Löwen-Schlammschlacht: „Kreisklassenpräsident“ – Ismaik teilt Reisinger-Schmähungen öffentlich

Eigentlich hätte längst Ruhe herrschen sollen. Seit Montag hat der TSV 1860 einen neuen Trainer: Maurizio Jacobacci wurde als Nachfolger von Michael Köllner vorgestellt.
München – Das vier Wochen dauernde Geschacher um den Köllner-Nachfolger schien vorbei. Nun allerdings zeigt sich: Die Unruhe war nur für eine kurze Zeit in den Hintergrund geraten.
Verschiedene Vertreter der zwei Löwen-Parteien (e.V. und KGaA) veröffentlichten in den letzten Tagen eine Reihe von Statements, die – jedes für sich genommen – nicht weiter brisant schienen. Reiht man sie jedoch aneinander, ergibt sich ein klares Bild vom Klima, das im Verein herrscht. Dieses Bild wurde durch Posts von Investor Hasan Ismaik nun noch mal düsterer. Der teilte bei Instagram kommentarlos Zuschriften ihm wohlgesonnener Fans, in denen Präsident Robert Reisinger als „Kreisklassenpräsident“ beleidigt wird, kritische Fans aus der Westkurve als „zündelndes Pack“. Ismaik machte sich durch die Weiterverbreitung diese Aussagen zu eigen, die Schlammschlacht bei den Löwen eskaliert.
TSV 1860: Geschäftsführung und Aufsichtsrat mit gegenseitigen Vorwürfen
Rückblick: Nach der 1:2-Heimniederlage gegen Dresden am 31. Januar sahen sich beide Geschäftsführer der Löwen, Günther Gorenzel und Marc-Nicolai Pfeifer, gezwungen, Trainer Köllner zu entlassen. Doch ein Nachfolger fand sich aus verschiedenen Gründen vorerst nicht: Mal sagten Kandidaten von sich aus ab, mal fanden beide Gesellschafterseiten keinen gemeinsamen Nenner. Überhaupt fehlte für große Namen das Geld. Als am vergangenen Sonntag feststand, dass Jacobacci übernimmt, war Vereins-Präsident Robert Reisinger der Erste, der sich zu Wort meldete. Unter anderem schrieb er auf der Website des e.V.: „Dass sich die Entscheidung (in der Trainer-Frage, d. Red.) danach über einen Zeitraum von mehreren Wochen zog, lag nicht in unserer Verantwortung.“

Reisinger schrieb stellvertretend für die „Gesellschaftervertreter des Vereins“, zielte also auf die Partei um Hasan Ismaik. Die antwortete in Person des Aufsichtsratsvorsitzenden Saki Stimonaris (HAM-Seite). Er schrieb sinngemäß, die Verzögerung bei der Trainer-Suche sei durch die Geschäftsführung zustande gekommen. Die Bosse hätten erst nach „weiterer Zeit“ das Geld für einen solchen Trainer beantragt, der sofort zur Verfügung stand. Aussage gegen Aussage.
TSV 1860: Wusste Ismaik über Köllner-Entlassung Bescheid?
Am Donnerstag veröffentlichte Ismaik dann ein Statement bei Facebook, unter dem die eingangs erwähnten Kommentare zu finden sind. Ismaik schreibt, er „habe von der Köllner-Entlassung über meine Twitter-Timeline erfahren“. Dagegen spricht, dass die Geschäftsführung nach SZ-Informationen den Aufsichtsrat am Morgen des 31. Januars darüber informierte, dass Köllner entlassen werde. Auch Anthony Power, Statthalter des Investors, bekam diese Mail.

Die HAM-Seite wusste insgesamt also doch Bescheid. Noch brisanter: Power antwortete demnach nur zwölf Minuten später an Gorenzel gerichtet (übersetzt): „Wie mit Mr. Hasan diskutiert, wenn Köllner geht, gehen Sie auch. Sie müssen den Club sofort verlassen. Herzlich, Anthony Power.“ Klare Worte. Nicht auszuschließen, dass Gorenzel auch deshalb am Ende einen Kandidaten der Investoren-Seite zum neuen Trainer machte: Jacobacci. Ob der bei seiner Unterschrift wusste, dass er ein Politikum ist? (jals)