Sao Paulo - Bernie Ecclestone (82) war der erste Gratulant von Sebastian Vettel. Möglicherweise war es seine letzte WM-Party, denn der mächtige Formel-1-Chefvermarkter soll offenbar abgelöst werden.
Kaum war der frischgebackene Weltmeister Sebastian Vettel, noch im champagnergetränkten Overall, im Red-Bull-Motorhome abgetaucht, bahnten die Security-Männer dem Formel-1-Chefvermarkter Ecclestone den Weg durch die Traube von Fotografen und Berichterstattern. Sofort gingen der Brite und seine Frau Fabiana in Vettels kleinen Privatraum in der Hospitality, in dem Vettel sich gerade umziehen wollte. Ecclestone umarmte ihn einmal, umarmte ihn zweimal und flüsterte ihm einige Worte ins Ohr. Beim Rausgehen sagte Ecclestone mit typischem Humor: „Ich habe ihm ,Danke‘ gesagt – dafür, dass er es so spannend gemacht hat. Und dass, wenn ich nicht so geizig wäre, ich ihm eine Sonderprämie dafür geben müsste.“
Und das war alles, was er ihm erzählte? Oder hat er sich schon mal verabschiedet von einem seiner liebsten Fahrer? Denn Ecclestone steht auf der Abschussliste. Für den (einst?) mächtigsten Mann der Formel 1 wird es jetzt richtig eng. Wie die SZ berichtet, laufen in der Königsklasse detaillierte Vorbereitungen, Bernie als Vermarkter abzulösen. Sollte in München Anklage gegen den Briten wegen Bestechung erhoben werden, will sich das Führungsgremium der Firma Delta Topco, die als Obergesellschaft des Rennsport-Imperiums fungiert, auf der Ärmelkanal-Insel Jersey treffen und möglicherweise über einen Interims-Chef aus den eigenen Reihen beraten. Mit einer Anklage Ecclestones wird in den nächsten Wochen gerechnet.
Ecclestone soll dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld im Zuge des Verkaufs einer Formel-1-Beteiligung der BayernLB an den britischen Investor CVC gezahlt haben. Der mittlerweile zu achteinhalb Jahren Haft verurteilte Gribkowsky soll Ecclestone bei der Münchner Staatsanwaltschaft schwer belastet haben, der Brite bestreitet die Vorwürfe und behauptet, Gribkowsky habe ihn erpresst.
Unlängst hatte Ecclestone in britischen Medien darauf hingewiesen, wie gut seine Kontakte zu den Promotern der Formel-1-Rennen seien und dass das Geschäft deshalb leiden könne, falls er nicht mehr am Ruder sei. Das ist natürlich nichts anderes als eine Drohung – Bernie wehrt sich.