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Ukraine-News: BP muss wegen Abschreibung auf russische Beteiligung Milliarden-Verlust verkraften

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Von: Richard Strobl, Thomas Schmidtutz

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BP: Der Ölriese muss wegen einer Abschreibung auf seine Beteiligung am russischen Ölkonzern Rosneft einen Milliardenverlust verkraften.
BP: Der Ölriese muss wegen einer Abschreibung auf seine Beteiligung am russischen Ölkonzern Rosneft einen Milliardenverlust verkraften. © Nick Ansell/dpa

Deutschland unterstützt nun wohl doch ein Ölembargo gegen Russland - mit entsprechenden Folgen für private Haushalte und Unternehmen.

Update vom 3. Mai, 11.05 Uhr – Die steigenden Energiepreise haben dem britischen Ölkonzern BP einen Gewinnsprung beschert. Im ersten Quartal verdiente das Unternehmen bereinigt um Sondereffekte operativ 6,25 Milliarden Dollar und damit gut doppelt so viel wie im Vorjahr. Wegen der Abschreibung seiner Beteiligung am russischen Ölkonzern Rosneft und des Rückzugs aus Russland musste BP allerdings unter dem Strich einen Verlust von 20,4 Milliarden Dollar verkraften nach einem Gewinn von 4,7 Milliarden im Vorjahr.  

In den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Konzerne dicke Abschreibungen auf ihr Russland-Geschäft verbuchen müssen. So musste etwa Mercedes-Benz wegen des Export-Stopps nach Russland gerade erst gut 700 Millionen Euro abschreiben.

Naftogaz-Chef fordert knallharten Kurs des Westens: „Vernichtende Sanktionen gegen Russland“

Update vom 2. Mai, 16.03 Uhr – Der russische Milliardär Oleg Tinkow ist nach eigenen Angaben wegen seiner Kritik am Russland-Feldzug zum Verkauf seiner Bank für einen Bruchteil ihres Werts gezwungen worden. „Ich konnte nicht über den Preis diskutieren. Es war wie eine Geiselnahme - du nimmst, was dir angeboten wird“, beschrieb er den Verkauf in einem Interview der „New York Times“, das am Montag in den russischen Medien für Schlagzeilen sorgte.

Er habe sich Leibwächter zugelegt, weil ihm Freunde mit Verbindungen zum russischen Geheimdienst erzählt hätten, dass der Kreml ihn töten wolle, berichtete der seit einigen Jahren im Ausland lebende Milliardär. Laut Tinkow hat zudem die Kremlverwaltung dem Management der von ihm gegründeten Tinkoff Bank mit Verstaatlichung gedroht, wenn das Geldhaus nicht die Verbindungen zu ihm kappt.

Er sei daraufhin gezwungen gewesen, seinen Anteil von 35 Prozent „für Kopeken“ zu verkaufen. Der Käufer - Milliardär Wladimir Potanin - habe ihm nur drei Prozent des realen Werts bezahlt, klagte Tinkow. Die Tinkoff Bank bestritt die Darstellung ihres Gründers. Tinkow hatte im April den von Russlands Präsident Wladimir Putin befohlenen Krieg gegen die Ukraine als „sinnlos“ bezeichnet und behauptet, 90 Prozent der Russen seien dagegen. Die Misserfolge der russischen Armee führte er auf Korruption zurück, da das ganze Land „in Vetternwirtschaft, Speichelleckerei und Unterwürfigkeit“ gefangen sei. Zwei Tage später hatte die Tinkoff Bank eine Umbenennung angekündigt. Wenig später wurde auch der Aktienverkauf publik.

Update vom 2. Mai, 13.29 Uhr – Angesichts des anhaltenden Kriegs in der Ukraine hat der Chef des ukrainischen Energieversorgers Naftogaz, Jurij Witrenko, ein vollständiges Öl- und Gas-Embargo gefordert. Man brauche „vernichtende Sanktionen, die wirklich geeignet sind, Putins Position zu schwächen“, sagte Witrenko dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Deutschland könnte verschiedene Wege wählen, um Russlands Gasexporte zu treffen. Denkbar sei etwa, Zahlungen für Gas an Russland auf Treuhandkonten einzufrieren. „Eine andere Variante wäre, dass der deutsche Staat Zollgebühren auf russisches Gas erhebt, so dass es für die Importeure so teuer wird, dass sich der Import nicht mehr lohnt“, sagte der Energie-Manager.

Habeck: Staat kann nicht alle Preissteigerungen auffangen - „Ist die bittere Wahrheit“

Update vom 2. Mai, 11.33 Uhr - Die Verbraucher in Deutschland müssen sich auf dauerhaft hohe Preise für Sprit, Strom und Gas einstellen. „Wir werden weiter mit höheren Preisen rechnen müssen“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Montagvormittag nach einem Treffen mit Mittelstandsverbänden. Der Staat könne nicht alle Preissteigerungen auffangen, weder für Firmen noch für Verbraucher, sagte Habeck in Berlin. Dies sei „die bittere und die harte Wahrheit.“

Die Bundesregierung habe verschiedene Hilfsprogramme aufgelegt, die Liquidität sichern und Unternehmen im Markt halten sollen. „Sie können aber, und diese harte Botschaft kann ich niemandem ersparen, sie können nicht verhindern, dass die Preise weitergegeben werden.“ Dies müsse die Volkswirtschaft tragen. „Anders kommen wir durch diese Zeit nicht durch“, sagte Habeck.

Russland-Sanktionen: Deutschland nun für Öl-Embargo - Habeck-Deals wohl entscheidend

Erstmeldung vom 1. Mai, 15.54 Uhr - Der nächste Kurswechsel der deutschen Regierung im Ukraine-Konflikt wird immer wahrscheinlicher. Deutschland unterstützt nun offenbar den europäischen Plan für ein Einfuhrverbot von Öl aus Russland. Zuvor galt die Bundesrepublik lange als Bremser bei dem Thema.

Die Regierung hatte sich nach dpa-Angaben in jüngsten Vorgesprächen zu einem möglichen sechsten Sanktionspaket der EU klar für die Einführung eines solchen Embargos ausgesprochen. Die Agentur beruft sich dabei auf Informationen von EU-Diplomaten. Auch die ARD bestätigte diese Angaben. Ein entsprechender Beschluss der Europäischen Union sei damit deutlich wahrscheinlicher geworden.

Russland-Sanktionen: Deutschland nun wohl für Öl-Embargo

Als Bremser bei dem Thema Ölembargo gelten damit nur noch Ungarn, Österreich und die Slowakei sowie Spanien, Italien und Griechenland. Länder wie die Slowakei und Ungarn sind dabei nach Angaben von Diplomaten bislang vor allem wegen ihrer großen Abhängigkeit von russischen Öllieferungen gegen ein schnelles Einfuhrverbot. In den südeuropäischen Ländern wird unterdessen vor allem der nach einem Embargo erwartete Anstieg der Energiepreise für Verbraucher mit großer Besorgnis gesehen.

Grund für die deutsche Kurswende dürften die jüngsten Erfolge bei der Suche nach alternativen Öl-Lieferanten sein. So hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am vergangenen Dienstag angekündigt, es sei gelungen, die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Öl von 35 Prozent vor Beginn des Ukraine-Krieges innerhalb von acht Wochen auf 12 Prozent zu senken. Ein Öl-Embargo mit ausreichender Übergangsfrist wäre in Deutschland unter Inkaufnahme steigender Preise daher inzwischen handhabbar.

Öl-Embargo gegen Russland: Ungarn gilt nun als Blockierer

Die EU könnte damit schon in den kommenden Tagen ein weiteres Sanktionspaket gegen Russland beschließen, das auch Einfuhrverbote für Öl beinhaltet. Ein entsprechender Text werde derzeit vorbereitet, und die EU-Kommission könnte ihn in den kommenden Tagen mit Blick auf ein Botschaftertreffen am Mittwoch vorlegen, wie auch die Nachrichtenagentur AFP am Wochenende aus Brüsseler Diplomatenkreisen erfuhr.

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Demnach gilt vor allem Ungarn noch als potenzieller Blockierer eines dann nötigen einstimmigen Sanktionsbeschlusses. Regierungschef Viktor Orban hatte nach seiner Wiederwahl Anfang April ein Veto gegen jede Form von Energieembargo angekündigt.

Wegen des russischen Kriegs in der Ukraine hatten die EU-Staaten bereits ein Importverbot für russische Kohle beschlossen. Die Ukraine und EU-Staaten wie Polen und die baltischen Länder fordern seit längerem eine Ausweitung auf Öl und Gas. Deutschland und einige andere Länder sind allerdings sehr abhängig von russischen Energieimporten.

Den Hintergrund zum Ukraine-Konflikt lesen Sie hier. (dpa/afp/rjs)

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