Wegen Lockdown: Friseurin bricht in Tränen aus - „Wo ist der Staat, wenn man ihn braucht?“

Mit einem emotionalen Hilferuf wendet sich eine Dortmunder Friseurin an die Politik - unter Tränen aufgelöst dreht sie ein Video, das im Netz viral geht.
Dortmund - Bianka Bergler ist erschöpft. Schon viel zu lange hat die Dortmunder Friseurmeisterin versucht, sich und ihren Salon über Wasser zu halten. Doch es geht nicht mehr. Die Corona-Hilfen lassen nach wie vor auf sich warten. Die Kleinunternehmerin kann ihre fünf Mitarbeiter nicht bezahlen. Verzweifelt setzt sie sich deshalb vor die Kamera und appelliert an die Politik - mit Erfolg: Das Video wird binnen weniger Stunden Millionenfach angeklickt.
Damit ist Bianka Bergler nicht die einzige Unternehmerin, die öffentlich über ihre Misere klagt. In Dresden hat ein Gastronom in einem Facbeook-Video (*FNP berichtete) seinen Frust über wegbleibende Corona-Hilfen demonstriert, indem er sämtliche Teller zerschmettert hat - auch er erhielt daraufhin ein großes mediales Echo.
Friseurmeisterin: „Meine Zündschnur ist abgelaufen“
Strikte Maßnahmen wie der Lockdown* haben für viele deutsche Groß- und Kleinunternehmer fatale Folgen. Während sich manche Arbeitgeber mit Mühe und Not durch Spenden oder Rücklagen durchschlagen - bedeuten die konsequent durchgeführten Corona-Maßnahmen für viele Unternehmer den finanziellen Ruin. Selbst prominente Geschäftsleute wie etwa Tim Mälzer*, haben sich dazu zu Wort gemeldet. Der Hamburger Starkoch steht nach eigenen Angaben vor dem Bankrott.
Für die Friseurin aus Dortmund sieht die Lage ähnlich bitter aus: „Meine Zündschnur ist abgelaufen“, sagt sie in ihrem Instagram-Video. Sie habe kurz vorher beim Jobcenter angerufen, doch das Telefonat sei mehr als ernüchternd gewesen. Im Dezember habe die Friseurin Hartz IV beantragt, der Antrag sei jedoch laut Sachbearbeiterin „nicht korrekt ausgefüllt“ - das dementiert Bergler jedoch. Wirklich Hilfe bekommt die Friseurmeisterin am Telefon nicht - auch keine Empathie, wie sie im Video sichtlich mitgenommen erzählt.
Jeden Tag schaue sie „voller Angst“ auf ihre Konten. Das Geschäftskonto habe inzwischen ein Minus von 5.000 Euro. Bergler weiß nicht, wie lange sie die Situation noch stemmen kann. Denn es sei „noch keine Überbrückungshilfe angekommen“, berichtet sie. Zudem gebe es kein Soforthilfe-Paket.
In einem RTL-Interview sagt die Friseurmeisterin: „Ich bin faktisch pleite, ich bin pleite. Ich habe noch 20 Euro im Portemonnaie.“ Gegenüber RTL äußert sich Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) und zeigt sich mitfühlend. „Das Video zeigt bestürzend und eindrucksvoll, wie schwierig die Lage gerade ist. Deshalb müssen wir alles daran setzen, dass die Hilfen schnell ausgezahlt werden.“
Derzeit ist unklar, wann und ob Friseure wieder öffnen dürfen. Ergo müssen Unternehmer wie Bergler weiter um ihre Existenzen bangen. „Wo ist der Staat, wenn man ihn braucht?“, fragt Bergler. Die Miete kann die Dortmunderin diesen Monat nicht bezahlen, erzählt sie unter Tränen in ihrem Video, bedankt sich aber bei ihrem verständnisvollen Vermieter. „Es reicht! Steht auf!“ fordert die Friseurmeisterin am Ende ihres Aufrufs. *FNP ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.