Update vom 23. Januar, 16.30 Uhr: Offenbar ist es in der Kleinstadt Woroschba in der Oblast Sumy zu russischen Angriffen gekommen. Wie Gouverneur Dmytro Zhyvytskyj auf Telegram mitteilt, sei ein Wohnhaus sowie die Eisenbahninfrastruktur von Granaten getroffen worden.
„Gegen 14 Uhr explodierten zehn Granaten im Stadtzentrum. Es gab einen Volltreffer in einem Wohnhaus. Eine der Wohnungen wurde vollständig zerstört. Drei weitere Wohnungen sind stark beschädigt. Die Explosionen zerstörten auch die Geschäftsräume von Anwohnern.“ Weiter seien Gas- und Stromleitungen teilweise beschädigt worden.
Update vom 23. Januar, 14.50 Uhr: Berichten der ukrainischen Militärverwaltung zufolge, bombardiert die russische Armee weiterhin die Region Cherson. „Russische Granaten haben ein Gebäude im Dorf Antoniwka getroffen.
Granatsplitter zerbrachen nicht nur Fenster und beschädigten Wände, sondern töteten auch einen Mann“, schrieb Jaroslaw Januschewytsch, Leiter der regionalen Militärverwaltung, auf Telegram. Bereits am 21. und 22. Januar feuerte Russland mit Raketenwerfern und Rohrartillerie in und um die Siedlungen der Region Cherson.
Update vom 23. Januar, 13.14 Uhr: Der neue russische Oberbefehlshaber in der Ukraine, Waleri Gerassimow, stößt in der Truppe und bei der Privatarmee Wagner wohl auf Skepsis. Gerassimow lege viel Wert darauf, die Disziplin zu erhöhen, teilte das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. „Gemeinsam mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu gilt er zunehmend als abgehoben und ihm wird vorgeworfen, auf Präsentation statt Substanz zu setzen“, heißt es.
Dabei gehe es Gerassimow etwa um nicht vorschriftsmäßige Uniformen, die Nutzung von Mobiltelefonen und zivilen Fahrzeugen sowie nicht der Norm entsprechende Haarschnitte. „Die Maßnahmen stoßen auf skeptisches Feedback. Den größten Spott aber gab es dafür, den Standard der Truppenrasur zu verbessern“. Sowohl Beamte der selbst ernannten Volksrepublik Donezk als auch der Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hätten die Maßnahmen kritisiert, hieß es.
Update vom 23. Januar, 13.03 Uhr: Die Menschen in der Ukraine kommen nicht zur Ruhe: Seit Mitternacht sei es bereits in fünf Regionen des Landes zu Blackouts gekommen. Das teilte der Stromnetzbetreibers Ukrenergo laut dem Kyiv Independent mit. Ursache sei ein erhöhter Stromverbrauch. Verifizieren ließen sich diese Angaben zunächst nicht.
Update vom 23. Januar, 11.44 Uhr: Putins Truppen rücken „auf praktisch der gesamten Front“ in Donezk vor. Das sagte der von Moskau eingesetzte Statthalter Denis Puschilin nun in einer Live-Sendung des staatlichen Nachrichten-Senders Rossija 24, wie die Nachrichtenagentur Tass berichtet. Unabhängig prüfen ließen sich diese Angaben zunächst nicht. Im Zuge seines Überfalls hatte Russland im September die Gebiete Donezk und Luhansk in der Ostukraine völkerrechtswidrig annektiert.
Update vom 23. Januar, 10.53 Uhr: Der russische Auslandsgeheimdienst (SWR) beschuldigt Kiew, westliche Waffen auf dem Gelände von Atomkraftwerken zu stationieren. Das Kalkül dahinter sei, dass die russischen Truppen wegen der Gefahr einer Nuklear-Katastrophe dann keine Schläge verübten, teilte der SWR-Chef Sergej Naryschkin nun in Moskau mit. „Wenn es eine große Detonation gibt und ein Kernkraftwerk etwa durch eine neue Fehlleitung einer Rakete der ukrainischen Flugabwehr zerstört wird, wird die Schuld an der Tragödie immer auf Moskau geschoben“, hieß es in der SWR-Mitteilung. Überprüfbar sind die SWR-Angaben nicht.
In der letzten Dezember-Woche seien etwa Eisenbahnwaggons mit der „tödlichen Fracht“ in das Atomkraftwerk Riwne gebracht worden, hieß es. Beweise präsentierte der SWR nicht. Die Ukraine wirft hingegen Russland vor, auf dem Gelände des besetzten Atomkraftwerks Saporischschja ebenfalls Militärtechnik stationiert zu haben.
Update vom 23. Januar, 9.53 Uhr: Kremlchef Wladimir Putin hat jetzt seinen persönlichen Raketenwerfer. Das meldet das russische unabhängige Medienunternehmen Proekt. Verifizieren ließen sich diese Information zunächst nicht. Das „Pantsir“-System sei etwa zehn Kilometer entfernt von Putins Residenz in Nowo-Ogarjowo nahe Moskau installiert worden, und solle dazu dienen, diese zu schützen.
Das Luftabwehrsystem Pantsir-S1 soll gegen eine Vielzahl von Waffen schützen, darunter Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper. Kremlsprecher Dmitri Peskow verwies noch am Freitag (20. Januar) auf das Verteidigungsministerium, als er gefragt wurde, ob Russland besorgt sei, dass Moskau das Ziel eines Angriffs sein könne.
Update vom 23. Januar, 9.43 Uhr: Die russischen Angriffe fordern weitere zivile Todesopfer in Donezk. Laut einem Telegram-Eintrag von Regionalgouverneur Pawlo Kyrylenko wurden in den Städten Bachmut und Awdijiwka an einem Tag vier Menschen getötet und drei weitere verletzt. Die Angaben des Kyiv Independent ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.
Update vom 23. Januar, 8.50 Uhr: Bei dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine sind nach norwegischen Schätzungen bisher fast 180.000 russische Soldaten getötet oder verletzt worden. Die ukrainischen Verluste beliefen sich vermutlich auf mehr als 100.000 tote und verletzte Soldaten, sagte Generalstabschef Eirik Kristoffersen am Sonntag in einem Interview mit dem norwegischen Sender TV2. Zudem seien bislang 30.000 ukrainische Zivilisten getötet worden. Wie die Zahlen zustande kamen, erklärte der General nicht.
Trotz schwerer Verluste sei Russland in der Lage, diesen Krieg „ziemlich lange fortzusetzen“, so Kristoffersen mit Verweis auf Moskaus Mobilisierungs- und Waffenproduktionskapazitäten. Der norwegische General forderte auch die rasche Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine, bei der bislang vor allem Deutschland bremst.
Update vom 23. Januar, 6.40 Uhr: Jewgeni Prigoschin scheint nach einer Einschätzung des Institute for the Study of War (ISW) das Vertrauen von Wladimir Putin verloren zu haben. Denn der Chef der „Wagner“-Söldnertruppe habe sein Versprechen nicht einlösen können, das hart umkämpfte Bachmut mit seinen eigenen Streitkräften zu erobern.
Weil der regulären russischen Armee die Einnahme Bachmut nicht gelang, soll sich der russische Präsident an Prigoschin und dessen Verbündeten, den Armeegeneral Sergej Surovikin, gewandt haben. Laut dem US-Thinktank soll er ihnen die Chance gegeben haben, mit mobilisierten, ehemaligen Gefängnisinsassen und Luftangriffen die Donezk-Stadt zu erobern. Doch die Bemühungen der „Wagner“-Söldner seien fehlgeschlagen und die Luftangriffe bewirkten kaum mehr, als der ukrainischen Zivilbevölkerung Leid zuzufügen und die Bestände russischer Präzisionsraketen aufzubrauchen.
In der Zwischenzeit hat das russische Verteidigungsministerium seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet, russische Reservisten und Wehrpflichtige zu mobilisieren und Bedingungen für die reguläre Armee zu verbessern. Putin scheint nach Ansicht des ISW nun beschlossen zu haben, sich nicht mehr auf Prigoschin und seine irregulären Streitkräfte zu verlassen und stattdessen wieder auf den Verteidigungsminister Sergej Schoigu und das konventionelle russische Militär zu setzen.
Update vom 22. Januar, 22.17 Uhr: Dem ukrainischen staatlichen Nachrichtenportal Ukrinform zufolge führte Russland „im Laufe des Tages fünf Luftangriffe auf Stellungen der ukrainischen Verteidigungskräfte und einen Raketenangriff auf kritische Infrastrukturen in der Region Saporischschja“ durch. Mehr als 20 Angriffe seien von mehreren Raketenwerfern abgefeuert worden, berichtete das Portal unter Berufung auf den ukrainischen Generalstab.
Die Gefahr von Luft- und Raketenangriffen durch Russland auf zivile Objekte bleibe in der gesamten Ukraine hoch. Die Hauptanstrengungen Russlands sollen sich auf die Durchführung einer Offensive in Richtung Bachmut konzentrieren. Offensivaktionen in den Gebieten Saporischschja, Awdijiwka und Lyman sollen erfolglos
geblieben sein. Auch die Ortschaften Kupyansky, Novopavlivskyi und Khersonskyi werden demnach angegriffen.
Update vom 22. Januar, 19.39 Uhr: Eine unabhängige amerikanische Delegation ist in die ostukrainische Stadt Isjum gereist, um sich ein Bild der Lage in der Region zu machen, wie der amerikanische Fernsehsender CNN berichtete. Unter den Mitgliedern der Delegation befand sich der Lieutenant General a.D. Keith Kellogg, der vom ukrainischen Offiziellen Oleh Syniehubov in Empfang genommen wurde. Via Telegram berichtete Syniehubov: „Unsere amerikanischen Verbündeten haben persönlich das Ausmaß der Zerstörung durch russische Raketenangriffe gesehen.“ Trotz der enormen Zerstörung, mitunter auch von kritischer Infrastruktur, gehe das normale Leben in Isjum jedoch langsam wieder weiter, meinte Syniehubov.
Update vom 22. Januar, 16.50 Uhr: Nach ukrainischen Angaben gestaltet sich die Zurückeroberung der von Russland besetzten Gebiete im Osten des Landes schwierig. „Sehr schwere Zusammenstöße in Luhansk dauern an“, erklärte der Militärgouverneur der Region, Serhij Hajdai, laut dem US-Sender CNN. Trotz der „schwierigen“ Lage sei das ukrainische Militär in Kontrolle. Er unterstrich: „Dort voranzukommen ist sehr schwierig, da die Besatzer sehr große Reserven mitgebracht haben.“ Dennoch befreie die ukrainische Armee das Gebiet: „Schritt für Schritt, Meter für Meter.“
Erstmeldung vom 22. Januar: London - Im russischen Überfall auf die Ukraine herrscht derzeit ein militärisches Patt, schätzt der britische Geheimdienst. Trotz dieser „Sackgasse“ des militärischen Geschehens bestehe jedoch „eine realistische Möglichkeit lokaler russischer Vorstöße um Bachmut“, teilte das Verteidigungsministerium in London am Samstag mit. Die Stadt im Gebiet Donezk steht seit Monaten im Mittelpunkt der Gefechte.
Die angekündigte deutliche Aufstockung seines Militärs wird Moskau unter Kremlchef Wladimir Putin nur schwer umsetzen können. „Russland wird höchstwahrscheinlich Schwierigkeiten haben, Personal und Ausrüstung für die geplante Erweiterung aufzutreiben“, teilte London nun in seinem Geheimdienst-Briefing vom Sonntag (22. Januar) mit.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte vor kurzem unter anderem angekündigt, die Truppenstärke von 1,15 auf 1,5 Millionen Soldaten erhöhen zu wollen. „Schoigus Pläne signalisieren, dass die russische Führung höchstwahrscheinlich davon ausgeht, dass eine verstärkte konventionelle militärische Bedrohung noch viele Jahre über den aktuellen Ukraine-Krieg hinaus bestehen wird“, hieß es in London. (dpa/frs)