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Teilnehmer des Integrationsforums diskutieren über kultursensibles Handeln in Geretsried

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Von: Peter Herrmann

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Teilnehmer sitzen an einem Tisch und hören der Dozentin Julia Cholewa bei ihrem Vortrag zu.
Dozierte über kultursensibles Handeln: Julia Cholewa (l.) in der Mensa der Karl-Lederer-Schule in Geretsried. © Peter Herrmann

Geretsried – Sprachbarrieren: Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge werden in Behörden oder Alltagssituationen nicht immer sofort verstanden.

Beim mittlerweile 18. Integrationsforum in der Mensa der Karl-Lederer-Schule diskutierten rund 30 Teilnehmer aus verschiedenen Einrichtungen über ihre Erfahrungen. „Kultursensibles Handeln braucht man, damit Integration gut gelingt“, schickte Rudi Mühlhans voraus.

Der Geschäftsführer des Trägervereins Jugend- und Sozialarbeit (TVJA) und Hannah Schreyer von der Initiative „Integration aktiv“ freuten sich, dass sich auch Geretsrieds Bürgermeister Michael Müller für den zweistündigen Vortrags- und Diskussionsabend Zeit genommen hatte.

Kultur ist ein Prozess

„Unsere Ängste und Vorurteile rühren vom Nichtwissen“, glaubt der Rathauschef. Julia Cholewa, Dozentin an der Katholischen Universität Eichstätt, belegte diese These mit einem Vortrag über kultursensibles Handeln. „Unser Gehirn neigt zur Kategorisierung und Depersonalisierung des Gegenübers“, stellte sie fest. Mit Zitaten renommierter Wissenschaftler definierte Cholewa Kultur als einen Prozess, der sich aufgrund struktureller Veränderungen stets im Wandel befindet. Dabei werden gerade Einwanderer, die verschiedene Schicksale hinter sich haben und vor einer ungewissen Zukunft stehen, vielerorts von den Einheimischen stigmatisiert und auf bestimmte Verhaltensmuster festgelegt.

Kulturelle Dolmetscher und Behördenmitarbeiter können dabei helfen, die interkulturelle Kommunikation zu erleichtern, geraten aber auch oft an ihre Grenzen. „Oft fehlt uns einfach die Zeit auf die Herkunft und den kulturellen Hintergrund einer Person einzugehen, weil draußen vor der Tür schon viele andere warten“, bedauerte eine Mitarbeiterin des Tölzer Jobcenters. Der Geretsrieder Stadtrat Detlev Ringer stellte fest, dass Dolmetscher die langen Ausführungen von Ausländern oft nur in kurzen Sätzen zusammenfassen.

Gegenseitiger Respekt bei interkulturellen Begegnungen

„Wir kürzen manchmal ab, wenn unsere Klienten nicht sofort zum Punkt kommen und eine Schleife drehen“, erklärte eine Übersetzerin. Elisabeth Sowa betreut in Geretsried Schwimmkurse für Kinder von Asylbewerbern und hat dabei überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Dennoch wünscht sie sich bei interkulturellen Begegnungen auch gegenseitigen Respekt. Werte wie beispielsweise die Gleichberechtigung von Frau und Mann, die in manch Staaten weniger geachtet wird als hierzulande, möchte sie nicht aufgeben.

Kreisjugendpflegerin Verena Peck gab zu, dass sie in vielen Situationen auch von Erfahrungswerten profitiert. Dies bedeute aber nicht, dass Menschen von vornherein in eine bestimmte „Schublade gesteckt werden“. Rudi Mühlhans gab ihr Recht: „Das Wichtigste ist, Schubladen aufzumachen und sie immer neu zu füllen“.

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