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Amoklauf im Kino: Opfer schildert Schrecken

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Der Angeklagte vor Gericht. © dpa

Centennial - Ein Opfer des Kino-Amoklaufs von Colorado hat den Schrecken der Tat mit zwölf Toten und 58 Verletzten am Dienstag vor Gericht geschildert.

„Ich war schwanger. Ich musste unser ungeborenes Kind retten“, erzählte Katie Medley über die Nacht im Juli 2012. Der Vater ihres Kindes lag im Kinosaal schwer verletzt neben ihr. Als die Polizei den Saal erreichte, sei sie über leblose Körper am Boden gestiegen, zum Ausgang gelaufen und dabei auf Blut ausgerutscht.

Das erste Kind des Paares wurde drei Tage nach der Attacke im selben Krankenhaus geboren, in dem Vater Caleb behandelt wurde. Der Comedian verlor ein Auge, kann wegen Schäden an seinem Gehirn nur schlecht sprechen und nicht mehr gehen.

Ist Holmes unzurechnungsfähig?

James Holmes hat die Taten gestanden, aber in allen 166 Anklagepunkten wegen Mordes, versuchten Mordes und Vorwürfen wegen Waffen- und Sprengstoffgebrauchs auf wegen Unzurechnungsfähigkeit auf nicht schuldig plädiert.

Laut Anklage hatte sich der Student der Neurowissenschaften ein Waffenarsenal zugelegt, mit dem er alle rund 400 Zuschauer bei der "Batman"-Premiere hätte töten können - darunter eine Pistole, ein halbautomatisches Gewehr und eine Schrotflinte. Bevor er schoss, vernebelte er den Saal mit Rauchbomben. Seine Wohnung hatte er mit Sprengfallen versehen, die von den Ermittlern vor ihrem Zutritt erst entschärft werden mussten.

Die Staatsanwaltschaft, die die Todesstrafe fordert, wollte im Lauf des Verfahrens mehrere Opfer in den Zeugenstand rufen. Zudem möchte sie Ärzte zum geistigen Zustand des Schützen befragen. Diese Frage dürfte den Kernpunkt des Prozesses bilden, der vier bis fünf Monate dauern soll. Der Prozess musste wiederholt verschoben werden, weil Holmes zwei Mal psychologisch untersucht wurde. Die Staatsanwaltschaft argumentiert, die genaue Vorbereitung der Tat zeige, dass der 27-Jährige zurechnungsfähig gewesen sei.

Staatsanwalt George Brauchler sagte, der Angeklagte habe die Tat bei "minutiös" geplant. Holmes habe in einer Therapiesitzung Monate vorher über seine Mordphantasien und seinen "Hass auf die Menschheit" gesprochen.

Liebeskummer als Tatmotiv?

Als Grund für die Tat wies Staatsanwalt Brauchler darauf hin, dass Holmes Monate vor der Tat von seiner Freundin - der ersten, die er je hatte - verlassen worden sei. Zudem habe er ein wichtiges Examen verpatzt und daraufhin sein Studium geschmissen - und habe nun keine Lebensziele mehr gehabt: Holmes habe das Gefühl gehabt, "seine Karriere, sein Liebesleben und seine Ziele verloren zu haben" und versucht, die Kinobesucher zu töten, "um sich besser zu fühlen".

Die Verteidigung bestreitet dies und plädiert auf nicht schuldig. Holmes' Anwalt Daniel King wies in seinem Eröffnungsplädoyer darauf hin, dass es schon in den Familien seiner Eltern Fälle von Schizophrenie gegeben habe. In einem direkten Appell bat King die Geschworenen, den Angeklagten "mit menschlicher Achtung zu behandeln, als ein Mann, der unter Schizophrenie leidet". Es gebe keine andere "logische" Erklärung für die Tat.

Als Holmes im Sommer 2012 nach der Tat erstmals vor Gericht erschien, legte er einen befremdlichen Auftritt hin: Er trug orangerot gefärbte Haare wie der "Joker", Batmans Gegenspieler, sagte kein Wort und wirkte geistig abwesend. Am Montag nahm er mit kurzen, braunen Haaren und einem gepflegten Bart im Gerichtssaal Platz. Holmes trug dazu ein blau-gestreiftes Hemd, eine Stoffhose und eine Brille. Der Prozess hatte im Januar mit der Auswahl der Geschworenen begonnen.

dpa/Afp

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