1. dasgelbeblatt-de
  2. Lokales
  3. Miesbach

Fahrradfreundliche Kommune: Tegernsee setzt auf neues Konzept

Erstellt:

Von: Sabrina Winklmaier

Kommentare

Hauptstraße in Tegernsee, Hotel Guggenmoos
Bereits jetzt schon eng ist es an der Hauptstraße in Tegernsee, wie etwa hier am Hotel Guggenmoos. An dieser Stelle wäre für Radfahrer kein eigener Weg möglich, sondern nur ein sogenannter Schutzstreifen. © Sabrina Winklmaier

Tegernsee – Die Stadt Tegernsee möchte fahrradfreundliche Kommune werden. Ein erster Schritt dafür ist ein Radwegkonzept in der Ortsmitte.

Das langfristige Ziel der Stadt Tegernsee ist es, als fahrradfreundliche Kommune anerkannt zu werden. Ein erster Schritt dafür ist ein Radwegkonzept in der Ortsmitte, doch das Vorhaben zeigte sich in der jüngsten Stadtratssitzung schwieriger, als erwartet.

Ein Radweg auf beiden Seiten sei aus Platzgründen nicht möglich, begann Achim Ignatow vom Münchner Ingenieurbüro ing-mw mit seinen Ergebnissen für die Machbarkeitsstudie. Verlaufen soll der Radweg von der Seesauna bis zum Schlossplatz in Tegernsee. Beidseitig ist deshalb nicht möglich, da die vorgeschriebene Fahrbahnbreite von 6,50 Meter nicht unterschritten werden darf. „Wir hatten im vergangenen Jahr zwei Ortstermine, auf der 955 Meter langen Strecke haben wir zu den stärksten Zeiten ein Verkehrsaufkommen von 13.100 Kraftfahrzeugen pro 24 Stunden“, erklärte Ignatow.

Durch die vielen Autos und die teilweise sehr engen Straßen sei es zudem nicht möglich, einen einheitlichen Radweg in Tegernsee zu planen. Es gebe zu viele Kurz- und Zweite-Reiheparker, unzählige Einmündungen, die eine Standardlösung verhindern. „Wir haben uns für eine sogenannte Abschnittsmethode entschieden“, führte Ignatow weiter fort. Das bedeutet: Von der Seesauna bis zur August-Macke-Anlage eine Radweg-Führung im Seitenraum, von der Hauptstraße 27 bis zum Hotel Guggemoos ein Schutzstreifen. Ein erneuter Seitenraum-Radweg vom Hotel bis zum Rathaus und von dort aus wieder ein Schutzstreifen bis zum Schlossplatz.

Unter einem Seitenraum-Radweg versteht man eine gesonderte Fahrbahn für Fahrradfahrer, die von Autos nicht befahren werden darf. Bei einem Schutzstreifen dürfen PKWs diesen nur bei Bedarf und ohne Gefährdung von Radfahrern befahren. Kritik für den einseitigen Radweg kam von Michael Bourjau (FWG): „Wenn der Weg nur One-Way ist, müssen die Radfahrer dann immer um den ganzen See fahren, wenn sie wieder zurück wollen? Ich sehe schon kommen, dass die dann beidseitig fahren.“ Auch Andreas Obermüller (FWG) sah den Entwurf kritisch: „Das ist nur eine halbe Lösung, da wir nur in eine Richtung denken.“

Markus Schertler (CSU) räumte zwar ein, dass es „nicht der Ideal-Radweg“ ist, man aber lieber diesen Kompromiss eingehen sollte, als gar nichts zu haben. Ebenso sah es Rudolf Gritsch, der sich über die flexible Planung „in allen Abschnitten“ freute und eine deutliche Verbesserung für die Radfahrer sieht.

Was die ganze Planung und der Bau denn kosten solle, hakte Bourjau bei Ignatow nach, der jedoch keine genaue Antwort geben konnte, genaue Kosten könnten erst in der Detailplanung abgeschätzt werden. Zudem warte man erst noch, bis die Umbauarbeiten am Hotel Guggemoos fertig gestellt sind, wies Bürgermeister Johannes Hagn hin.

„Ich lese in der Zeitung schon die Schlagzeile: Tegernsee hat großen Radweg“, prophezeite Andreas Feichtner (CSU), „dann werden Familien kommen und sich denken, wir fahren jetzt mal Radl am Tegernsee. Das wird ein unheimliches Konfliktpotential geben, wenn sie dann keinen riesengroßen Radweg vorfinden“. Der Rathauschef tat dies mit den Worten „Kaffeesatz-Leserei“ ab. Thomas Mandl (SPD) erinnerte schließlich nochmals daran, dass das große Ziel, eine fahrradfreundliche Kommune zu werden, nicht vergessen werden dürfe und mit diesem „Kompromiss-Radweg“ der erste Schritt dahin gemacht werde.

Das Gremium stimmte letztendlich mit nur einer Gegenstimme für eine weitere Planung des Radwegkonzeptes in der Tegernseer Ortsmitte.

Auch interessant

Kommentare