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Keine Angst vor Vipern: Die zehnjährige Maria Weis aus Habach wandert barfuß in den Alpen

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Barfuß in den Bergen: Die zehnjährige Maria ist immer ohne Schuhe unterwegs. © Birgit Weis

Habach – Ein rostiger Nagel in der blanken Fußsohle hält sie nicht ab, und auch giftige Schlangen im Gebüsch beeindrucken sie nicht: Geht die zehnjährige Maria Weis aus Habach wandern, dann mit Rucksack, Stock und Hut, aber niemals mit Schuhen. Nur Esskastanien lassen sie in Badelatschen schlüpfen.

Schon als Kleinkind war Maria fast immer ohne Gummi unter den Füßen unterwegs, ihre Zehen in enge Schühchen quetschen, das wollte ihre Mutter Birgit nicht. Doch dass ihre Tochter auch Jahre später wenig von Schuhen hält, zumindest wenn es in die Höhe geht, damit hat sie nicht gerechnet. Vor rund zwei Jahren kam die Schülerin auf die Idee, barfuß auf den Berg zu gehen. Zuletzt ging es mit Familie und Freunden zu einer Fernwanderung in die Westalpen: 13 Tage, zehn Alpenpässe von Alagna bis zum Nationalpark Gran Paradiso und rund 9.450 Höhenmeter. Tausende Schritte, die allesamt in festem Schuhwerk bewältigten, außer Maria, die ging selbstredend barfuß. Keiner in der Familie wandert sonst ohne Schuhe, „ich würde total Kopfweh bekommen, wenn ich immer nachdenken müsste bei jedem Schritt“, sagt Mutter Birgit. 

Maria ist da völlig schmerzfrei, vom Scheitel bis zur Sohle. Selbst, als das Mädchen in einen rostigen Nagel gestiegen war, wollte es keine Schnürsenkel binden. Auch berichteten andere Wanderer der Truppe immer wieder von giftigen Vipern, die sich durch das Gelände schlängeln, „zwei italienische Bergwanderer zeigten Maria ihre Spazierstöcke, die sie zum Töten von Vipern zu scharfen Holzmessern umfunktioniert hatten“, erinnert sich Mutter Birgit. Und Maria? Die wanderte barfuß weiter. Doch die Familie nahm das Mädchen zumindest in die Mitte, um seine Zehen vor giftigen Zähnen zu schützen. 

Schuhe hat Birgit Weis immer im Rucksack, falls Maria doch einmal eine feste Sohle unter den Füßen möchte, doch ausgepackt wird das Paar eigentlich nie. Wie Maria auf die Idee kam, plötzlich mit blanken Sohlen über Stock und Stein zu wandern, weiß ihre Mutter gar nicht mehr so genau, ihre Tochter habe einmal von einem bekannten Barfußläufer aus Garmisch-Partenkirchen Wind bekommen und war dann wohl angefixt. Mit den Barfußtouren „möchte ich berühmt werden“, meint Maria. Dass ihr andere nachahmen und Bergtouren ohne Schuhe zu einem Trend werden, glaubt die Schülerin aber nicht, „die Leute sind so pingelig“, grinst das Mädchen, das an den Füßen die Dickhaut eine Elefanten zu haben scheint. Jedoch nur scheint, denn bei Esskastanien musste auch Maria einmal Schwäche zeigen. Bei der jüngsten Tour lagen die Früchte auf einer kurzen Strecke überall auf dem Boden verteilt, „mit ihren Stacheln sahen sie aus wie Seeigel“, erzählt Birgit Weis. Die pieksten so sehr, dass Maria zu Schuhen griff, aber keine robusten Schnürer, sondern „Badelatschen“, lacht Mutter Birgit. 

Wer nun glaubt, der Winter werde für Maria hart, weil Schnee, Eis und Kälte Barfußgehen unmöglich machen, der täuscht sich. Maria kann sich durchaus mit Schnürsenkeln anfreunden. In Turin, am Ende der letzten Wanderung, durfte sich Maria ein Geschenk aussuchen. Und ihre Wahl fiel auf nichts anderes als auf ein Paar Sneaker. ra

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