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Tölzer Land: Experten des Wirtschaftsforums diskutieren über Energie-Versorgung im Kreis

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Von: Peter Herrmann

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Reinhold Krämmel, EWO-Vorstandvorsitzender Stefan Drexlmeier, WFO-Vorsitzender Andreas Ross und der Tölzer Stadtwerkeleiter Walter Huber
Befürchten noch keinen Blackout: (v. l.): Reinhold Krämmel, EWO-Vorstandvorsitzender Stefan Drexlmeier, WFO-Vorsitzender Andreas Ross und der Tölzer Stadtwerkeleiter Walter Huber. © Peter Herrmann

Wolfratshausen – Die aktuellen Entwicklungen auf dem Energiesektor machen auch regionalen Unternehmen zu schaffen. Bei einer Podiumsdiskussion werden Lösungsansätze vorgestellt.

Das Wirtschaftsforum Oberland (WFO), die Industriegemeinschaft Geretsried und die Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen veranstalteten die Podiumsdiskussion im Krämmel-Forum.

WFO-Vorsitzender Andreas Ross begrüßte als Moderator den Vorstandsvorsitzenden der Energiewende Oberland Stefan Drexlmeier, den Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Tölz Walter Huber, den Vorstand der Stadtwerke Geretsried Jan Dühring, den Seniorchef der Krämmel Unternehmensgruppe Reinhold Krämmel sowie den technischen Projektleiter Erneuerbare Energien der ecobility GmbH Constantin Popp und den Geretsrieder Pulcra-Chemicals-Standortleiter Max Suter.

Wolfratshausen: Experten diskutieren über Energie-Versorgung im Kreis

„Der enge Zusammenhang von Energie und Marktwirtschaft ist vielen leider nicht bewusst“, sagte Reinhold Krämmel. Im Gegensatz zu EWO-Chef Drexlmeier wagte er zu bezweifeln, dass die derzeitige Versorgungskrise mit erneuerbaren Energien beendet werden kann. Krämmel warnte vor einem Ausstieg aus der Atomenergie sowie einer staatlichen Planwirtschaft und forderte eine Förderung innovativer Techniken. „Die Idee liegen seit Jahren auf dem Tisch, werden in Deutschland aber nicht umgesetzt.“

Drexlmeier glaubt dagegen nach wie vor daran, dass die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern bis zum Jahr 2035 umgesetzt werden kann. Einen Mix aus Solar, Wind- und Wasserkraft, Geothermie und Biomasse hält er für optimal. Ein Blackout der Stromversorgung sei nach Einschätzung des Tölzer Stadtwerke-Leiters Walter Huber, derzeit nicht zu erwarten. „Wir haben zu den alten Preisen vorgesorgt und ausreichend bevorratet“, gab er Entwarnung.

Gaspreiserhöhung: kleine Betriebe gefährdet

Der Geretsrieder „Pulcra Chemicals“-Standortleiter Suter erklärte, dass der Wärmebedarf des Chemieunternehmens derzeit bei 80 Prozent des Gesamtenergiebedarfs liegt. „Wir können auch mit Öl heizen, aber schön wäre das nicht.“ Dass die massive Erhöhung der Gaspreise vor allem die Existenz von kleinen Betrieben gefährdet, bestätigte der Geretsrieder Bäcker Ludwig Schmid.

Wenn der Geretsrieder Bäcker Ludwig Schmid die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten auf Brot und Semmeln umlegen würde, müsste er pro Euro 50 Cent draufschlagen, berichtete er beim Wirtschaftsforum Oberland (WFO) in Wolfratshausen. Eine vorübergehende Schließung sei für ihn jedoch keine Option. „Ein Bäcker, der zumacht, wird nicht mehr aufmachen“, prognostizierte Schmid. Constantin Popp von der Firma ecobility gab ihm recht. „Jetzt kommt das böse Erwachen.“

Teilnehmer des Wirtschaftsforums Oberland zeigen sich trotz Hürden hoffnungsfroh

Andreas Gahr von der Firma Enex und der Geretsrieder Stadtwerke-Leiter Jan Dühring hoffen nun darauf, dass die mittlerweile dritte Geothermie-Bohrung in Gelting erfolgreich sein wird. Der Aufbau eines Fernwärmenetzes sei jedoch mit vielen bürokratischen Hürden und komplizierten Förderrichtlinien verbunden. Am Ende der zweistündigen Diskussion zeigte sich Gastgeber Reinhold Krämmel dennoch hoffnungsfroh. „Wir sind gut beraten, uns auf andere Zeiten einzustellen. Die Krise ist eine Chance.“

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