Nicht zuletzt die aktuelle weltpolitische Lage zeigt, wie wichtig regionale Versorgung ist und wie erstrebenswert Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern. Die MW Biomasse AG mit Sitz in Irschenberg und das Miesbacher Ingenieurbüro EST sehen großes Potenzial gerade bei der Wärmeversorgung. Im Mai 2022 stellten sie ihre Pläne für ein großes Biomasseheizwerk in Miesbach vor. Als möglichen Standort hatten die Vertreter bereits da eine Fläche am Miesbacher Stadtwald genannt. Generell war das Vorhaben schon damals von den Stadträten gelobt worden.
Inzwischen, erklärte Bürgermeister Gerhard Braunmiller in der jüngsten Sitzung, seien 20 mögliche Standorte überprüft worden. Dabei habe sich eine Fläche am Rand des Stadtwalds, südwestlich der Siedlung Auf der Grün, als die beste Option erwiesen. Erforderlich ist für den Bau ein Grundstück von mindestens 600 Quadratmetern. Neben der Größe müssen Eigentumsverhältnisse, Anbindung und Emissionsschutz hinsichtlich Luftqualität, Geräuschentwicklung und Geruch beachtet werden.
Wie Bauamtsleiter Lutz Breitwieser erläuterte, liege die Fläche im Landschaftsschutzgebiet. Große Schwierigkeiten erwartet er dennoch nicht. „Wir brauchen keine Herausnahme“, sagte er. Das Landratsamt habe bereits eine Befreiung in Aussicht gestellt. Die Voraussetzungen seien gegeben, erklärte Breitwieser. Dazu gehören das öffentliche Interesse und die fehlende, genauso geeignete Alternativfläche.
Das Areal am Rand des Stadtwalds sei aufgrund der Topografie der Stadt geeignet. Das Anliefern von Hackschnitzeln ist problemlos möglich und die Wege zu potenziellen Wärmeabnehmern sind kurz. Das zirka 27 mal 15 Meter große Heizwerkgebäude mit zwei 36 Meter hohen Kaminen könnte gut in die Landschaft integriert werden, glaubt Breitwieser. „Man könnte auf der Ostseite einen fünf Meter Streifen Wald stehen lassen“, sagte der Bauamtsleiter, praktisch als Sichtschutz.
Bürgermeister Braunmiller machte klar: „Die Stadt unterstützt das Vorhaben in vollem Maße.“ Er stellte eine Infoveranstaltung für interessierte Bürger schon bald in Aussicht. Markus Seemüller (FWG) freute sich, dass es vorangeht, doch es gehe ihm nicht schnell genug. „Die Öffentlichkeit erwartet Geschwindigkeit“, sagte er und reichte einen weitergehenden Beschlussvorschlag ein. Dieser sah einen Auftrag für konkrete Verhandlungen über Grund und Leitungsrechte mit dem Investor und eine Ermächtigung des Bürgermeisters für Entscheidungen vor.
Auch Erhard Pohl (CSU) sprach sich dafür aus, zügig dranzubleiben. Dennoch plädierte er: „Gründlichkeit vor Schnelligkeit.“ Schließlich treffe der Stadtrat bei diesem komplexen Thema Entscheidungen für die nächsten Jahrzehnte. Dem schloss sich die Mehrheit des Gremiums an. Gegen die Stimmen der Freien Wählergemeinschaft wurde Seemüllers Antrag abgelehnt. Den Beschluss, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen, fasste das Gremium dann einstimmig. Parallel muss der Flächennutzungsplan entsprechend geändert werden.
„Es liegt an uns, dieses Heizwerk zu realisieren“, sagte Michael Lechner (FWG) und hofft, dass es keinen großen Widerstand gibt. Bedenken, dass auch die Biomasse knapp werden könnte, sieht er nicht. „Wir haben genug Holz in der Region“, machte der ehemalige Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Holzkirchen klar. Neben der Bebauung in der Nähe könnte das Heizwerk auch größere Bereiche der Innenstadt versorgen, darunter zum Beispiel die städtischen Gebäude rund um das Rathaus. ft