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Was die Ergebnisse der Long-Covid-Studie im Tölzer Land ergaben

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Von: Viktoria Gray

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Niedermaier Lohse Schneider
Stellten die Ergebnisse zur Studie „Long-Covid“ vor: (v.l.) Gesundheitsamtsleiter Stephan Gebrande, Mitinitiator und Koordinierungsarzt im Landkreis Jörg Lohse, Landrat Josef Niedermaier und Studienleiter Antonius Schneider von der TU München. © LRA

Landkreis – Die Ergebnisse der Long-Covid-Studie aus dem Landkreis sind veröffentlicht worden. Über 3.000 Bürger nahmen daran teil.

Am vergangenen Montag wurden im Rahmen einer Pressekonferenz im Tölzer Landratsamt erste Ergebnisse zur Long-Covid-Studie, die wie berichtet im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen durchgeführt wurde, bekannt gegeben. Über 9.000 volljährige Bürger wurden angeschrieben. Der Rücklauf lag bei gut 30 Prozent.

„Ich bin ganz begeistert über die hohe Responderrate“, zeigte sich Professor Antonius Schneider erfreut. Er ist Studienleiter und Ärztlicher Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung der Technischen Universität München.

Von 9.287 angeschriebenen Bürgern im Landkreis hätten 3.120 den Fragebogen ausgefüllt und zurückgeschickt. Auswertbar seien dann 2.909 Fragebögen gewesen, was immerhin 33 Prozent sind. Laut Schneider habe das eine hohe Aussagekraft. „Ich denke schon, dass wir mit unseren strukturierten Fragebögen einer der ersten Landkreise sind, der so eine Studie durchführt“, betonte er.

Konzentrations- und Gedächtnisprobleme sind angestiegen

Das Resultat: wichtige Ergebnisse, um das Krankheitsverständnis zu verbessern. Denn circa 15 bis 20 Prozent weisen Langzeitbeschwerden auf. Am meisten zeigten sich Konzentrations- sowie Gedächtnisprobleme. So stiegen die Gedächtnisprobleme von 15,2 Prozent nach mehr als 18 Monaten auf 25,8 Prozent. Ähnlich sieht es bei den Konzentrationsproblemen aus. Von 16,6 Prozent stieg die Zahl auf 23,1 Prozent. Ebenso würden Atemnot und Muskelschmerzen bei vielen Betroffenen mit der Zeit nicht nachlassen.

Viele hätten auch mit Depressivität und Angst zu kämpfen. „Bis zu 20 Prozent der von Post-Covid Betroffenen zeigen Anzeichen einer Depression oder Angststörung“, erläuterte Professor Antonius Schneider.

Hälfte der Teilnehmer leiden an fortbestehenden Beschwerden

Mitinitiator und koordinierender Arzt im Landkreis Jörg Lohse, der auch Hausarzt ist, sehe in der Praxis deutlich: viele Patienten leiden an Depressionen und körperlichen Symptomen. „Für mich ist es eine Überraschung, dass nur 20 Prozent der Leute Depressionen entwickeln“, betonte er. Lohse glaubt, dass viele Post-Covid-Patienten nicht zum Arzt gehen. „Wir haben eine große Krankheitsgruppe, für die zu wenige Angebote bestehen. Unsere Zukunftsaufgabe ist daher, dafür Instrumente zu entwickeln“, sagte der Hausarzt.

Für mich ist es eine Überraschung, dass nur 20 Prozent der Leute Depressionen entwickeln

Koordinierungsarzt im Landkreis Jörg Lohse

Die Ergebnisse könnten nämlich zum Teil die Antwort liefern, wie man Menschen mit Symptomen zielgerichtet besser versorgen kann. Außerdem sagen sie laut Lohse eindeutig aus, dass ein hoher Bedarf an Unterstützungsangeboten besteht. So sollen Selbsthilfegruppen geschaffen werden, die sich untereinander vernetzen. Ein Netzwerk nannten die Ärzte bereits. Auf www.altea-network.de können sich Betroffene Infos holen und sich mit anderen vernetzen.

Die Hälfte der Teilnehmer gab „persistierende“ – also fortbestehende – Beschwerden an. „Wenn man annimmt, dass vor allem diejenigen geantwortet haben, denen es eher schlecht geht, dann hätten circa 17 Prozent der infizierten Einwohner des Landkreises gesundheitliche Langzeitbeschwerden – und zwar bis zu zwei Jahre nach der Infektion“, sagte Schneider.

Im nächsten Schritt müsse man Hilfsangebote entwickeln. Idealerweise mit professioneller Begleitung. Um effektive Maßnahmen entwickeln und umsetzen zu können, seien aber Forschungsprojekte und finanzielle Ressourcen notwendig.

Landrat Niedermaier hofft auf bessere Therapiemöglichkeiten für Long-Covid-Patienten

Mit ermöglicht hatte auch Landrat Josef Niedermaier die Studie. Er hofft nun, das für die Betroffenen mit Hilfe der Studie bessere Therapiemöglichkeiten angeboten werden können. „Gerade diejenigen, die nach einer Erkrankung auch noch Monate später an Symptomen leiden, brauchen medizinische Unterstützung“, betonte Niedermaier. Man müsse das Virus mit all seinen Langzeitfolgen nach wie vor Ernst nehmen.

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