herrmann/Ramon Häusler