Wagner-Chef wirft russischem Generalstab „Verrat am Vaterland“ vor
Wagner-Chef wirft russischem Generalstab „Verrat am Vaterland“ vor. Selenskyj verurteilte den russischen Angriff auch Cherson. News-Ticker zum Militärgeschehen im Ukraine-Krieg.
- Wagner-Chef Prigoschin mit Vorwürfen an Generalstab: „Verrat am Vaterland“
- Kommandeur zu gefürchteter Frühjahrsoffensive: „Russland greift jeden Tag an“
- Putin will russische Armee modernisieren: „Nukleare Abschreckungskräfte“ im Ukraine-Krieg
- Dieser News-Ticker zum Militärgeschehen im Ukraine-Krieg wird fortlaufend aktualisiert.
Update vom 22. Februar, 06.43 Uhr: In seiner täglichen Videoansprache verurteilte Wolodymyr Selenskyj den tödlichen russischen Artillerieüberfall auf die Stadt Cherson im Süden des Landes scharf. „Dieser russische Angriff hatte keinen militärischen Zweck“, sagte er am Dienstag in seiner abendlichen Videoansprache. „Genau wie Tausende ähnlicher russischer Angriffe, die eine echte Botschaft Russlands an die Welt sind.“ Bei dem Artillerieüberfall auf ein Wohnviertel und eine Bushaltestelle waren mindestens sechs Menschen getötet und zwölf verletzt worden.

„Der terroristische Staat versucht, der Welt durch den Beschuss von Straßen, Wohnhäusern, Schulen, Apotheken und Krankenhäusern, Kirchen, Bushaltestellen, Märkten und Kraftwerken mit Raketen zu zeigen, dass mit Terror zu rechnen ist“, so Selenskyj. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass der Angreifer in seine Schranken verwiesen werde. Und zwar „von allen zusammen - Ukrainern und der Welt“.
Am Ende würden der ukrainische Geheimdienst und die Armee die Verantwortlichen für die Angriffe finden. „Und darüber hinaus werden wir beweisen, dass nur die Menschlichkeit, nur die UN-Charta und nur das Recht eines jeden Volkes auf ein freies und sicheres Leben vor Terror und wahnsinnigen Aggressionen wie denen Russlands eine Überlegung wert sind“, sagte der Präsident. Mit Blick auf die umkämpften Regionen Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine betonte Selenskyj, dass sie alles tun werden, um feindliche Angriffe dort abzuwehren, „obwohl es dort große Verluste erleidet“.
Wagner-Chef wirft russischem Generalstab „Verrat am Vaterland“ vor
Update vom 21. Februar, 18.23 Uhr: Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner hat dem Generalstab der Armee „Verrat“ vorgeworfen, weil dieser sich weigere, den in der Ukraine kämpfenden Wagner-Söldnern Ausrüstung bereitzustellen. „Der Generalstabschef und der Verteidigungsminister erteilen auf Teufel komm raus Befehle, der paramilitärischen Gruppe Wagner nicht nur keine Munition zu geben, sondern sie auch nicht durch Lufttransporte zu unterstützen“, sagte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in einer am Dienstag im Online-Dienst Telegram veröffentlichten Audiobotschaft.

Der Generalstab habe sogar verboten, den Wagner-Söldnern „Schaufeln zu liefern, mit denen sie Schützengräben ausheben können“. Es gebe eine „Frontalopposition“ gegen seine Truppe, die „nichts weniger als ein Versuch zur Zerstörung Wagners“ sei, sagte Prigoschin. Dies komme einem „Verrat am Vaterland gleich“, während Wagner für die Eroberung der ostukrainischen Stadt Bachmut kämpfe und dabei „täglich hunderte“ Kämpfer verliere.
Prigoschin hatte die Armeeführung in den vergangenen Wochen mehrfach kritisiert. Seine direkte Attacke auf Generalstabschef Waleri Gerassimow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu stellt jedoch eine Eskalation dar. In der vergangenen Woche hatte der Wagner-Chef die „monströse Militärbürokratie“ Russlands für das langsame Vorankommen im Kampf um Bachmut verantwortlich gemacht.
„Eigentlich schon zu spät“: Ex-Geheimdienstoffizier nennt Ablaufdatum für Russlands Ukraine-Offensive
Update vom 21. Februar, 14.35 Uhr: Die Regenzeit („Rasputiza“) in den Ukraine beginnt bald. Der russische Ex-Geheimdienstoffizier Igor Girkin warnt das russische Militär deshalb, dass ihm nur noch zehn bis 20 Tage für eine Offensive in der Ukraine bleiben. „Es ist eigentlich schon zu spät, um noch irgendwas Ernsthaftes zu starten“, schrieb der Ex-Offizier in einem Beitrag im Kurznachrichtendienst Telegram. Durch den durch Rasputiza verursachten Schlamm wird das Vorankommen von Panzern und anderem militärischen Gerät erschwert.

Kommandeur zu gefürchteter Frühjahrsoffensive: „Russland greift jeden Tag an“
Update vom 21. Februar, 12.36 Uhr: Es ist die bislang längste und blutigste Schlacht des Ukraine-Krieges: Im Januar hat die russische Armee - unterstützt von der berüchtigten Söldner-Gruppe „Wagner“ - die Attacken auf Bachmut verstärkt. Zum Jahrestag der russischen Invasion erwarten viele eine neue Offensive Moskaus. Ein Kämpfer der ukrainischen Einheit „Witcher“ zumindest winkte nun ab.
„Für unsere Einheit hat sich die Lage nicht geändert“, sagte der Kommandeur der Nachrichtenagentur AFP gut eine Woche bevor sich der Ukraine-Krieg jährt. Er war zuversichtlich, dass die ukrainische Front in der Region Donezk hält. „Manche Leute reden von einer neuen Offensive, aber die Russen greifen jeden Tag an.“

„Nukleare Abschreckungskräfte“ im Ukraine-Krieg: Putin will russische Armee modernisieren
Update vom 21. Februar, 11.33 Uhr: Kremlchef Wladimir Putin hat angekündigt, die russische Armee zu modernisieren. „Der Ausstattungsgrad der nuklearen Abschreckungskräfte Russlands mit neuesten Systemen beträgt jetzt 91,3 Prozent“, sagte Putin in seiner „Rede zur Lage der Nation“. Er fügte hinzu: „Nun - unter Berücksichtigung unserer gesammelten Erfahrungen - müssen wir ein solch hohes Qualitätsniveau in allen Teilen der Streitkräfte erreichen.“
Die Invasion in die Ukraine lief für Moskau in den vergangenen Monaten alles andere als erfolgreich. Insbesondere bei der militärischen Ausrüstung attestieren internationale Beobachter Russlands Armee teils gravierende Probleme.
Ukraine-Krieg: Russland verstärkt Attacken auf zivile Anlagen
Erstmeldung vom 21. Februar: Kiew/London - Der britische Geheimdienst schätzt, dass vergangenen Monat zunehmend Schulen und Kliniken in der Ukraine beschossen wurden. Dies habe wahrscheinlich damit zu tun, dass Russland seine Artillerie und andere Waffensysteme im Ukraine-Krieg teils wahllos einsetze.
Durch die Angriffe Russlands im Ukraine-Krieg würden auch immer wieder Zivilisten getötet, hieß es am Dienstag (21. Februar) im Kurzbericht des Verteidigungsministeriums in London.
Ukraine-Krieg: Schätzungen gehen von bis zu 16.000 tote Zivilisten aus
Nach UNO-Angaben sind im Ukraine-Krieg bislang mindestens 8000 Zivilisten ums Leben gekommen – wobei die Zahl auch deutlich höher liegen könnte. Der britische Geheimdienst berichte ebenfalls von unabhängigen Schätzungen, denen zufolge es bereits 16.000 zivile Todesopfer ab.
Ukraine-Krieg: Luftschläge und Berichte über russische Kampfjets in Belarus
Der ukrainische Generalstab schätzt unterdessen die Gefahr massiver russischer Luftschläge im Ukraine-Krieg weiter als hoch ein. Am Montag (21. Februar) gab es in der Region Donezk mindestens einen Toten und zwei Verletzte. Unabhängig prüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht. Landesweit herrschte anderthalb Stunden lang Luftalarm.
Auslöser sollen Berichten zufolge aufgestiegene russische Kampfjets in Belarus gewesen sein. Diese können Kinschal-Hyperschallraketen abfeuern, die von der Ukraine nicht abgefangen werden können. (dpa/AFP/frs)