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Penzberg – Überraschender Wechsel bei den Architekten für das Edeka-Areal: Projektentwickler Herbert Küblböck hat sich vom Siegerbüro des städtischen Wettbewerbs getrennt. Die Pläne der Nachfolger wurden nun im Bauausschuss präsentiert. Große Überraschungen gab es nicht. Der Ausschuss beschloss einstimmig, den Bebauungsplan auf den Weg zu bringen.
Über die Zukunft des Edeka-Areals an Grube und Henlestraße wurde in der Penzberger Stadtpolitik jahrelang erbittert gestritten. Im Sommer 2020 legte der Regensburger Projektentwickler Herbert Küblböck ein neues Konzept vor – für ein großes Wohnquartier samt einem Handel-Sondergebiet. Die Vorschläge ernteten breite Zustimmung. Im Oktober vergangenen Jahres wurde im Stadtrat der einstimmig gekürte Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs präsentiert: Das Münchner Büro „H2M“ plante ein Quartier mit 368 Wohnungen, autofrei mit Tiefgarage. Man war sehr angetan vom Konzept.
Am Dienstagabend im Bauausschuss dann die Kurskorrektur: Projektleiter Küblböck hat sich von den Münchner Planern getrennt. „Organisatorisch als auch finanziell“ sei man nicht zusammengekommen, erklärte er. Küblböck verpflichtete die Zweitplatzierten „Dömges Architekten“ aus Regensburg.
Keine großen Änderungen
Deren Vorstandvorsitzender Thomas Eckert stellte nun die eigenen Pläne vor. Fazit: Große Änderungen gibt es nicht. Auch „Dömges“ plant mit vier Höfen („Karl-Theodor“, „Isabellen“, „Nonnenwald“ und „Henle“) mit Innenbereich, die sich um einen zentralen Platz gruppieren. Wesentliche Änderung: Statt der bisherigen 368 Wohnungen sollen in dem Quartier 385 Wohneinheiten entstehen. Die Höfe sollen dank der unterschiedlichen Farbgestaltung eine „eigene Identität“ entwickeln, erklärte Eckert. Die Ensembles ragen drei bis maximal sieben Stockwerke in die Höhe. Angedacht sind 151 Zwei-Zimmer-, 138 Drei-Zimmer-, 90 Vier-Zimmer- und sechs Fünf-Zimmer-Wohnungen. Davon könnten 114 öffentlich geförderte Wohnungen entstehen – nach derzeitigen Stand verteilt in den Gebäuden jeweils pro Treppenhaus.
Sondergebiet
Mit der Wohnbebauung einher geht die Schaffung eines zweigeteilten Sondergebiets „Einzelhandel“ nördlich des Quartiers hin zum Hagebaumarkt. Dorthin soll der bisherige Edeka-Markt umziehen – das ist Grundvoraussetzung für die Wohnbebauung. Laut Projektentwickler Herbert Küblböck soll in dem Bereich neben dem E-Center ein Café samt Backshop und ein Getränkemarkt Platz finden. Im südlichen Bereich ist der Standort des neuen Lidl-Markts samt benachbartem Fachmarkt für Tierbedarf vorgesehen.
Die Kunden sollen in Richtung Grube parken. Circa 320 Stellplätze sind laut Küblböck vorgesehen. Dass die Anzahl nicht mehr der kürzlich vom Stadtrat verabschiedeten neuen Penzberger Stellplatzsatzung entspricht, stört weder Verwaltung noch Bauausschuss. Das Bauamt verweist auf die Möglichkeit, „abweichende Regelungen“ zuzulassen: Es handele sich bei den zwei Sondergebieten nicht um die Neuerrichtung von zusätzlichen Einzelhandelsläden, sondern lediglich um die Verlagerung bestehender Geschäfte – die ihren Stellplatzbedarf mit ihrem derzeitigen Bestand bereits abdecken würden. Die Ausnahme wurde einstimmig abgesegnet. Andreas Baar
Auf dem Areal soll es zentrale Promenaden und einen West-Ost-Durchgang zur Berghalde geben. Dazu Ruhebänke und Mobiliar in den Höfen, wie Julius Feistl von den Regensburger Landschaftsarchitekten „toponauten“ erläuterte. Jeder Hof soll mit einem Spielplatz ausgestattet sein. Die Dächer möchte man für Privatgärten und gemeinschaftliche grüne Oasen nutzen. Beim Verkehr hat das Büro das Rad nicht neu erfunden. Auch „Dömges“ setzt auf ein verkehrsfreies Quartier mit Tiefgarage (590 Stellplätze). 33 öffentliche Parkplätze sind oberirdisch an der Henlestraße für Besucher geplant. Dazu kommen 770 Stellplätz für Fahrräder, davon 527 unterirdisch.
Eberhard von Angerer, der Münchner Architekt zeichnet für den notwendigen Bebauungsplan verantwortlich, sprach von einer „sehr gelungen Weiterentwicklung“ der ursprünglichen Pläne. Ein „sehr kompaktes Wohngebiet“ sei eh die Vorgabe für den Wettbewerb gewesen. Stadtbaumeister Justus Klement hob eine „hohe Qualität“ des Konzepts hervor. Widersprüche gab es im Ausschuss nicht. Jack Eberl (FLP) gefiel der Entwurf „sehr, sehr gut“ – Eberl obte vor allem die Gartennutzung auf den Dächern. Maria Probst (CSU) hatte eine mögliche Kinderbetreuung in dem Quartier im Blick. Laut Projektentwickler Küblböck sei eine Kita durchaus möglich, man warte jedoch auf eine Bedarfsmeldung der Stadt.
Einstimmiges Votum
Am Ende stimmte das Gremium einstimmig zu, den Bebauungsplan „Edeka-Areal“ auf den Genehmigungsweg zu bringen: Im Rahmen der öffentlichen Auslegung können Behörden und sonstige Betroffene ihre Stellungnahmen abgeben. Ein Zeitplan für das Quartier wurde nicht genannt. Klar ist, dass zuerst das Edeka-Center umziehen muss (siehe Kasten). Zudem müssen sechs alte Bergbauschächte aufwändig verfüllt werden. Projektentwickler Küblböck rechnet mit vier bis sechs Monaten Dauer und rund eine Million Euro an Kosten. Andreas Baar