Auf die Frage hin, ob die Stromversorgung für die Kreisstadt dennoch ausreicht, verweist Huber auch auf die Photovoltaik-Anlage im Farchet: „Sie läuft aufgrund der vielen Sonnenstunden in diesem Jahr auf Hochtouren und wir können auch noch auf weitere regenerative Energiequellen zurückgreifen.“ Er nennt etwa die Beteiligung am Windpark in Berg sowie die Block- oder Biomasseheizkraftwerke, „die ebenso als effizientes Nebenprodukt der kombinierten Erzeugung Strom produzieren“.
Wir beobachten die Energiesituation sehr genau und werden kurzfristig Entscheidungen treffen müssen
Auf der anderen Seite gibt es die von den Stadtwerken betriebenen Stätten. Huber dazu: „Das Tölzer Hallenbad, das Eisstadion und das Freibad Eichmühle haben sich noch nie komplett selber finanziert, es war bislang immer ein jährliches Defizit für alle Freizeitbetriebe von rund 950.000 Euro zu verbuchen.“
Gestiegene Energiekosten noch nicht eingerechnet. Für den Stadtwerke-Betreiber ist das Hallenbad jedoch ein wichtiges Angebot für die Tölzer Bürger. „Kinder und Jugendlichen, die schwimmen lernen müssen oder ihren Sport betreiben wollen, liegen uns am Herzen.“ Daher werde der Betrieb so lange wie möglich aufrechterhalten. Huber: „Wir beobachten die Energiesituation sehr genau und werden kurzfristig Entscheidungen treffen müssen, wenn sich die Lage gravierend verändern sollte.“
Wie der Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Tölz berichtet, werde um Energie einzusparen, seit April dieses Jahres versucht, das Kostendefizit im tragbaren Rahmen zu halten. Konkret wurde im Tölzer Hallenbad daher die Wasser- und Badtemperatur um zwei Grad gesenkt. „Wir wollen den Tölzern auch in diesen bewegten Zeiten einen Betrieb ermöglichen“, betont Walter Huber. Dies bedeutet aber auch mehr Kosten für den Bürger. „Nach Beendigung der turnusmäßigen Revision Mitte September werden wir beim Saisonstart im Schwimmbad auch die regulären Preise im Schnitt um 50 Cent anpassen müssen.“
„Wir sehen durchaus herausfordernde Zeiten vor uns“, sagt Huber zur weltweiten Energiekrise. Nach aktuellem Stand seien die Tölzer Stadtwerke gut aufgestellt. „Wir geben täglich unser Bestes und sorgen schon seit vielen Jahren vor, dass wir die Bürger auch in Krisenzeiten im Rahmen unserer Möglichkeiten zuverlässig mit Strom, Gas, Wasser und Nahwärme versorgen können“, berichtet er. So sei es für die Stadtwerke etwa beim Stromausfall möglich, die Trinkwasserversorgung per Isarkraftwerk jederzeit aufrecht zu erhalten.
Huber ist der Meinung, dass jeder dazu beitragen sollte, „wertvolle Energie zu sparen“. Mit endlichen Ressourcen sollte daher immer achtsam umgegangen werden. „Denn das ist letztlich das Einzige was uns langfristig gesehen in bewegten Zeiten wie diesen und vor allem auch in Zukunft vor weiteren Krisen bewahren kann“.
Auch der Lenggrieser Bürgermeister blickt kritisch auf die kommenden Monate. „Entspannt ist da momentan keiner“, sagt Stefan Klaffenbacher. „Die Energiepreise steigen enorm.“ Daher halte sich die Gemeinde auch streng an die staatliche Sparverordnung.
Bekanntermaßen heizt das Flößerdorf seit 2019 seine kommunalen Gebäude im Ortskern per Blockheizkraftwerk (BHKW). Neben Rathaus, Tourist-Info, Bücherei, Grund- und Mittelschule, Alpenfestsaal und dem ehemaligen Gasthof zur Post gehört dazu auch das Hallenbad Isarwelle. „Im Sommer war der Wärmebedarf nicht so hoch wie im Winter und wurde durch unser BHKW komplett abgedeckt“, berichtet Klaffenbacher weiter. Allerdings laufe dieses mit Gas, was den Rathauschef mit Blick auf die steigenden Gaspreise besorgt.
Erfreulich sind derzeit die Besucherzahlen in der Isarwelle, die sind laut Klaffenbacher sehr gut. „Ich hoffe das bleibt so und ist wichtig für die Refinanzierung.“ Auch wenn die Energiepreise steigen sei eine Erhöhung des Eintrittspreises für das Lenggrieser Hallenbad derzeit nicht vorgesehen. Im Winter übernimmt die Energieversorgung der kommunalen Gebäude größtenteils die im BHKW integrierte Hackschnitzel-Anlage.
Allerdings warnt Klaffenbacher: „Wenn sich die Lage so weiterentwickelt, müssen wir kurzfristig die Preise anheben. Derzeit sei dies aber noch kein Thema. Auch die Wassertemperatur wurde bisher noch nicht abgesenkt, um Energie einzusparen. Aber auch hier: „Wie es im Winter weiter geht, müssen wir abwarten. „Wir hoffen, unabhängig zu bleiben, sonst müssen wir ein paar Grad zurückfahren.“
Auch vollständig gefüllte Gasspeicher reichen nicht, um Deutschland ohne Einschränkung über den Winter zu bringen
In Geretsried blickt man ebenfalls mit Anspannung auf die kommenden Monate, erläutert Zweite Bürgermeisterin Sonja Frank. „Auch vollständig gefüllte Gasspeicher reichen nicht, um Deutschland ohne Einschränkung über den Winter zu bringen.“ Die Energiekosten aller Energieträger explodieren ihrer Ansicht nach derzeit noch viel stärker, als dies von den Bürgern wahrgenommen wird, was sich in vielen Lebensbereichen niederschlagen werde.
„Spätestens im nächsten Sommer, wenn die Nebenkostenabrechnungen 2022 eingehen, werden viele Menschen nicht mehr wissen, wie sie ihre Energiekosten zahlen sollen. Gleichzeitig bleiben Vermieter auf ihren bereits getätigten Kosten sitzen“, sagt Frank. Das treffe alle Bürger und so hofft sie auf gegenseitiges Verständnis und Solidarität, „um gemeinsam so gut wie möglich durch die Krise zu kommen“.
Roswitha Foißner, aus dem Fachbereich Energiemanagement der Stadt Geretsried, beurteilt die Situation so: „Wir sind uns der schwierigen Situation bewusst, sodass Bürgermeister und Stadtrat im Herbst beraten, welche Möglichkeiten wir über die bis dahin vom Staat vorgegebenen Maßnahmen hinaus haben und wo wir die Menschen stützen können.“ Es gelte abzuwägen, „wo unsere Maßnahmen wirklich helfen und wo wir gesetzlich gebunden.“
Foißner erklärt weiter, dass die Stromversorgung in ganz Deutschland so vernetzt sei, dass bei Ausfall eines Teils der erneuerbaren Energien immer durch andere Energieträger ausgeglichen werde. Die unmittelbare Stromversorgung sei also nicht abhängig vom Wasserstand. Allerdings müsse fehlender Strom, insbesondere für kurzfristige Spitzen, durch Energieträger wie Geothermie, Wasserkraft und Erdgas ausgeglichen werden, um die Netzfrequenz zu halten. Speicherkraftwerke seien dafür besonders gut geeignet.
„Im Gegensatz zu vielen nördlichen Regionen Deutschlands hatten wir in Geretsried seit dem 1. Mai immerhin noch 350 Milliliter Niederschlag. Bedenklich ist nur, dass dies normalerweise die niederschlagreichste Zeit des Jahres ist“, erläutert Foißner. Einen regen- und schneereichen Herbst und Winter könnten der Landkreis ihrer Ansicht nach für den Grundwasserpegel und damit auch für die Wasserkraftwerke gut gebrauchen. Die Niederschläge im Winter seien langfristig entscheidender für das Grundwasser, da „Sommerregen zum großen Teil fürs Wachstum benötigt werde oder verdunste.“
Zum Interkommunalen Hallenbad sagt Bernhard Bayer von den Stadtwerken, dass der Betrieb in jedem Fall defizitär sei. „Die steigenden Energiekosten werden sich hier auch in den Betriebskosten niederschlagen.“ Eine Änderung der Eintrittspreise sei bislang aber noch nicht diskutiert worden. Die Temperatur wurde bereits im Juli um zwei Grad abgesenkt. Dies werde auch so bleiben. Die Außen- sowie die Ambientebeleuchtung wurden nach Angaben von Bayer zur Kostensenkung auf das Nötigste reduziert.