Anders war die Lage in der Oberpfalz, wo die Polizei in der Silvesternacht zu rund 30 Einsätzen wegen möglicher Verstöße gegen die Infektionsschutzmaßnahmen fuhr und mehrere Neujahrspartys auflöste. Durch Beschwerden wegen Ruhestörung sei man dort auf Feiern mit vielen Haushalten und Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkungen aufmerksam geworden, hieß es. Auch in Stuttgart kam es bei fünf genehmigten Demonstrationen gegen die Corona-Politik der Bundesregierung und Landesregierung Baden-Württembergs mit Hunderten Teilnehmern wiederholt zu Verstößen gegen die Auflagen.
Insgesamt erinnerte das Bild in deutschen Städten aber eher an den TV-Silvesterklassiker „Dinner for One“ (Abendessen allein), bei dem sich zwei Menschen mit Freunden betrinken, die gar nicht anwesend sind. Manche kochten Fondue zu zweit, andere bestellten sich das Gourmet-Menü aus dem Restaurant für zu Hause oder trafen sich in Sektlaune mit der Familie in einer Videokonferenz.
In vielen Ländern der Welt fielen die Silvesterfeiern wegen der Corona-Pandemie verhaltener aus als sonst. Nicht nur in Italien und Frankreich herrschten nächtliche Ausgangssperren. Viele Partys und Feuerwerke wurden abgesagt, darunter Festivitäten in Amsterdam, London und Rio de Janeiro.
In der italienischen Stadt Bergamo, die bei der ersten Corona-Welle im Frühjahr besonders viele Tote zu beklagen hatte, war manchen gar nicht zum Feiern zumute. Die Verantwortlichen dort organisierten dann aber doch ein spezielles Event mit TV-Aufzeichnung, um das Coronavirus - oder besser das ganze Jahr 2020 - symbolisch zu verbrennen, wie es hieß.
In Griechenland wurde der Jahreswechsel landesweit mit riesigen Feuerwerken gefeiert - es wurde weitaus mehr geböllert als zuvor. Medien berichteten von „einer der spektakulärsten pyrotechnischen Shows aller Zeiten“. Feuerwerk zu Silvester ist in Griechenland längst nicht so üblich wie in Deutschland. Weil dieses Jahr aber ein Ausgangsverbot galt, überboten sich Städte in Sachen Pyrotechnik.
Während das berühmte Pariser Feuerwerk in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie entfallen musste, kamen Elektro-Liebhaber auf ihre Kosten. Gleich zwei Stars inszenierten Shows vor der Kulisse von Pariser Wahrzeichen: Elektropop-Pionier Jean Michel Jarre (72) läutete das neue Jahr in einer virtuellen Notre-Dame-Kathedrale ein, Elektro-DJ David Guetta (53) beglückte seine Fans mit einer aufgezeichneten Musikshow vor dem Louvre.
In vielen Ländern begann das neue Jahr schon deutlich früher: Als weltweit Erste - bereits um 11 Uhr mitteleuropäischer Zeit - rutschten die Südsee-Inseln Samoa und Kiribati ins neue Jahr. Auch dort war die Neujahrsstimmung wegen Corona gedämpft.
Eine Stunde später schossen in Neuseeland die Feuerwerkskörper in die Höhe. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern verzeichnete der Inselstaat im Südpazifik seit mehr als einem Monat keine lokalen Corona-Fälle mehr. Daher fanden Musikfestivals und Feuerwerksshows ohne Begrenzungen der Besucherzahl oder andere Einschränkungen statt. Am Hafen und Opernhaus von Sydney in Australien waren beim Feuerwerk diesmal keine Zuschauer zugelassen.
Mit einem farbenprächtigen Feuerwerk samt Lasershow am höchsten Gebäude der Welt - dem Burdsch Chalifa - begrüßte Dubai das neue Jahr. In Moskau gab es trotz Corona-Sperrstunde ein großes Feuerwerk am Kreml.
In anderen Ländern müssen sich die Menschen noch etwas gedulden - so auch in den verschiedenen Zeitzonen der USA: New York kann das neue Jahr erst um 6.00 Uhr MEZ mit dem „Ball Drop“ am Times Square begrüßen, bei dem ein leuchtender Kristallball an einem Mast hinabgelassen wird - diesmal aber vor wenigen Schaulustigen statt wie sonst Tausenden. Um 9.00 Uhr folgt Los Angeles an der Westküste und erst um 11.00 Uhr Honolulu im Bundesstaat Hawaii.
Bis 13.00 Uhr MEZ am 1. Januar dauert es, bis der ganze Globus ins neue Jahr gerutscht ist. Als letztes sind die Bakerinsel und die Howlandinsel im Pazifik dran. Stören dürfte sich daran niemand: Beide Inseln sind unbewohnt. (Daniela Deeg mit dpa) *op-online.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Netzwerks