Vor knapp einem Jahr gab die Landeskirche grünes Licht für das Vorhaben, die Untere Denkmalbehörde im Weilheimer Landratsamt erteilte ihren Segen. Man habe bewusst mit der Innensanierung angefangen, sagt Pfarrer Julian Lademann. „Weil es hier am meisten weh tut.“ Dafür können die Gläubigen jedoch künftig eine Kirche mit einem komplett neuem Innenleben genießen. „Wir verbessern“, lautet das zufriedene Fazit des Pfarrers. Die Verbesserungen reichen vom Mauerwerk über die Wandfarben bis hin zu Schaltern und Leitungen, Akustik und Lüftung.
Das alles kostet richtig Geld. Die Investition ist mit insgesamt mit fast 460.000 Euro angesetzt. Die Gemeinde hat allerdings einige Geldquellen aufgetan. 130.000 Euro schießt die Landeskirche dazu. Auch Kommunen beteiligen sich – allein die Stadt Penzberg gibt 40.000 Euro, die Gemeinden Iffeldorf (10.000 Euro) und Sindelsdorf (1000 Euro) sind dabei. Die Kirchengemeinde selbst hat 176.000 Euro eingebracht. Zudem muss ein Darlehen aufgenommen werden. Gemeindemitglieder und Vereine geben was. „Wir freuen uns über Spenden“, wirbt Pfarrer Lademann.
Pfarrer Julian Lademann steht in der leergeräumten Martin-Luther-Kirche und blickt trotz des Baustellenambientes zufrieden drein. „Es wird luftiger und heller“, sagt Lademann, der mit den Pfarrern Sandra Gassert und Philipp Roß die knapp 3800 protestantischen Gemeindemitglieder in Penzberg und Umgebung betreut. „Es wird ein neuer Raum da sein“, fährt Lademann fort und zeigt auf den Bereich, wo einst die Kirchenbänke standen. Weil ihr Holzpodest feucht geworden war, wurden sie im Zuge der Renovierung ausgebaut. Genauso wie der Altar und die Kanzel. Lademann muss schmunzeln: „Alles war auf einmal so leer.“ Aber alles kommt aber wieder an seinen Platz. Nur werden es weniger Sitzgelegenheiten, Seitengänge machen künftig den Raum leichter begehbar. Luftiger, wie es der Pfarrer nennt.
Es geht aber nicht nur um Zugangskomfort in der 1904 im Jugendstil erbauten Kirche, die unter Denkmalschutz steht. Gearbeitet wird vor allem an der Bausubstanz. Bei dem großen Riss oberhalb des Altarraums muss gar eine Speziallösung her. „Der Riss wird nie ganz verschwinden“, sagt Lademann. Der Grund ist statischer Natur: Der eingehängten Decke sollen weiter „minimale Bewegungen“ ermöglicht werden, als Ausgleich bekomme der schadhafte Bereich eine „Sollbbruchstelle“ verpasst.
Auf Vordermann gebracht werden aber auch noch andere Bereiche. „Wir haben die komplette Elektrik erneuert“, erklärt der Pfarrer. Nach all den Jahren hat die Kirche endlich auch zur Sicherheit einen FI-Schalter. Die gelbe und grüne Farbgestaltung an den Wänden wurden sorgfältig mit Schwämmen gereinigt. Es gibt moderne Lampen, worüber sich Lademann freut: Der Altar wird neu inszeniert.“ Neue Lautsprecher sorgen für bessere Akustik. Und der Eingangsbereich präsentiert sich künftig in anderem Aussehen weil zusätzlich die Turmtür reaktiviert wird. Vor allem aber wurde eine Lüftung eingebaut, deren zentrales Element unterm Dach steht.
Infos zur Renovierung und zu Spenden gibt unter www.penzberg-evangelisch.de.
Die Zeit des Provisoriums nähert sich dem Ende. Die Innensanierung soll Anfang Mai abgeschlossen sein und die Martin-Luther-Kirche wieder für Gottesdienste genutzt werden. Bis dahin wird weiter sonntags auf Gut Hub ausgewichen. Ostermontag feiert die evangelische Gemeinde das letzte Mal einen Gottesdienst im Stall. „Wir werden dann in den Garten gehen“, erklärt Lademann. Mitte Mai soll die Kirche wieder genutzt werden. 14 Termine für die Konformation stehen, aus Corona-Gründen immer nur in Sechsergruppen.
Damit enden die Arbeiten aber nicht. Ab April folgt der zweite Bauabschnitt: Die Außenfassade wird gestrichen, der Gebäudesockel hergerichtet und eine neue Entwässerung um die Kirche angelegt. Steht das Gerüst, ist auch der Einbau der neuen Glocke geplant. Das Exemplar, gestaltet zum Thema Völkerverständigung, war im vergangenen Oktober im Pfarrheim enthüllt worden und ersetzt die alte „Vater unser“-Glocke. Diese hatten die Penzberger 1952 als Ersatz für ihre im Krieg eingeschmolzene Glocke bekommen, nun soll die „Patenglocke“ zurück an ihre polnische Heimatgemeinde gehen. Wann die Übergabe erfolgt, ist aber noch unklar. Die großangelegte Renovierung der Martin-Luther-Kirche soll dann im September komplett abgeschlossen sein.