TSV 1860 mit 1000 Fans nach Halle – Ist die Liebe stärker als der Verdruss?

Löwen-Fans sind Leid bekanntlich gewohnt. Dennoch waren die Szenen erschreckend, die sich nach der 0:3-Pleite gegen Verl im Grünwalder Stadion abspielten.
München – Die Ersatzspieler des TSV 1860 liefen, damit auch sie an diesem Sonntag etwas getan hatten, ihre „Sechzehner-Läufe“ von Strafraum zu Strafraum. Auf beiden Seiten, vor jeder Kehrtwende, wurden die Stars mit gellenden Pfiffen der jeweiligen Kurve begrüßt.
Die klare Botschaft an die Mannschaft: „Diese Leistung braucht ihr uns Fans in Zukunft nicht mehr zu bieten.“ Mut dürften gerade jüngere Spieler daraus nicht geschöpft haben. Doch den Löwen-Anhängern war das egal, der Frust zu groß. Er musste raus.
TSV 1860: Sascha Mölders fordert Kämpferherz
Zum Löwen-Fan-Sein gehört es jedoch ebenso, dass die grundsätzliche Vereinsliebe stärker ist als jeglicher kurzfristige Verdruss. Und so werden es an diesem Freitag über 1000 Fans sein, die 1860 zum Auswärtsspiel beim Halleschen FC begleiten – um Support für den ersten Sieg seit einem Monat zu geben. Die weiß-blaue Treue ist also ungebrochen.
Gemessen an der zurückzulegenden Distanz zu den Auswärtspartien (der Mittelwert beträgt rund 500 km) bringt kein Verein der 3. Liga ein solches Gästefan-Aufkommen mit wie Sechzig. Im Durchschnitt begleiten knapp 2300 Sympathisanten das Team. Löwenstark! Damit das auch so bleibt, sollte das Team von Interimstrainer Günther Gorenzel schleunigst den Weg zurück in die Erfolgsspur finden, mindestens aber mal das „Kämpferherz“, das Ex-Kapitän Sascha Mölders im Interview mit unserer Zeitung vermisste. Er forderte „Schaum vor dem Mund, denn die Fans wollen sehen, dass du dir als Spieler den Allerwertesten aufreißt. Wenn du das machst, gehst du nach dem Spiel in die Kurve, bekommst Applaus und dann ist das Ergebnis zweitrangig.“
TSV 1860: Haben die Spieler die Situation verstanden?
Das mit dem Resultat dürfte Gorenzel zwar anders sehen: Er weiß, dass dringend wieder ein Sieg her muss, damit der tabellarische Anschluss an den Relegationsplatz (bisher nur fünf Punkte Abstand) nicht vollständig abreißt. Doch auch Gorenzel hat die Physis als Erfolgsrezept für Halle ausgemacht: „Wenn du glaubst, das nur spielerisch lösen zu können, nur mit spielerischen Typen auf dem Platz und einer spielerischen Taktik“, so Gorenzel, „dann ist das der falsche Ratgeber.“
In Halle sind also andere Löwen zu erwarten als jene, die bis zuletzt noch immer versuchten, sich durch schönes Spiel aus der Krise zu kombinieren. „Es muss einem jeden endgültig bewusst sein, dass gerade gegen Mannschaften, die in der 3. Liga um ihre Existenz kämpfen, es nur geht, wenn du bereit bist, um jeden Millimeter zu kämpfen“, so Gorenzel. „Wenn ich es jetzt noch nicht verstanden habe, ganz ehrlich, nach einem 0:3 und nachdem das Stadion so reagiert hat…“ Dann? Das verriet Gorenzel nicht. Aber: „Ich glaube, dass jeder verstanden hat, worum es geht.“
TSV 1860: Gegner Halle mit nur drei Tagen Erholung
Zweitrangig auch um den Beweis der Löwen an sich selbst, dass sie gegen Kellerkinder der Liga noch bestehen können. Halle steht auf einem Abstiegsplatz; genau wie Meppen und Oldenburg, wo Sechzig nicht gewinnen konnte. Beim VfB holten die Hallenser um neuen Trainer Sreto Ristic immerhin mal wieder einen Sieg, gewannen am Montag mit 1:0. Das bedeutet jedoch auch, dass die Vorbereitung auf 1860 nur drei Tage dauern konnte, Zeit zur Erholung bestand nicht.
Ein Grund mehr, warum Sechzig in Halle gewinnen sollte. Klappt das nicht, dürfte es vor dem Gästeblock wieder ungemütlich werden.