Wegen der bereits in einer Woche stattfindenden Weltmeisterschaft in Eugene (Oregon, USA) befanden sich 2022 gerade bei den Damen nicht die ganz großen Namen auf der Starterliste. Doch auch so erlebten die vielen Fans an der Rottacher Seepromenade hochklassige und spannende Wettbewerbe.
Bei den Damen war das Starterfeld nach einem Rückzug und zwei gesundheitsbedingten Ausfällen auf sechs Springerinnen zusammengeschrumpft. Diese sechs schenkten sich dann aber nichts. Am Ende reichten zwar überschaubare 4,30 Meter für den Siegerscheck, doch der war bis zum letzten Sprung heiß umkämpft.
Gleich vier Springerinnen überwanden die Siegerhöhe. Die drei deutschen Damen Katharina Bauer, Freiya Leni Wildgrube und Ella Buchner mussten dann aber der ungarischen Meisterin Hanga Klekner den Vortritt lassen. Sie hatte am Ende für die 4,30 Meter die wenigsten Versuche benötigt. Katharina Bauer – mit 32 Jahren die Erfahrenste im Feld – war dennoch hoch zufrieden: „Wir hatten hier tolle Bedingungen vor einer eindrucksvollen Kulisse. Ich bin mit meiner Leistung total happy, auch wenn es für die Europameisterschaften in München wohl nicht mehr ganz reichen wird.“
Wesentlich namhafter war dann aber die Liste der männlichen Teilnehmer. Der Erste, der ein dickes Ausrufezeichen setzte, war Lamin Krubally. Mit 5,55 Meter stellte der Mann aus Gambia einen neuen Landesrekord auf. Dann waren es aber vor allem die deutschen Männer, die für spektakuläre Sprünge und fast euphorische Stimmung entlang der Uferpromenade sorgten.
Zum Publikumsliebling der Höhenjagd avancierte dabei Torben Blech. Als der ehemalige Zehnkämpfer vom TSV Bayer 04 Leverkusen die 5,75 Meter übersprang, kannte der Jubel nicht nur bei Franz Sollacher keine Grenzen mehr. Da wollten natürlich auch Vereinskollege Lita Baehre, US-Boy Matt Ludwig und der einzige 6-Meter-Springer im Feld, der Pole Piotr Lisek nicht zurückstecken.
Gleich vier Springer machten sich nun an die neue Rekordmarke von 5,84 Meter. Lisek und Blech rissen ihre drei Versuche mehr oder weniger knapp, bevor dann Bo Kanda Lita Baehre zum großen Sprung ansetzte. Gleich im ersten Versuch schaffte der Showman mit der verspiegelten Brille und dem Piratentuch am Schopf die 5,84 Meter. Der Jubel kannte keine Grenzen mehr.
Lediglich Matt Ludwig hätte mit neu aufgelegten 5,88 Meter noch dazwischen springen können. Doch höher ging es diesmal im inzwischen fast kitschigen Sonnenuntergang am Tegernsee nicht mehr. Der Wettkampf hatte nach zweieinhalb Stunden kurzweiliger Unterhaltung mit Lita Baehre den verdienten Sieger.
Ähnlich spannend verlief der Sepp-Mannhardt-Gedächtnis-Cup, der am Samstag (2. Juli) stattgefunden hatte. Die besten Nachwuchsspringer kämpften dabei um die Wildcard für den Hauptwettkampf am Sonntag. Am Ende übersprangen mit Jun Yu Low aus Singapur, Dennis Schober vom ASV Landau, dem Ukrainer Illya Kravchenko und Adrian Kübler aus der Schweiz gleich vier die Siegeshöhe von 5,03 Meter. Kübler sicherte sich den Sieg mit nur einem Fehlversuch.
Nicht nur Sollacher und sein Team freuten sich über eine gelungene Veranstaltung. Auch Bundestrainerin Christine Adams war voll des Lobes: „Es ist ein in der Welt einmaliges Event hier am Tegernsee. Die Bedingungen waren nahezu perfekt, was die Springer auch zu Höchstleistungen animierte. Ich freue mich sehr über den neuen Rekord von Bo. Es wird sicher auch nicht sein letztes Ausrufezeichen gewesen sein.“ wed