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Russland beschießt Saporischschja offenbar am Tag der Experten-Mission – Konvoi erreicht AKW

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Von: Richard Strobl, Bettina Menzel, Franziska Schwarz, Fabian Müller

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In der Region Cherson laufen heftige Gefechte. Auch Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, steht erneut unter Beschuss. News-Ticker zum Militärgeschehen im Ukraine-Krieg.

Update vom 1. September, 16.25 Uhr: Trotz wiederholter Störfeuer ist ein Expertenteam der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) am Nachmittag am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja eingetroffen. Nach mehrfachem Beschuss des AKW und seiner Umgebung will das Team unter Leitung von IAEA-Chef Rafael Grossi die Sicherheit der Anlage überprüfen. Noch am frühen Morgen waren die Anlage und die nahegelegene Stadt Enerhodar erneut unter Artilleriebeschuss geraten, ein Reaktor musste nach Angaben des ukrainischen Betreibers abgeschaltet werden.

Die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti veröffentlichte ein Video von dem Konvoi, das die Ankunft der UN-Fahrzeuge vor Ort zeigte. Ein Sprecher der IAEA bestätigte AFP die Ankunft der Experten. Grossi hatte sich zuvor entschlossen gezeigt, allen Gefahren zum Trotz wie geplant an seiner für Donnerstag geplanten Inspektion festzuhalten.

Über die weiteren Entwicklungen in Saporischschja halten wir Sie in unserem neuen News-Ticker auf dem Laufenden.

Update vom 1. September, 9.24 Uhr: Laut IAEA-Chef Rafael Grossi wird das Expertenteam in Saporischschja unmittelbar mit „der Einschätzung der Sicherheitslage“ beginnen. Das Ziel der Operation bestehe darin, eine „fortlaufende Präsenz der IAEA am AKW zu schaffen“. Ein fester Zeitraum für den Aufenthalt des Expertenteams sei nicht bekannt, berichtete der US-amerikanische Nachrichtensender CNN.

Grossi räumte ein, die Mission sei risikoreich. Dennoch betonte er: „Mein Team und ich sind der Auffassung, dass wir fortfahren können, wir haben eine sehr wichtige Mission zu bewältigen.“

Expertenteam ist in Saporischschja eingetroffen

Update vom 1. September, 7.55 Uhr: Das IAEA-Expertenteam ist bereits in der Stadt Saporischschja, bei der das gleichnamige AKW liegt. Doch vor Start ihrer Mission hat Putins Armee erneut die nahe gelegene Stadt Enerhodar, in der das Kernkraftwerk liegt, beschossen. Das teilte die ukrainische Seite mit. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.

Seit der Morgendämmerung werde Enerhodar mit Granatwerfern beschossen und mit Raketen angegriffen, teilte Bürgermeister Dmytro Orlow auf Telegram mit. Das IAEA-Team wollte heute mit der Inspektion des von russischen Truppen besetzten AKW beginnen.

Ukraine-Krieg: Das AKW Saporischschja, aufgenommen vom Ufer in Nikopol.
Das AKW Saporischschja, aufgenommen vom Ufer in Nikopol (Archivbild vom April 2022) © Ed Jones/AFP

Gegenoffensive der Ukraine: USA sehen Verluste für Russland in Cherson

Update vom 31. August, 22.20 Uhr: Militärexperten waren sich zuletzt nicht einig. Gibt es tatsächlich eine Gegenoffensive der Ukraine? Die Vereinigten Staaten sehen jedenfalls einige Fortschritte des ukrainischen Militärs gegen Russland im Süden des Landes. „Uns sind ukrainische Militäroperationen bekannt, die eine gewisse Vorwärtsbewegung gemacht haben, und aus der Region Cherson wissen wir, dass russische Einheiten in einigen Fällen zurückfallen“, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Mittwoch. Mit Blick auf militärtaktische Überlegungen wollte er aber nicht ins Detail gehen. Die USA würden weiter sicherstellen, dass die Ukraine alle Kapazitäten hat, um sich gegen die russischen Streitkräfte zu verteidigen.

Insgesamt gilt es als unklar, ob die zuletzt angekündigte Gegenoffensive der Ukraine in der strategisch wichtigen Region Cherson Erfolg hat. Die Pressesprecherin des Südkommandos der ukrainischen Armee, Natalija Humenjuk, hatte am Dienstag von „Positionskämpfen“ in den Gebieten Mykolajiw und Cherson gesprochen. Es sei dabei noch zu früh, von möglichen zurückeroberten Orten zu reden.

Beschuss von zweitgrößter Stadt der Ukraine geht weiter: Mindestens zwei russische Raketen treffen Charkiw

Update vom 31. August, 19.45 Uhr: Die zweitgrößte Stadt der Ukraine Charkiw ist nach Angaben des örtlichen Polizeichefs, Wolodymyr Tymoschko, am Mittwoch von Russland mit S-300-Raketen beschossen worden. Es habe mindestens zwei Angriffe auf Verwaltungsgebäude gegeben, so Tymoschko. „Sie schießen auf Gebiete, in denen es keine militärischen Einrichtungen, kein Militär oder keine Bodenverteidigung gibt“, sagte der Polizeichef weiter. „Meiner Meinung nach werden die Schläge mit dem Ziel ausgeführt, einfach Schmerzen zuzufügen, damit es mehr Opfer gibt.“ Schon am Dienstag hatte die Ukraine massiven russischen Beschuss der Stadt Charkiw gemeldet, mindestens vier Menschen waren ums Leben gekommen.

S-300 ist ein Luftabwehrsystem aus der Sowjetära. Dieses werde von russischen Streitkräften zunehmend als äußerst ungenaue Waffe eingesetzt, um Landziele zu treffen, was auf den Mangel an Raketenbeständen in Russland hinweise, analysierte die ukrainische Zeitung Kyiv Independent.

Russlands Armeesprecher Igoar Konaschenkow erklärt ukrainische Gegenoffensive für gescheitert

Update vom 31. August, 17.58 Uhr: Seit der zu Wochenbeginn gestarteten ukrainischen Gegenoffensive im Süden der Ukraine will Russland den Truppen des Nachbarlandes schwere Verluste zugefügt haben. Es seien bereits mehr als 1700 ukrainische Soldaten getötet worden, teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau mit. Zudem haben die russischen Truppen laut Armeesprecher Igor Konaschenkow 63 Panzer, 48 gepanzerte Fahrzeuge und 4 Kampfflugzeuge zerstört. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Kiews Versuch, die Offensive im Süden der Ukraine zwischen Mykolajiw und Krywyj Rih sowie in andere Richtungen wieder aufzunehmen, sei gescheitert, sagte Konaschenkow. Die ukrainische Führung selbst gibt seit Beginn der Offensive gar keine Informationen zu deren Verlauf heraus. Russische Quellen schrieben dagegen, dass die moskautreuen Truppen an einigen Abschnitten selbst stark unter Druck gekommen seien.

Expertenteam der Internationalen Atomenergiebehörde kommt in Saporischschja an

Update vom 31. August, 13.40 Uhr: Auf dem Weg zum ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja ist das Expertenteam der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in der gleichnamigen Stadt in der Südukraine eingetroffen. Ein Konvoi aus rund 20 Fahrzeugen, darunter auch ein Rettungswagen, kam am Mittwoch in Saporischschja an, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Nach dem Aufbruch des IAEA-Teams in Kiew hatte die russische Armee nach ukrainischen Angaben die Stadt Enerhodar in der Nähe des Kraftwerks beschossen (siehe vorheriges Update).

Russland beschießt offenbar AKW Saporischschja – während Anreise von Atomenergiebehörde

Update vom 31. August, 11.54 Uhr: Russland beschießt offenbar die Stadt Enerhodar. Sie liegt nahe dem ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja. Die Stadt am Dnipro werde von den Russen mit Granaten angegriffen, erklärte der Chef der Militärverwaltung des Bezirks Nikopol, Ewhen Jewtuschenko.

Pikant: Der mutmaßliche Beschuss kommt kurz nach dem Aufbruch eines Expertenteams der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zum AKW. IAEA-Chef Rafael Grossi hatte in Kiew mitgeteilt, dass sein Team sich nun aus der ukrainischen Hauptstadt auf dem Weg zum AKW Saporischschja mache.

Das mit sechs Reaktoren größte Kernkraftwerk Europas wird seit Anfang März von russischen Truppen kontrolliert. In den vergangenen Wochen war die Gegend des Akw Saporischschja wiederholt beschossen worden, wofür sich die Ukraine und Russland gegenseitig verantwortlich machten.

Offensive im Ukraine-Krieg: Geheimdienst sieht Erfolge gegen Russland

Update vom 31. August, 11.13 Uhr: Derzeit wird viel über eine ukrainische Gegenoffensive gesprochen. Wie aber sieht diese neue Kriegsentwicklung konkret aus? Nach Einschätzung britischer Geheimdienste macht die Ukraine tatsächlich Fortschritte. Demnach konnten ukrainische Truppen im Süden ihres Landes die russischen Angreifer ein Stück weit zurückdrängen. Seit Montag habe es auf mehreren Achsen Angriffe auf russische Einheiten gegeben, was die südliche Frontlinie teilweise verschoben habe, hieß es am Mittwoch in einem Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums.

Moskau versuche angesichts hoher Verluste weiterhin, für den Ukraine-Krieg Verstärkung zu generieren. Freiwillige Bataillone des neuen sogenannten dritten Armeekorps sollen nach den britischen Geheimdienstinformationen ihre Basis nahe Moskau bis zum 24. August verlassen haben - mutmaßlich in Richtung Ukraine. Diesen Einheiten mangele es mit hoher Wahrscheinlichkeit an Personal und guter Ausbildung.

Explosionen auf der Krim
Explosionen auf der Krim © Screenshot Nexta

Attacken auf Krim im Ukraine-Krieg: Videos zeigen Explosionen auf der Halbinsel

Update vom 31. August, 9.35 Uhr: Offenbar Explosionen auf der Krim: Am Mittwochmorgen gab es entsprechende Bilder von der von Russland annektierten Halbinsel zu sehen. Das Nachrichtenportal Nexta veröffentlichte Videoaufnahmen auf Twitter, auf denen eine große Rauchwolke zu sehen ist. Es soll sich um Detonationen in Krasnogvardeyskoye, einer Siedlung in der Krimregion, handeln.

Wolodymyr Selenskyj hatte die Bewohner der Krim am Dienstagabend in einer Ansprache gewarnt. Die Halbinsel rückt als Sehnsuchtsort und hochsymbolisches Ziel aktuell weiter in den Fokus des Ukraine-Kriegs.

Update vom 31. August, 9.03 Uhr: Im Süden der Ukraine wird weiter heftig gekämpft. In der Nacht wurde die von der Ukraine gehaltene Stadt Mykolajiw, die rund 80 Kilometer von Cherson entfernt liegt, „massiv bombardiert“. Das teilte das Südkommando der ukrainischen Armee mit. Russische Raketen hätten dabei zwei Zivilisten getötet und 24 weitere verletzt. Unabhängig verifizieren ließen sich sich Angaben zunächst nicht.

Im Ort Beresnehuwate, der etwa 70 Kilometer nördlich von Cherson nahe der Frontlinie liegt, hörten AFP-Reporter schweres Artilleriefeuer, während zahlreiche ukrainische Panzerfahrzeuge vorbeifuhren.

Selenskyj plant Krim-Befreiung: Ukrainischer Präsident bittet Bewohner um Hilfe

Update vom 31. August, 6.22 Uhr: Wolodymyr Selenskyj hat die Bewohner der annektierten Halbinsel Krim aufgefordert, sich von russischen Militäranlagen fernzuhalten. „Haltet Euch nicht in der Nähe von russischen Stützpunkten und Fliegerhorsten auf“, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache in Kiew.

Der ukrainische Präsident bat aber darum, den ukrainischen Geheimdienst mit allen möglichen Informationen über die Besatzungstruppen zu versorgen. „So kann die Befreiung der Krim schneller vorangehen“, sagte Selenskyj.

Ukraine-News: Russische Truppen laut Kiew in Cherson von Versorgung abgeschnitten

Update vom 30. August, 22.01 Uhr: Weiter bleibt unklar, wie stark die Ukraine seine vermeintliche Offensive im Süden des Landes vorantreibt. Immer wieder wird über kleinere Gebietsgewinne berichtet - dann herrscht wieder Funkpause, mit dem Hinweis, dass man die Aktion nicht behindern wolle. Nach ukrainischen Angaben hat man nun aber wohl die russischen Truppen auf der West-Seite des Flusses Dnipro weitestgehend von der Versorgung abgeschnitten, indem man Brücken und Ponton-Brücken angegriffen hatte. Auch am Dienstag berichtete der Kyiv Independent über weitere Angriffe auf Brücken. Allerdings zweifeln Experten, wie etwa Oberst a.D. Ralph Thiele, dass es sich aktuell um eine große Offensive handele. Dann würde noch mehr Funkstille herrschen, so der Experte zu ntv. Daneben gibt es Zweifel, dass die Truppen der Ukraine im Süden ausreichen könnten, um die Russen zurückzudrängen.

Russland dementiert jeglichen Fortschritt der Ukraine im Süden ohnehin. Doch gibt es immer wieder Berichte - gerade in den sozialen Netzwerken, dass Russen in den besetzten Gebieten durchaus Angst vor einer großen Attacke haben. Das zeigen etwa von der Ukraine abgefangene Telefonate von russischen Soldaten. Der Spiegel zitiert daraus etwa aktuell einen Soldaten im Gespräch mit seiner Frau: „Wir sind hier in der Falle, wir sind am Arsch! Wir kommen nicht heim“.

Ukraine-Offensive: Russlands Kommandeure sollen teils fliehen - ohne ihre Soldaten

Und auch der stellvertretende Verwaltungschef von Cherson - ein ukrainischer Überläufer - soll sich bereits hinter die russische Grenze geflüchtet haben. Nach dem Spiegel-Bericht ist er auf den neuesten Video-Aufnahmen auf Telegram in der russischen Stadt Woronesch zu sehen. Er soll nicht der Einzige sein. Der Spiegel berichtet unter Berufung auf Beobachter, dass sich in der Region Cherson mehrere russische Befehls- und Kommandoführer auf die Ost-Seite des Dnipro zurückgezogen haben, um nicht in Gefangenschaft zu geraten oder getötet zu werden. Darunter sollen auch Divisionskommandeure sein, die ihre Truppen zurückließen. Unabhängig prüfen lassen sich diese Informationen aktuell nicht.

Ukraine meldet: Russen westlich des Dnipro von Versorgung abgeschnitten

Update vom 30. August, 17.59 Uhr: Nach Angaben ukrainischer Offizieller bewirken die teils zerstörten Brücken am Fluss Dnipro in der Region Cherson, dass russische Streitkräfte nicht in der Lage sind, den Fluss zu überqueren. Deshalb können Sie russische Einheiten an der Front weiter nördlich nicht unterstützen. Das berichtet der US-amerikanische TV-Sender CNN.

„Der Feind versucht, Reserven vom linken Ufer heranzuziehen“, sagte Natalia Humeniuk, Sprecherin des Operativen Kommandos Süd des ukrainischen Militärs, bei einem Briefing. Das habe sich als unmöglich erwiesen, fügte sie hinzu, „weil wir sorgfältig und präzise an diesen Brücken gearbeitet haben: Sie sind die Hauptverkehrsadern über den Dnipro, sie sind nun für schweres Gerät unpassierbar.“

Die russische Armee hätte nun „nicht die Möglichkeit, Reserven vom linken Ufer heranzuziehen. Deshalb erwecken sie den Anschein, dass sie Reserven abziehen, indem sie Militäreinheiten zwischen den Siedlungen bewegen“, erklärte sie. „Alle Brücken wurden von uns unpassierbar gemacht.“ Das russische Militär könnte zwar versuchen, eine Fähre oder eine Schwimmplattform-Brücke einzurichten, „aber das gesamte Gebiet, in dem das eingesetzt werden könnte, steht ebenfalls unter unserer Feuerkontrolle und wird getroffen werden", fügte Humeniuk hinzu.

Ukraine auf Schlingerkurs: Erst „Informationsruhe“ zu Cherson – dann prescht Selenskyjs Büro vor

Update vom 30. August, 16.34 Uhr: Nicht nur die Kämpfe in der Südukraine gehen weiter, sondern auch die im Osten des Landes: Durch russischen Beschuss sind in der Großstadt Charkiw laut Regionalgouverneur Oleg Synegubow vier Menschen getötet worden, vier weitere wurden ihm zufolge verletzt. Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow schrieb auf Telegram von fünf Toten und sieben Verletzten.

Charkiw war von der Einwohnerzahl (1,4 Millionen) her zu Kriegsbeginn die zweitgrößte Stadt der Ukraine. Sie liegt etwa 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Das ukrainische Militär hat die russischen Angreifer bisher erfolgreich davon abgehalten, die Großstadt einzunehmen.

Ukraine-News: Korridore zu Saporischschja laut Selenskyj-Berater unter Beschuss

Update vom 30. August, 15.10 Uhr: Ein IAEA-Team ist aktuell auf dem Weg nach Saporischschja - laut Selenskyj-Berater Mychajlo Podoljak beschießen Putins Truppen allerdings Korridore, durch die Experten zu dem AKW gelangen könnten. Podoljaks Vermutung: Russland wolle erreichen, dass die Atom-Experten über die annektierte Krim oder durch den Donbass anreisen. Das berichtet der Kyiv Independent, ohne allerdings Ortsangaben zu nennen. Verifizieren ließen sich die Informationen zunächst nicht.

Kommunikation während Offensive der Ukraine: Selenskyjs Büro prescht vor

Update vom 30. August, 14.28 Uhr: In „fast dem gesamten Gebiet“ von Cherson seien „schwere Kämpfe“ mit „starken Explosionen“ ausgebrochen, erklärte das Büro von Präsident Selenskyj nun – und ist damit in der Kommunikation aktuell offensiver als Südkommando-Sprecherin Humenjuk. „Fast alle großen Brücken“ seien dort zerstört worden, lediglich „Fußgängerübergänge“ seien verblieben. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Das Südkommando hatte am Morgen von einer „angespannten“ Situation in seinem Einsatzgebiet berichtet, schreibt die Nachrichtenagentur AFP. Russland habe die ukrainischen Stellungen fünf Mal attackiert, sei aber erfolglos geblieben. Bei „massiven“ russischen Angriffen mit Luftabwehrraketen vom Typ S-300 auf die Stadt Mykolajiw (etwa 60 Kilometer von der Stadt Cherson entfernt) seien zwei Zivilisten getötet und 24 weitere verletzt worden. Moskau hingegen sprach von „schwerwiegenden Verlusten“ für die Ukraine - konkret mehr als 560 Soldaten und 26 Panzer.

In den russisch besetzten Teilen Chersons und der benachbarten Region Saporischschja betreibt der Kreml eine Politik der Russifizierung mit Blick auf eine mögliche Annexion. Moskau hat dort den Rubel als Währung eingeführt und ermutigt die Bewohner, sich einen russischen Pass ausstellen zu lassen.

„Informationsruhe“ in Offensive: Ukraine hält sich plötzlich zu Stand der Kämpfe bedeckt

Update vom 30. August, 13.31 Uhr: Die Ukraine verzichtet aktuell auf detaillierte Wasserstandsmeldungen aus der Südukraine – nach eigenen Angaben gerade weil eine Gegenoffensive läuft. „Es finden gerade Kämpfe statt und diese erfordern eine Informationsruhe“, sagte Armee-Pressesprecherin Natalija Humenjuk heute.

Sie sprach von „Positionskämpfen“ in den Gebieten Mykolajiw und Cherson. Es sei dabei noch zu früh, von möglichen zurückeroberten Orten zu reden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Tags zuvor hatte Humenjuk den Start einer seit Juni angekündigten Offensive der Ukraine im Süden des Landes verkündet.

Gegenwehr-Trick der Ukraine: Putins Militär verschießt wohl Raketen auf Attrappen

Update vom 30. August, 12.32 Uhr: Fallen Putins Truppen im Ukraine-Krieg auf Attrappen herein? Laut einem US-Zeitungsbericht ist das der Fall. Russland verschwende Marschflugkörper zum Beschuss von harmlosen hölzernen Waffen-Nachbildungen, schreibt die Washington Post. Die Attrappen sollen etwa moderne US-Waffen nachbilden, wie etwa den Raketenwerfer Himars.

Die Zeitung habe auch Fotos dieser Scheinziele begutachten können, hieß es in dem Bericht, der sich auf ungenannte hochrangige Beamte aus den USA und der Ukraine beruft. Russische Drohnen, die den Standort der Waffen übermittelten, könnten sie nicht von echten Artilleriebatterien unterscheiden - vielmehr seien sie wie ein „VIP-Ziel“, zitierte die Zeitung einen ukrainischen Offiziellen. Nach einigen Wochen hätten diese „Dummies“ bereits mindestens zehn Kalibr-Raketen in die Irre geleitet.

Die Attrappen könnten laut Washington Post auch ein Grund dafür sein, dass die Anzahl vermeintlich zerstörter westlicher Waffensysteme in russischen Berichten so hoch ausfalle: „Sie haben behauptet, mehr Himars getroffen zu haben, als wir überhaupt geliefert haben“, zitierte die Zeitung einen US-Diplomaten. Unabhängig verifizieren ließen sich die Angaben nicht.

Unterbesetzt und unterversorgt: Geheimdienst sieht Putin-Truppen in Cherson schwächeln

Update vom 30. August, 11.54 Uhr: Dass die Truppen von Kremlchef Wladimir Putin der ukrainischen Gegenoffensive standhalten können, ist für den britischen Geheimdienst nicht ausgemacht. Die russischen Besatzer in Cherson leiden – trotz erheblicher Verstärkungen – unter Personal- und Nachschubproblemen, hieß es im täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London.

Nun hänge die militärische Lage entscheidend davon ab, ob sich eine augenscheinliche Neuorganisation der Invasionstruppen bewähre. Dabei seien die Einheiten im Süden wohl durch Komponenten aus dem Osten ergänzt worden. Die meisten Einheiten um Cherson seien jedoch wohl weiterhin unterbesetzt und hingen von brüchigen Nachschublinien per Fähre und Pontonbrücken ab.

Selenskyj-Berater zur Offensive: Werden den Feind „zermalmen“

Update vom 30. August, 11.08 Uhr: „Unser Vorgehen wird nicht eilig sein“, äußerte sich nun Selenskyjs Militärberater Oleksij Arestowitsch zur geplanten Gegenoffensive, aber es werde darauf hinauslaufen, dass die Ukraine alle ihre Gebiete zurückerobere. Das Unterfangen werde den Feind „zermalmen“. So zitiert der US-Sender CNN Arestowitsch aus einer seiner aktuellen Telegram-Botschaften.

Militärexperte Carlo Masala: Noch keine große Gegenoffensive

Update vom 30. August, 10.41 Uhr: Am Montag ist in der Region Cherson eine Verteidigungslinie der Russen gefallen, das ist nach Ansicht von Carlo Masala klar. Der deutsche Militärexperte schränkte aber im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk ein: „Ich würde noch nicht von einer großen Gegenoffensive sprechen.“ Denn man erhalte kaum Informationen aus der Region, die wirklich neutral verifizierbar seien.

Masala wies auf die strategische Bedeutung von Cherson hin. Falls die Ukrainer dort die Kontrolle zurück erhielten, könnten sie auch die Frischwasserzufuhr zur Halbinsel Krim kontrollieren. Das wäre ein weiteres Druckinstrument auf die dortigen russischen Besatzer. Russland hätte auch Probleme, eine solche Niederlage zu verschweigen, führte Masala aus.

Offensive der Ukraine: Putin-Seite nervös? Russland spricht von „Fake“

Erstmeldung vom 30. August: Kiew – Derzeit ist viel von einer ukrainischen Gegenoffensive die Rede. Hat das vom Krieg gezeichnete Land die Kraft für diese Offensive? Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach nur in Andeutungen davon. „Aber die Besatzer sollen es wissen: Wir treiben sie über die Grenze. Über unsere Grenze, an der sich nichts geändert hat.“ Wenn die russischen Soldaten überleben wollten, sei es „jetzt Zeit, nach Hause zu gehen“, bekräftigte der ukrainische Präsident in seiner regelmäßigen Videoansprache.

Ukraine startet Offensive: Militär meldet Rückeroberungen um Cherson

Politisch steht die Ukraine unter Zeitdruck, weil Russland sich die eroberten Gebiete behalten will und mutmaßlich für September Volksabstimmungen darüber vorbereitet. Die Großstadt Cherson im Süden des Landes etwa war gleich zu Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 erobert worden.

Allerdings gibt es bislang kaum gesicherte Details zu der Offensive. Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf ukrainische Militärquellen, vier Dörfer bei Cherson seien zurückerobert worden. Die Angaben waren zunächst nicht überprüfbar.

Gegenoffensive im Ukraine-Krieg: Russland spricht von „Fake“

Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte ukrainische Angriffe in den Gebieten Cherson und Mykolajiw, behauptete aber, sie seien „jämmerlich gescheitert“. Die ukrainische Armee habe schwere Verluste an Soldaten und Technik erlitten. Belege dafür gab es nicht.

Für Nervosität auf russischer Seite sprachen Äußerungen aus den Besatzungsverwaltungen, die versicherten, dass gar nichts geschehe. Die angebliche Offensive sei „wie üblich ein Fake der ukrainischen Propaganda“, sagte der Verwaltungschef der Krim, Sergej Aksjonow.

Der russische Nationalist und frühere separatistische Feldkommandeur Igor Girkin bestätigte auf Telegram die Angriffe. Sie seien bislang aber nur als Demonstration gedacht, die Ukraine setze ihre Hauptkräfte noch nicht ein. Zu einem ähnlichen Schluss kamen auch Pentagon-Vertreter, die laut CNN vom „Abtasten“ der Front sprachen.

Sorge um Saporischschja: Atom-Experten reisen ins Kriegsgebiet

Unterdessen ist das Gelände des AKW Saporischschja erneut unter Beschuss geraten. Das teilte die russische Besatzungsverwaltung mit. Die russische und die ukrainische Seite machen einander für den Beschuss verantwortlich.

Am 29. August ist ein Team der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach Saporischschja aufgebrochen, um das AKW zu inspizieren. Es wird allerdings erst im Laufe der Woche vor Ort erwartet. Die Ukraine und die USA fordern eine entmilitarisierte Zone rund um das Kernkraftwerk einzurichten, Russland lehnt dies ab. (dpa/AFP/frs)

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