1. dasgelbeblatt-de
  2. Politik

Interaktive Karte zeigt fast 250 beschädigte Kulturstätten in der Ukraine

Erstellt:

Von: Luisa Billmayer, Philipp David Pries, Marie Ries, Nils Tillmann

Kommentare

In Malyn (Oblast Schytomyr) geht eine Frau an der orthodoxen Pokrovsky-Kirche vorbei, die bei russischem Beschuss beschädigt wurde.
Im Ukraine-Krieg wurden bereits über 100 religiöse Orte beschädigt oder zerstört. © IMAGO/Maxym Marusenko

Der Ukraine-Krieg macht auch nicht vor Kirchen, Theatern und Denkmälern halt. Daten der UNESCO zeigen, wie Kämpfe und Angriffe das Kulturgut des Landes treffen.

Den Blick nach unten gerichtet geht eine ältere Frau an einer zerstörten Kirche in der ukrainischen Region Schytomyr vorbei. Die gelbe Fassade weist Löcher auf, das Dach des Turms ist zerstört, Trümmer liegen vor dem Gebäude. Bilder wie dieses sind vielerorts Realität in der Ukraine. Denn seit dem Angriff Russlands vor nunmehr einem Jahr sind bereits 241 Museen, religiöse Orte, Denkmäler und historische Gebäude im Ukraine-Krieg beschädigt oder gar zerstört worden, wie die UNESCO berichtet.

Über 100 dieser beschädigten Orte allein sind Gotteshäuser. An vielen Kirchen, aber auch an Moscheen, Klöstern und einer Synagoge haben die Kämpfe und Luftangriffe ihre Spuren hinterlassen. Wie stark die Kultur in den einzelnen ukrainischen Regionen vom Ukraine-Krieg gezeichnet wurde, zeigen wir in unserer interaktiven Karte.

Ukraine spricht schon von über 550 zerstörten Kulturgütern

Es ist anzunehmen, dass die tatsächliche Zahl der im Krieg beschädigten Kulturstätten deutlich höher liegt als die der 241 durch die UNESCO überprüften. Eine ukrainische Kulturstiftung spricht bereits von mehr als 550 Orten von kultureller Wichtigkeit, die Schaden genommen haben. Besonders hart getroffen ist der Osten des Landes. Über die Hälfte der geschädigten Orte befinden sich in den drei östlichen Oblasten Donezk, Charkiw und Luhansk. Ein Theater der Hafenstadt Mariupol in Donezk wurde bereits im März 2022 bombardiert.

Immer wieder geraten die Kulturstätten in der Ukraine unter Beschuss oder werden aus der Luft angegriffen. Die Zerstörung der Orte von kulturellem Wert sollen laut Beobachtern kein Zufall sein: Ein Thinktank des Europäischen Parlaments sowie von der UN beauftragte Experten werfen Russland die gezielte Zerstörung von ukrainischem Kulturgut vor.

Mehr als 70 Straßen in Kiew zur Abgrenzung von Russland umbenannt

Doch inmitten der Zerstörung entsteht trotz allem neue Kunst: Im Herbst 2022 tauchten Bilder des Straßenkünstlers Banksy in verschiedenen ukrainischen Städten auf. Die Kunstwerke auf den Mauern zerstörter Häuser zeigen mal eine Frau in Bademantel und mit Gasmaske, mal einen kleinen Jungen, der einen Erwachsenen im Judo besiegt.

Und auch die ukrainische Regierung setzt ein kulturelles Zeichen gegen den russischen Angriffskrieg. So wurden in der Hauptstadt Kiew mehr als 70 Straßen und Plätze umbenannt, die vormals an russisches oder sowjetisches Erbe erinnerten. Diese und weitere Dimensionen des Kriegs beleuchten wir in unserer Analyse des Ukraine-Kriegs in Karten.

Transparenz: Unsere Daten, Quellen, Methoden

Alle in unserer Karte repräsentierten Zahlen stammen von der UNESCO (Stand: 22. Februar 2023). Als Kulturstätten gelten religiöse Orte, Museen, Orte von künstlerischem oder historischem Interesse, Denkmäler und Bibliotheken. Weiteres Material stammt von der AFP, der UN sowie der Kiewer Stadtregierung.

Auch interessant

Kommentare