Rund 262 Millionen Euro sind im Landkreis in den Neubau investiert worden. „Zusätzliche Wohnungen sind ein wichtiger Beitrag gegen steigende Mieten“, sagt der Bezirksvorsitzende der IG Bau Oberbayern Harald Wulf. Wichtig sei dabei das bezahlbare Segment. „Es kommt vor allem darauf an, dass im sozialen Wohnungsbau noch mehr getan wird“, betont er und sieht insbesondere die Politik in der Pflicht.
Um vor allem „den lahmenden Bau von Sozialwohnungen voranzubringen“, schlägt die IG Bau ein „Sonderpaket sozialer Wohnungs- bau“ vor: Die Mehrwertsteuer auf Sozialwohnungen solle von 19 auf sieben Prozent abgesenkt werden. Der Bau einer staatlich geförderten Wohnung würde nach Angaben der Gewerkschaft so um zehn Prozent günstiger.
Außerdem sollen Bund und Länder dringend das Baurecht vereinfachen. „Es wird höchste Zeit, dass Genehmigungsverfahren schneller werden. Zwischen Bauantrag und Baubeginn geht oft wertvolle Zeit verloren“, betont Wulf.
Der IG Bau-Bezirksvorsitzende verweist auf eine enorme Chance, um zusätzlichen Wohnraum zu gewinnen: den Umbau bereits bestehender Gebäude. „Im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen schlummert ein großes Potential in der Umnutzung von Altbauten. So lassen sich bei vielen Wohngebäuden, Büro-, Geschäfts- und Parkhäusern Dachetagen aufstocken.“ Dazu komme – durch mehr Homeoffice – der Umbau von Büros zu Wohnungen. Wulf weiter: „Gerade auch mit Blick auf den steigenden Wohnraumbedarf für Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet sind, müssten alle Möglichkeiten genutzt werden.“
Im Landkreis sind etwa 1.000 Flüchtlinge untergebracht, teilen sich vielerorts Wohnraum mit Bürgern. Ein Thema das Landrat Josef Niedermaier beschäftigt. Des Öfteren machte er in Ausschüssen des Kreistags auf die generelle Wohnungspolitik aufmerksam und forderte ein Umdenken bei Städten und Gemeinden.
Laut dem Landrat ist der durchschnittliche Bedarf an Wohnraum in den vergangenen Jahrzehnten von 24 Quadratmeter pro Person auf mehr als 50 gestiegen. Ein Problem: Auch der permanente Trend zu immer neuen Einfamilienhäusern könne so nicht mehr weitergehen, betonte Niedermaier mehrmals. Im Gegenteil. Es müsse höher und dichter in der Region gebaut werden, damit mehr Menschen bezahlbaren Wohnraum bekommen.