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Pfingstmarkt Benediktbeuern findet nach zweijähriger Coronapause statt

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Pfingstmarkt Benediktbeuern
Auf dem Pfingstmarkt in Benediktbeuern gibt es von A wie Andenken bis Z wie Zitronenpressen so ziemlich alles. © Pfingstmarkt Benediktbeuern

Musste der Pfingstmarkt in Benediktbeuern Coronabedingt zwei Jahre lang pausieren, wird am 7. Juni - traditionell am Dienstag nach Pfingsten - das Klosterdorf kaum wiederzuerkennen sein. Über 50 Fieranten sitzen bereits in den Startlöchern und freuen sich, endlich wieder ihre Waren anbieten zu dürfen. Die komplette Dorfstraße bis rauf zur Häusernstraße werden sie ausfüllen. 

„Die Menschen sind schier ausgehungert nach Begegnung in gewohnter Manier“, stellt Markus Grabmeir fest. Endlich dürften wieder Veranstaltungen – so auch der Benediktbeurer Pfingstmarkt – stattfinden, wirkt der Gemeindemitarbeiter spürbar erfreut und gelöst. Grabmeir ist in der Gemeindeverwaltung Benediktbeuerns schon seit Urzeiten für die Organisation des Marktes zuständig und kennt sie alle, die Fieranten aus Nah und Fern. Manche kämen aus Kempten und Traunstein, verrät der Veranstalter. Sogar aus dem Bayerischen Wald seien welche mit dabei.

Mit 9 Uhr sei der Startzeitpunkt klar definiert, „je nach Wetter bauen die Händler jedoch zwischen 17 und 18 Uhr ab.“ Beim letzten Mal – 2019 – hätten Besucher wie Fieranten Glück gehabt. „Da hielt es durch bis zum Abend“, erinnert sich Grabmeir. Wie die Standbetreiber die letzten zwei Jahre überstanden hätten, weiß der Gemeindemitarbeiter nicht. „Es schaut so aus, als ob die meisten überlebt haben“, denn der überwiegende Teil der Anbieter sei schon in den letzten Jahren dabei gewesen. Und schon seit Wochen seien die Plätze ausgebucht, „wobei auch immer wieder mal jemand kurzfristig absagt und unangemeldete Händler das Glück haben könnten, in letzter Minute dennoch teilnehmen zu dürfen“, erläutert der routinierte Organisator.

An den Marktbuden gibt es (fast) alles, von Kleidung, über Taschen bis hin zu Haushaltswaren jeglicher Art. „Ein buntes Allerlei wird wieder geboten sein, das zum Flanieren, Verweilen und natürlich Kaufen einlädt“, nimmt Grabmeir vorweg. Schließlich ist es doch so: Auf einem Markt kauft man Dinge, die man nicht unbedingt braucht. „Hier läuft niemand mit einem Einkaufszettel durch die Dorfstraße“, so der Sachbearbeiter. Am Ende findet dann doch jeder etwas.

„Ebenso wie ich unter den Händlern 90 Prozent Stammkunden habe, kommen auch fast immer die gleichen Besucher“, sagt Grabmeir. „Einer der Händler erzählte mir, dass er immer wieder auf fast dieselben Käufer trifft.“ So könnten es sich viele Fieranten gar nicht leisten, den Pfingstmarkt auszulassen. „Erst recht nicht nach der langen Corona-Durststrecke.“ In diesem Zusammenhang sei es leider nicht mehr wegzudiskutieren, dass „Online-Shopping für die Einzelhändler und Märkte ein ernst zu nehmender Killer ist“, so der Gemeindemitarbeiter. Zwar seien sich auch die Käufer der vielen Nachteile des Internetkonsums bewusst, etwa, dass man mit den Anbietern nicht sprechen, also auch kann Fragen zur Qualität oder zur Ausführung stellen kann. Aber stellte der Onlinehandel schon vor Corona eine große Konkurrenz dar, habe der Kauf übers Web seit der Pandemie noch mehr den Einzelhandel und die Märkte geschröpft.  

Zu Gute kommt den Marktbetreibern, dass der Dienstag nach Pfingsten zwar kein Feiertag ist, dafür die örtlichen Geschäfte geöffnet und die Kinder Schulferien haben. Somit lädt der Pfingstmarkt zu einem gemütlichen Bummel mit der ganzen Familie ein. Flankiert wird der Markt von Essensständen. „Der klassische Würschtelstand ist ebenso mit dabei wie ein, zwei Exoten“, verrät Grabmeir. Zusätzlich ist die örtliche Gastronomie auf den Andrang eingestellt, so dass sich eine kleine Unterbrechung im Wirtshaus oder im Biergarten nahezu anbietet. Bei schönem Wetter könnten es über 10 000 Besucher werden. Wie jedes Jahr wird Grabmair die Durchfahrt durch die Dorfstraße sperren lassen. Ob es an der routinierten Gelassenheit der Besucher oder ihrer Geduld und ihrem Verständnis liegt: Noch nie habe es Probleme mit Parkplätzen gegeben, auch wenn man schon ein paar hundert Meter Fußmarsch einkalkulieren muss. „Zu berücksichtigen ist aber, dass in der Asamstraße wegen Bauarbeiten ein Parkverbot besteht“, informiert Grabmeir. Besser sei es, das Auto beim Kloster abzustellen. „Auch an der Schule ist es aufgrund der Ferien möglich zu parken.“

Den Pfingstmarkt, einer der ältesten seiner Art, gibt es wahrscheinlich schon seit dem 12. Jahrhundert. In seiner heutigen Form besteht er urkundlich seit 1730. Damals kamen die Bauern und Handwerker zu Pfingsten zur Wallfahrt zu Ehren der Heiligen Anastasia ins Kloster. Tags drauf war dann im Dorf Bauern- und Viehmarkt. Solche Treffen mit religiösem und gleichzeitigem gewerblichen Hintergrund waren früher allgemein üblich. In den von Kloster-Historiker Karl Meichelbeck zusammengetragenen Schriften ist vermerkt, dass nur an jenem Tag, als der Markt stattfand, die Klosterkramerei an die Bevölkerung Schnaps ausschenken durfte. Heute sind die Vorschriften natürlich viel lockerer. Solche Märkte waren auch Nachrichtenbörse und ein wenig Hochzeitsmarkt und Volksfest. Diese Stimmung ist dem Pfingstmarkt Benediktbeuern ein bisschen erhalten geblieben. Und der eine oder andere Tratsch wird dort sicherlich wie jedes Jahr ausgetauscht werden.

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