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Nur ein Einführungspreis: Das 49-Euro-Ticket wird teurer

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Von: Andreas Schmid

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Regionalexpress RRX fährt aus dem Hauptbahnhof Köln ab.
Mit dem Regionalexpress nach Köln: Mit dem Deutschlandticket soll das bald für 49 Euro möglich sein. © IMAGO/Piero Nigro

Nach langem Hin und Her soll das 49-Euro-Ticket kommen. Doch schon jetzt zeichnet sich Ärger ab. Die Opposition kritisiert bei IPPEN.MEDIA Preispolitik und Vetrieb.

Berlin – Das 49-Euro-Ticket kommt. Der Bundestag beschäftigte sich am Donnerstag mit einer entsprechenden Gesetzesänderung. Die Differenzen um die Finanzierung scheinen allmählich vom Tisch und auch der Starttermin ist nun fix. Am 1. Mai soll es losgehen, ursprünglich war Januar angedacht. Für 49 Euro soll man künftig im Nahverkehr durch die Republik reisen dürfen, doch der Preis scheint keineswegs in Stein gemeißelt. Und auch beim Vertrieb gibt es Unstimmigkeiten.

49-Euro-Ticket bald teurer? Union sieht „Mogelticket“, Linke sagt: „Der Preis für das Ticket soll steigen“

Das Bundesverkehrsministerium erklärte am Donnerstag auf Twitter: „Das Deutschlandticket ist digital, deutschlandweit gültig, zu einem Einführungspreis von 49 Euro im monatlich kündbaren Abo.“ Die Formulierung „Einführungspreis“ irritiert. Sind etwa künftig Preisanpassungen denkbar?

Das meint zumindest der Bundestagsabgeordnete Victor Perli (Linke). „Minister Wissing hat das 49-Euro-Ticket ‚Deutschlandticket‘ getauft, damit sich die Bürgerinnen und Bürger nicht an den Preis gewöhnen“, sagt der Bundestagsabgeordnete zu IPPEN.MEDIA „Der Preis für das Ticket soll in den nächsten Jahren steigen.“ Dabei seien laut ihm 49 Euro schon zu viel. Perli ist Mitglied des Haushaltsausschusses und dort Mitberichterstatter für den Verkehrsetat.

Auch die Union übt Kritik. Der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Ulrich Lange (CSU) sprach im Bundestag von einem „Mogelticket“. Der Einführungspreis von 49 Euro werde schon bald erhöht werden müssen. Ähnlich äußerte sich sein Fraktionskollege Michael Donth (CDU): „Es heißt aus Länderkreisen bereits sehr deutlich, man rechne sehr schnell mit einer Preissteigerung. Warum machen wir das nicht gleich ehrlich?“ NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) prophezeite schon vor Wochen: „Der Preis wird steigen.“

Das Bundesverkehrsministerium ließ eine Anfrage von IPPEN.MEDIA unbeantwortet, die SPD-Fraktion spricht auf Anfrage von einem „attraktiven Einführungspreis“, geht aber nicht auf mögliche Preis-Anpassungen ein. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) lobte das Ticket im Bundestag als „Multitalent“, vermied die Frage nach den Kosten allerdings ebenso. Laut den Plänen des Ministers ist ab dem zweiten Jahr jedoch eine „Dynamisierung“ des Preises in Form eines automatischen Inflationsausgleichs denkbar.

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stefan Gelbhaar, schließt auf Anfrage eine Preiserhöhung nicht explizit aus. Er betont allerdings, dass der Preis bis 2025 festgelegt sei. „Eine Veränderung des Preises ist im Gesetz nicht formuliert und müsste daher zwischen Bund und Ländern vereinbart werden.“ Die Koalition wird sich daran messen lassen müssen.

Verkehrsministerium verpasste es, Domain zu sichern

Das 49-Euro-Ticket kann man bisher bei den Kommunen noch nicht kaufen. Bei der Bahn oder der Website „deutschlandticket.de“ kann man sich jedoch bereits für das Abo registrieren. Hinter dem Webauftritt steckt jedoch nicht der Bund. Im Impressum der Website wird die Transdev Vertrieb GmbH aufgeführt. Ein privates Bahnunternehmen, zu dem unter anderem die Bayerische Regiobahn gehört. Das Verkehrsministerium verpasste es, sich die Domain deutschlandticket.de zu sichern. Das geht aus einer Antwort des Verkehrsministeriums auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Victor Perli hervor, die IPPEN.MEDIA exklusiv vorliegt.

Victor Perli (Linke) im Bundestag
Victor Perli ist Mitglied des Haushaltsausschusses und dort Mitberichterstatter für den Verkehrsetat. © IMAGO/Christian Spicker

Perli sieht dadurch Einbußen für die Kommunen, von denen viele das Ticket noch nicht anbieten können. In München etwa kann man es erst ab April kaufen. „Es ist lächerlich, dass der Bund jetzt die Verantwortung für die verpasste Webseite auf die Länder abschieben will, obwohl er seit vielen Monaten an dem Ticket mitarbeitet und es maßgeblich finanziert. Wissing hat in dieser Sache als Verkehrs- und Digitalminister versagt.“

Das Ministerium weist die Schuld von sich: „Planung, Organisation und Finanzierung des ÖPNV – und damit unter anderem auch für den Vertrieb von Fahrscheinen – obliegt den Ländern.“ (as)

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