TSV 1860: Elversberg-Coach Steffen vor Spitzenspiel - „Michael Köllner macht eine klasse Arbeit“

Nach acht Jahren ist die SV Elversberg zurück in der 3. Liga und sorgt dort seit dem ersten Spieltag für Furore.
München – Mit 16 Punkten aus sieben Spielen sind die Saarländer Tabellenzweiter und damit Löwen-Verfolger Nummer eins. Im Interview spricht der Vater des Erfolgs, SVE-Trainer Horst Steffen (53), über die Gründe für den Mega-Start, das Transfergeheimnis des Dorfclubs – und über das bevorstehende Spitzenspiel gegen den TSV 1860.
Herr Steffen, wie schläft es sich aktuell als Trainer des Tabellenzweiten?
(lacht) Ich habe grundsätzlich einen guten Schlaf. Aber wenn man erfolgreich ist, schläft man noch etwas besser. Das ist doch klar.
Nach dem Aufstieg der SVE in diesem Jahr läuft es ja auch in der 3. Liga blendend, Platz zwei steht zu Buche. Können Sie es selbst schon glauben?
Klar, ich habe Augen, die die Tabelle sehen und einen Verstand, der das einordnet. Insofern glaube ich das, was da gerade passiert und freue mich darüber.
SV Elversberg: Idee vom offensiven Fußball
Man reibt sich Woche für Woche die Augen, was Ihre Mannschaft als Aufsteiger leistet.
Wir haben einen guten Kader, das vorweg. Einige Spieler sind schon länger Teil des Teams, sodass da richtig was entstehen konnte – eine Mannschaft, die sich vertraut. Das gepaart mit der nötigen Fitness hat uns dahin geführt, wo wir gerade stehen. Und natürlich kam uns auch der 5:1-Sieg am ersten Spieltag in Essen zugute. Seitdem haben wir enormes Selbstvertrauen, weil wir diese Form konservieren konnten.

Sie sprechen die Fitness an. Nur über den Kampf kommt Elversberg aber doch auch nicht ...
Das ist richtig. Wir haben schon immer viele Tore geschossen. Das spricht für den Mut unserer Spieler. Unsere Idee von offensivem Fußball passt seit Jahren perfekt zu unseren Spielern. Im letzten Jahr haben meine Jungs das Verteidigen gelernt und seitdem funktioniert es hinten auch besser. Und das hat uns in Liga drei geführt und dort auf den zweiten Tabellenplatz.
SV Elversberg erarbeitet sich Spitzenspiel gegen den TSV 1860
In diesem Sommer konnten Sie einen Spieler wie Marcel Correia locken, der beim SC Paderborn zuletzt in der 2. Bundesliga kickte. Wie machen Sie das?
Das ist hauptsächlich das Werk unseres Sportdirektors Ole Book. Aber auch unsere Spieler helfen da mit. Es spricht sich rum, wie gut die Stimmung bei uns ist und wie wohl man sich hier fühlen kann. Wir haben natürlich das nötige Kleingeld dafür, aber hauptsächlich ist es der Verein. Obwohl der gar nicht so groß ist.
Nun geht es gegen 1860, den Tabellenführer. Ein Duell auf Augenhöhe?
Wir gehen das zumindest so an. Ob es ein Spiel auf Augenhöhe wird, werden wir sehen. Dass wir als Zweiter in dieses Spiel gehen, hätte vor der Saison wohl niemand erwartet. Insofern ist das ein überraschendes Topduell, das wir annehmen und auch gewinnen wollen. Fest steht aber auch: Michael Köllner macht in München eine klasse Arbeit, man sieht mittlerweile, wie gut er die Mannschaft führt und auf verschiedene Situationen im Spiel super reagieren kann. Dass Sechzig an der Tabellenspitze steht, ist kein Zufall. Aber da gibt es noch andere Teams, die ähnliche Ambitionen haben und ihnen noch gefährlich werden können.
Auch Ihres? Sehen Sie die SVE als ernst zu nehmenden Konkurrenten für die Löwen um den Aufstieg?
Um das zu beantworten, ist es noch zu früh. Wir wollten in die Liga kommen und zeigen, dass wir hier hingehören. Wir wollten mutig auftreten und viel Freude verbreiten. Aktuell stimmt das Ergebnis und es darf gerne so weitergehen. Nach wie vor ist unser Ziel der Klassenerhalt. Aber wenn es dauerhaft für einen Platz da oben reicht, nehme ich das gerne an. Und ich traue es uns zu.
SV Elversberg will sich in der 3. Liga etablieren
Letztes Jahr ist Viktoria Berlin ähnlich wie ihre Mannschaft in diesem Jahr gestartet – und am Ende doch abgestiegen. Ein mahnendes Beispiel?
Nein, ich nehme mir an keinem Club ein Beispiel. Allein schon, weil ich die Situation bei Berlin im letzten Jahr ja gar nicht kenne. Ich werde einen Teufel tun und meine Mannschaft jetzt runter reden. Wir wollen einfach Woche für Woche Topleistungen abrufen. Darüber hinaus bin ich sowieso kein Mensch, der großartig in die Zukunft schaut. Dafür hat mein Hirn gar nicht die nötige Kapazität (lacht).
Zum Schluss: Sie stehen jetzt die fünfte Saison in Elversberg an der Seitenlinie. Wo sehen Sie sich selbst und den Verein nach den nächsten fünf?
Mich selbst? Puh, keine Ahnung. Dafür ist das Fußballgeschäft zu schnelllebig. Was mit Trainern geschehen kann, die gestern noch Erfolg hatten, hat man ja zuletzt am Beispiel Thomas Tuchel erlebt. Aber beim Verein ist das klar. Wir wollen uns in der 3. Liga etablieren. Wir wollen, dass jeder Drittliga-Fan weiß: ‚SV Elversberg, klar. Da müssen wir auch nächstes Jahr wieder ran.’“
Interview: Jacob Alschner