Russland startet wohl „neue Phase der Mobilisierung“ - doch Putin spielt mit dem Feuer

Per Dekret vergrößert Putin die Armee und verändert auch die Rekrutierungstaktik. Das könnte zu mehr Widerstand gegen den Ukraine-Krieg in Russland führen.
Moskau - Mit einem Dekret hatte Russlands Präsident Wladimir Putin in der vergangenen Woche die Vergrößerung der Armee angeordnet. Das britische Verteidigungsministerium sieht allerdings keine größeren Auswirkungen auf den Ukraine-Krieg. Zudem soll man nun vermehrt Soldaten im Westen des Landes rekrutieren. Eine Maßnahme, die man bisher vermieden hatte.
Zum 1. Januar 2023 soll die Zahl der russischen Soldaten von 1,01 Millionen auf 1,15 Millionen erhöht werden. Insgesamt soll Putins Armee statt 1,9 Millionen Angehörige dann zwei Millionen Angehörige zählen. Eine Begründung für die Vergrößerung wurde dem Dekret nicht beigelegt. Nun hat das britische Verteidigungsministerium Putins Schritt eingeordnet.
Putin lässt Russlands Armee vergrößern - doch Effekt auf Ukraine könnte verpuffen
Demnach bleibt es vorerst unklar, wie Russland versuchen wird die Armee zu vergrößern. Möglich wäre demnach sowohl die Zahl der jährlichen Wehrpflichtigen zu erhöhen oder mehr Vertragssoldaten zu verpflichten. „Auf jeden Fall wird das Dekret nach der derzeit geltenden Gesetzgebung kaum wesentliche Fortschritte in Richtung einer Stärkung der Kampfkraft Russlands in der Ukraine bringen“, schlussfolgern die Briten allerdings sehr deutlich.
Das liege daran, dass Putins Armee in der Ukraine bereits Zehntausende Soldaten verloren habe. Zudem würden aktuell sehr wenige neue Vertragsbedienstete eingestellt und Wehrpflichtige sind „technisch nicht verpflichtet, außerhalb des russischen Territoriums zu dienen.“
Russland startet „neue Phase der Mobilisierung“ - doch Putin spielt mit dem Feuer
Unterdessen berichtet der US-Thinktank „Institute for the Study of War“, dass Russlands Militärführung in eine „neue Phase der Mobilisierung“ übergehen könnte. Auslöser dafür sei, dass man das Potential in der geografischen und sozioökonomischen Peripherie ausgeschöpft habe. Demnach berichtete der Sprecher des Ukrainischen Hauptnachrichtendienstes GUR, dass zunehmend auch Kräfte in Moskau, Leningrad und St. Petersburg rekrutiert würden. Zuvor sollen vor allem im Osten Russlands Soldaten angeworben worden seien. Bislang hatte man damit Soldaten vor allem aus ärmeren Regionen angeworben. Doch zuletzt wurde vermehrt von unkonventionellen Rekrutierungsmethoden berichtet. Offenbar sucht man dringend nach mehr Soldaten. So soll man etwa Insassen von Gefängnissen für den Ukraine-Krieg angeworben haben.
„Da sich die Last der teilweisen Mobilisierung auf wirtschaftlich vorteilhaftere, dicht besiedelte und besser ausgebildete Regionen Russlands verlagert, wird der Widerstand im Inland gegen Rekrutierungsbemühungen wahrscheinlich zunehmen“, schlussfolgert der Thinktank. Zudem halten es die US-Experten für unwahrscheinlich, dass die neue Kampagne im Westen Russlands einen entscheidenden Unterschied im Ukraine-Krieg machen werde. Eine Generalmobilmachung will man im Kreml aber offenbar weiterhin vermeiden. (rjs)