Sprecher der Kreisbrandinspektion über Unfall-Fehleinschätzungen und falsche Notrufe

Landkreis – Kürzlich kam es in Egling zu einem schweren Verkehrsunfall mit mehreren Beteiligten. Nach Eintreffen der ersten Helfer, wurden einige Einheiten von Feuerwehren und ein Rettungshubschrauber abbestellt. Im Bericht hieß es, dass entgegen des Notrufes, die Verletzungen nicht so stark waren, dass ein Abtransport mit dem Hubschrauber notwendig gewesen wäre. Wir befragen Stefan Kießkalt, Sprecher der Kreisbrandinspektion, zum Thema „falsche Notrufe“.
Wie oft kommt es vor, dass Einsatzkräfte abbestellt werden?
„In der Alarmierungsplanung wurde festgelegt welche Fahrzeuge und Personal für welche Meldebilder benötigt werden. Für eingeklemmte Personen werden technische Hilfsmittel wie Spreizer und Schere benötigt. Bei mehreren Fahrzeugen auch mehrere dieser Hilfssätze. Stellt sich nun an der Einsatzstelle eine andere Situation dar, werden diese Geräte und Kräfte nicht benötigt. Dies kann auch bei anderen Einsätzen vorkommen. Eine genaue Prozentzahl hier zu nennen, ist schwierig und wird von uns auch nicht erfasst. Die Alarmierungsplanung ist so gefasst, dass nur benötigte Kräfte und Material alarmiert werden.“
Die Rettungskräfte sind bis zur Abbestellung in der Regel schon auf dem Weg zum Unfallort. Was bedeutet es, wenn sie vorher wieder umdrehen müssen?
„Gerade im ehrenamtlichen Bereich ist das immer eine Gradwanderung. Die Einsatzkräfte kommen aus ihrer Freizeit oder ihrem Job zum Einsatz. Daher sind die Führungskräfte um eine hohe Zufriedenheit der Mannschaft bemüht. Deshalb wird versucht, so schnell wie möglich die Situation zu bewerten, um nicht Personal anfahren zu lassen, dass dann nicht gebraucht wird oder nur herumstehen muss.“
Wer trägt die Kosten für einen “falschen Einsatz“?
„Die Kosten für den Unterhalt der Feuerwehr sind von den Kommunen, also den Städten und Gemeinden zu tragen. Darunter fallen die Unterhaltskosten wie hier Abnutzung von Fahrzeugen und Geräten, Betriebsstoffe wie zum Beispiel Diesel. Oder auch Lohnersatzkosten von Firmen für Ihre Arbeitnehmer die im Feuerwehreinsatz sind.“

Was droht Personen, die den Notruf missbrauchen?
„Eine vielleicht falsche Einschätzung der Situation vor Ort durch einen aufgeregten Anrufer zählt hier nicht dazu. Deshalb muss auch keiner Angst haben, den Notruf zu wählen. Die Disponenten in der Leitstelle klären dann zusammen mit dem Anrufer die Situation und bewerten diese. Sollte aber ein Notruf wirklich missbraucht werden, können die entstandenen Kosten dem Anrufer in Rechnung gestellt werden.“.
Ist diesen Personen, ihr Handeln überhaupt bewusst?
„Diese Frage kann ich Ihnen so nicht beantworten, weil ich die Gedanken solcher Menschen nicht kenne. Aber leider hat sich gerade in den Städten ein falsches Bild von den Feuerwehren eingeschlichen. Nur in Großstädten über 100.000 Einwohnern gibt es Berufsfeuerwehren. In kleineren Städten wir Rosenheim oder Dachau gibt es auch Hauptberufliche Feuerwehrleute. Diese haben wir in unserem Landkreis nicht. Alle unserer Einsatzkräfte sind ehrenamtlich tätig. Sie lassen bei einem Alarm alles liegen und stehen, verlassen ihren Job, lassen ihre Familien zu Hause zurück, egal ob Weihnachten, Silvester oder Geburtstag. Deshalb verurteilen wir Notrufmissbrauch absolut. Denn das Schlimmste daran, die Hilfe der ausgerückten Kräfte könnte an anderer Stelle wirklich gebraucht werden.“
Und wie oft kommen falsche Notruf-Fälle in der Region vor?
„Glücklicherweise haben wir es nur ganz selten mit solchen Fällen zu tun. Manchmal durch einen Lausbubenstreich, aber auch Nachbarn- oder Familienstreitigkeiten können Notrufmissbräuche auslösen.“
Hier sind Informationen zu dem schweren Unfall in Egling vom 9. September zu finden.
Die Fragen stellte Franca Winkler