Wie das Bayerische Landesamt für Umwelt mitteilte, ist ein Braunbär im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gesichtet worden. Das Wildtier wurde in der Region südlich der B307 von einer Wildtierkamera fotografiert. Behörden, Interessenverbände und Vertreter von Nutztierhaltern wurden informiert, teilt das Amt mit.
„Die letzten Nachweise eines Braunbären in Bayern stammen aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen von Ende April und Anfang Mai. Ob es sich um dasselbe Tier handelt, ist unklar“, erläutert Landesamt-Sprecher Frank Bäse.
Auch die Tiroler Gemeinde Langkampfen hatte am Wochenende über die Sichtung eines Bären informiert. Dort sei Meister Petz auf dem Forstweg „Bärenbad“ unterwegs gewesen. Drei Radfahrer wollen ihn dort am Samstag im Bezirk Kufstein gesehen haben. Verletzt worden sei bei der Begegnung niemand.
Uwe Friedl vom Artenschutzreferat des Bund Naturschutz, schätzt die Lage wie folgt ein: „Für den Tourismus sehe ich keine Bedrohung. Das geht beides zusammen.“ Auch in anderen Regionen würden das Zusammenleben von Wildtier und Mensch funktionieren. Bei den Bauern gebe es natürlich Unsicherheitsfaktoren.
Hier treten unter anderem Fragen auf wie: Wie verhält sich der Bär? Reißt er meine Weidetiere? „Da kommt zu den faktischen Sorgen noch psychologische dazu“, sagt Friedl. Dennoch müssten sich die Bauern eher wegen eines Wolfes mehr Sorgen machen.
Für den Menschen sei der Bär grundsätzlich kein Risiko, da der Bär grundsätzlich kein Interesse am Menschen hat und „wir auch nicht in dessen Beuteschema passen“, erklärt der Artenschutzreferent. Braunbären seien nicht gefährlicher als Wildschweine, die es ja auch in Oberbayern gibt.
Das Landesamt für Umwelt erläutert auf ihrer Website Verhaltensregeln falls Anwohner oder Urlauber den Bären sichten.
Das Bayerische Landesamt für Umwelt teilte mit, dass ein Braunbär südlich der B307 in der Region des Sylvenstein-Stausees von einer Widtier-Kamera fotografiert worden ist. Es wird vermutet, dass sich die Bären nicht in Bayern niederlassen werden. Auch wenn es Uwe Friedl vom Artenschutzreferat des Bund Naturschutz freuen würde, wenn sich Bären in Bayern ansiedeln würden – trotz der Herausforderungen. „Bären gehören nach Bayern, aber leider wurden sie ausgerottet“, sagt Friedl.
Das Landesamt für Umwelt erläutert auf seiner Webseite Verhaltensregeln falls Anwohner oder Urlauber den Bären sichten. So ist bei Aufenthalten, zum Beispiel auf einem Wanderausflug, wichtig, sehr genau darauf zu achten, in der Natur keine Essensreste und keinen Müll zurückzulassen.
„Der Bär ist von Natur aus vorsichtig und weicht dem Menschen in der Regel aus“, sagt Amtssprecher Frank Bäse. Dennoch könne es vorkommen, dass sich Bären bei Begegnungen auch neugierig verhalten. Ein hohes Risiko könnten Weibchen mit Jungen bedeuten. Daher empfiehlt Friedl, man solle „im Bärengebiet nicht leise durchs Unterholz schleichen. Auch wenn der Bär vermutlich den Menschen zuerst wahrnimmt.“
Wer einem Bären begegne, solle sich ruhig verhalten, Abstand halten und langsam und kontrolliert den Rückzug antreten, gibt das Landesamt als Tipp. Dabei solle der Bär auf jeden Fall im Auge behalten werden.
Richte sich ein Bär auf, sei das nicht als Drohgebärde zu verstehen. Bären sind neugierig und richten sich auf, um die Situation besser überblicken zu können. Auch hier gelte: Stehen bleiben und durch ruhiges Sprechen auf sich aufmerksam machen, falls der Bär die eigene Anwesenheit noch nicht bemerkt haben sollte. Auf keinen Fall sollte etwas nach dem Bären geworfen werden, mahnen Friedl und Bäse. „Das könnte vom Bären als Angriff aufgefasst werden.“
Die nächste Bärenpopulation befindet sich nach Angaben des Amtes im italienischen Trentino, etwa 120 Kilometer von Bayern entfernt. Eine Bärenpopulation breite sich nur sehr langsam aus. Daher wird nicht davon ausgegangen, dass sich Bären in Bayern dauerhaft ansiedeln.
Junge Männchen streifen auf der Suche nach einem Weibchen zum Teil sehr weit umher. Dabei können sie mehrere Monate oder sogar einige Jahre unterwegs sein. Finden sie keine Partnerin, kehren sie wieder in ihre Heimat zurück.
Europäische Braunbären wiegen zwischen 75 und 350 Kilogramm. Die Männchen sind deutlich schwerer als die Weibchen, gibt das Landesamt bekannt. Der Bär ist aufgrund seiner Einstufung in der sogenannten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU besonders und streng geschützt. Diese Richtlinie ist ein Abkommen der Europäischen Union zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen.
Braunbären sind grundsätzlich Einzelgänger, ihre Streifgebiete überlappen sich allerdings teilweise erheblich. Paarungszeit ist von Mai bis Juli. Die Jungen kommen während der Winterruhe zur Welt und sind bei der Geburt etwa rattengroß.
Jungbären bleiben eineinhalb bis zweieinhalb Jahre bei der Mutter, so dass eine Bärin höchstens alle zwei Jahre Junge zur Welt bringt. Bei der Abwanderung, also wenn Bären alt genug sind, ihre Mutter zu verlassen, siedeln sich junge Weibchen meist nahe am mütterlichen Streifgebiet an, junge Männchen legen eher größere Distanzen zurück.
Was der Braunbär im Oberland nun vorhabe oder wohin er will, komme „Hellsehen“ gleich, erläutert Friedl. Seine Spuren werden aber auf jeden Fall beobachtet.
Wer einem Bären trotz der äußerst seltenen Gegebenheit begegnen sollte oder Hinweise auf Bären entdeckt, sollte diese bei der Fachstelle „Große Beutegreifer“ des Bayerischen Landesamts für Umwelt melden (telefonisch unter 09281/1800-4640, per E-Mail an fachstelle-gb@lfu.bayern.de). Hinweise nehmen auch das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen und die örtliche Polizei entgegen. Weitere Infos auf www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer.