„Die Dimensionen der Herausforderungen in der laufenden Legislaturperiode sind enorm“, eröffnete Aigner ihre Bewerbungsrede. Zu Corona erinnerte die Landtagspräsidenten an den Beginn der Pandemie: „Ich habe mir so weitreichende Folgen nicht vorstellen können und dann ging es um das nackte Überleben.“ Dass die daraus folgenden Lockdowns und Einschränkungen kritisch gesehen wurden, Wirtschaft, Schulen und Vereinsleben praktisch zum Erliegen brachten und Auswirkungen bis in die Familie hatten, konnte Aigner gut nachvollziehen. Nicht aber, dass Grenzen überschritten wurden: „Dass destruktive und gar radikale Stimmen eine Abkehr von der Demokratie forderten schmerzt mich sehr.“ Als Landtagspräsidenten sieht sie sich in einer besonderen Verantwortung, dieser Gefahr gegenüber zu treten: „In Krisenzeiten wird ein demokratisches System immer in Frage gestellt. Es gibt aber keine Alternative, weil nur eine starke Demokratie die Bedürfnisse aller Bürger im Blick hat.“
Zu der durch den russischen Angriffskrieg befeuerten Energieverteuerung meinte Aigner: „Mit ihrer Zitter- und Abwartepolitik steckt die Ampelregierung den Kopf in den Sand und stürzt unser Land immer tiefer in die Krise.“ Um die Versorgungssicherheit und stabile Strompreise zu gewährleisten, sprach sich Aigner für die Nord-Süd-Stromtrasse und den Ausbau von Windenergieanlagen in Bayern, aber auch Ehrlichkeit aus: „Es ist schon sehr bemerkenswert, wie die Bundesregierung zwischen guter und schlechter erneuerbarer Energie unterscheidet.“ Im Speziellen ging sie dabei auf die Abschaffung der Förderung von Wasserkraft ein: „Das konnten wir Gott sei Dank stoppen.“ Zur Versetzung der drei laufenden Atomkraftwerke in eine Notreserve stellte Aigner fest: „Niemand kann das nachvollziehen und es kommt sogar schon berechtige Kritik aus dem Ausland, warum Deutschland nicht selbst Verantwortung übernimmt.“
Wie Aigner anmerkte, hat in diesen Krisenzeiten aber auch die CSU Mitglieder verloren. Inwieweit daran die Maskenaffäre und der Schlingerkurs von Ministerpräsident Markus Söder beim sogenannten Bienenbegehren mit Schuld waren, thematisierte sie indes nicht. Als Stimmkreisabgeordnete hob sie aber heraus: „Um die verdiente Anerkennung unserer Landwirtschaft wieder ins rechte Licht zu rücken, haben wir einige dicke Bretter zu bohren.“ Als weiteren Dauerbrenner nannte sie das Verfahren zur Wasserschutzgebiet-Ausweisung. Wichtige Bausteine im Wahlkreis sieht Aigner darüber hinaus im Beitritt zum MVV, der Elektrifizierung der Bahnstrecken sowie der Schaffung bezahlbaren Wohnraums und dem sorgsamen Umgang mit Flächenverbrauch.
„Wir sind uns einig, dass der Wolf bei uns nichts verloren hat“, nahm schließlich Landrat Olaf von Löwis den Ball zum Schutz speziell der Almwirtschaft auf. Seit 2018 gehört von Löwis dem Bezirkstag Oberbayern an. Leider, findet von Löwis, stehe dieses Gremium im Schatten der großen Politik. Dabei bearbeitet es mit den Bereichen Soziales, Gesundheit, Bildung, Kultur, Heimat und Umwelt Aufgaben, von denen die Bürger unmittelbar betroffen sind: „Allein 90 Prozent des rund 2,3 Milliarden schweren Haushaltes werden für soziale Aufgaben wie der Eingliederung von Menschen mit Behinderung oder stationäre Pflegeheime aufgewendet.“ Als einer von zwei Landräten in dieser 82-köpfigen Runde möchte von Löwis weiter dafür sorgen, dass die Gelder sinnvoll verwendet, die Landkreise aber nicht über Gebühr belastet werden.
„Beide eint der Einsatz für Miesbach und die Heimat“, fasste Alexander Radwan, CSU-Bundestagsabgeordneter und Kreisvorsitzender, das Engagement der Kandidaten zusammen. „Wir brauchen bei der Wasserschutzverordnung ein rechtsstaatliches Verfahren, da wird in München mit allen Tricks gearbeitet“, stärkte Radwan von Löwis den Rücken und hob nicht nur Aigners Kampf für die Demokratie hervor, sondern auch, dass sie ein Korrektiv im Kabinett ist: „Da wird auf Oberbayern gehört, und das soll auch so bleiben.“
Das sahen auch die CSU-Delegierten des Stimmkreises 121 so und nominierten Aigner und von Löwis mit einem Wahlergebnis von je 100 Prozent. Der Stimmkreis umfasst den Landkreis Miesbach und die Gemeinden Bad Feilnbach und Feldkirchen-Westerham. hac