1. dasgelbeblatt-de
  2. Politik

Paris versinkt wegen Renten-Protest im Müll – „Es stinkt“

Erstellt:

Von: Franziska Schwarz

Kommentare

Proteste gegen Rentenreform in Frankreich: Müllberge in Paris
Proteste gegen Rentenreform in Frankreich: Müllberge in Paris © Stefano Rellandini/AFP

Die Streiks in Frankreich erreichen eine neue Stufe – und Paris verdreckt. Denn auch die Müllabfuhr protestiert dagegen, später in Rente gehen zu müssen.

Paris – In der französischen Hauptstadt türmt sich der Abfall: Es ist Protest gegen die von Präsident Emmanuel Macron geplante Rentenreform. „Es stinkt, und man muss im Slalom um die Müllberge herumgehen“, sagte die deutsche Paris-Touristin Claudia Harmand der Nachrichtenagentur AFP.

Doch die Franzosen streiken eben anders als die Deutschen. Wenn etwas nicht passt, machen sie eher die zentrale Obrigkeit verantwortlich und gehen kollektiv auf die Straße – und „Deutsche suchen die Schuld eher bei sich, sie zweifeln die Makrostrukturen nicht an“, sagte der Politikwissenschaftler Johannes Maria Becker kürzlich IPPEN.MEDIA.

Müll auf Pariser Straßen – „Unser einziges Mittel“

Jetzt quellen in Paris Mülleimer über und aufgetürmte Plastik-Müllsäcke platzen. Der Regen durchnässt den Unrat, und es fängt an zu riechen. Bis Montag (13. März) hatten sich in den Straßen gut 5600 Tonnen Müll angesammelt. Etwa 70 Prozent der Befragten in Frankreich sind gegen die Anhebung des Rentenalters von 62 auf 64 Jahre.

Besonders Menschen in körperlich anstrengenden Berufen fürchten die Reform. Zu ihnen zählen die Beschäftigten der Müllabfuhr, die seit gut einer Woche streiken. „Es ist unser Job, Paris sauber zu halten – niemand von uns ist glücklich über den Dreck jetzt. Aber die Menschen verstehen, dass dies unser einziges Mittel ist, unsere Rechte zu verteidigen“, sagte der Müllabfuhrmitarbeiter Julien Devaux dem Sender France 24. Die sozialistische Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach den Beschäftigten der Müllabfuhr ihre Solidarität aus.

Proteste gegen Rentenreform betreffen auch Müllverbrennung

In Paris teilen sich private und städtische Betriebe das Einsammeln des Mülls. Derzeit sind vor allem die Viertel betroffen, in denen die städtische Müllabfuhr im Einsatz ist. Aber die Streiks behindern nicht nur die Abfuhr des Mülls, sondern auch dessen Entsorgung, da drei Müllverbrennungsanlagen rund um Paris ebenfalls blockiert werden.

Die französische Regierung betont, dass die Reform Rücksicht nehme auf Menschen, die besonders früh angefangen haben zu arbeiten oder beschwerliche Berufe haben. Derzeit können Beschäftigte der Müllabfuhr mit 57 Jahren in Rente gehen, nach der Reform müssten sie bis 59 Jahre arbeiten. Das halten viele Beschäftigte für zu lang. (frs mit Material der AFP)

Auch interessant

Kommentare